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sah er überall die brennenden Hauser, die Kirche von Dietach stand noch in
Flammen, Stadelkirchen war schon ausgebrannt; die Türken aber, als sie
die Reiter bemerkten, zogen sich mit ihrer Beute aus dieser Gegend zurück,
ohne Widerstand zu leisten, und nahmen ihre Gefangenen mit sich fort. Auf
den Anhöhen erblickte der Anführer der steierischen Reiter das türkische Lager,
ein schneller Angriff hatte die Feinde wahrscheinlich geschlagen, allein er zog
ruhig auf der Straße nach Linz fort1). Doch hatten nun auch die Raubzüge
der Türken am linken Ufer der Enns ein Ende; sie wußten ohne Zweifel
die Ankunft des zahlreichen Kriegsheeres K. Karl's V., das größtentheils,
sowohl Reiterei als Fußvolk, auf der Donau herabfuhr, unter festlichem Em¬
pfange und Jubel der Bewohner in Linz ankam, aber dann wieder weiter
hinab nach Wien sich begab, wohin auch K. Karl und Ferdinand zogen.
Kasimbeg, fürchtend abgeschnitten zu werden, zog sich von der Gegend um
Steier weg gegen Waid Hofen hin, wo die wackern Bürger einen Ausfall
machten, die Feinde schlugen, 300 Pferde erbeuteten und bei 400 Gefangene
befreiten. Die Türken rückten aber in diesen gebirgigen Gegenden vorwärts,
wahrscheinlich um in die Steiermark einzudringen, sie verbrannten Gaftenz,
dann den Markt Weyer, welcher saunnt der Kirche in Flammen aufging,
und zogen weiter hinein bis in's Sattelhag; allein in diesen Gebirgsschluchten
waren die Bauern aufgestanden, die Unterthanen der Herrschaft Gallenstein
stellten sich zur Gegenwehre, viele Türken wurden am Pfaffensteine erschlagen
und Pferde erbeutet^). Kasimbeg zog sich seitwärts in's Land unter der Enns
hinab, wurde aber selbst sammt dem größten Theile seiner Reiter in der
Gegend von Baden bei Pottendorf und in den dortigen Thalschluchten ver¬
nichtet, nachdem er vorher noch 4000 Gefangene hatte ermorden lassen.
§. 15.
Geschichte unsers Landes von 1533 bis zum Tode K. Fer¬
dinand I. 1564.
So war nun Oesterreich vom Feinde gesäubert, aber das große,
90,000 Mann starke Heer in der Gegend um Wien löste sich auf und K. Karl
begab sich nach Italien; Ungarn hätte leicht können erobert werden, aber
es geschah zum höchsten Schmerze K. Ferdinands nichts, der oft genug klagte,
daß die so schöne Gelegenheit nicht benützt wurde, die Christenheit von dem
türkischen Tyrannen zu befreien. Die nähere Gefahr vor ihm war nun zwar
*) Preuenhuber, S. 248—251.
2) Nach Berichten ans dem Archive von Garsten und nach Preuenhuber, S. 251»
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