Volltext: Zweiter Band (Zweiter Band 1847)

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Die Hussiten mußten aber nun von den Gränzen Oesterreichs hinweg, sich gegen 
die große Reichsarmee ziehen, welche sie auch am 14. August bei Tachau gänz¬ 
lich schlugen und zerstreuten. Nun kamen wieder Schaaren derselben gegen H. 
Albrecht, der sich nach Mähren und dann nach Oesterreich zurückzog; am 
14. Oktober wurden sie bei Böhmisch-Waidhofen von den Oesterreichern besiegt, 
viele derselben get'ödtet oder gefangen; der Jubel über diese Niederlage war un- 
gemein groß. Allein bald genug rückte Prokop der Große mit 10,000 Mann 
heran, und verwüstete die nördlichen Gegenden jenseits der Donau vom Novem¬ 
ber bis zum neuen Jahre; selbst im oberen Mühlkreise war man in großer Be- 
sorgniß vor ihnen, und der Landeshauptmann Reinprecht von Polheim legte in 
die Burg Ranariedl eine Besatzung aus Furcht vor Ueberfällen, und meldete 
dies dem Bischöfe von Paffau, dem sie eigentlich gehörte *). Damals kamen 
sie nicht weit herauf, aber im nächsten Jahre 1432 im Herbste rückten neue 
Schaaren derselben unter Anführung Prokops des Kleinen gegen Oesterreich; 
H. Albrecht befahl am 13. September die Stadt Krems in guten Verthei¬ 
digungsstand zu setzen^); am 1. November bewilligten die Stände demselben 
die Hussitensteuer und ein Aufgebot ihrer Unterthanen 3 4). Aber die Feinde rückten 
vorwärts gegen unser Land, und zerstörten das kaum hergestellte Stift Wald¬ 
hausen neuerdings^); wie weit sie kamen, ist unbekannt, doch hielten sie sich 
nicht lange auf und zogen nach Mähren zurück, wo gegen Ende Dezembers bei 
Znaim ein heftiges Treffen vorfiel mit großem Verluste von beiden Seiten; 
doch begaben sich die Hussiten nach Böhmen zurück. 
Es ist sehr begreiflich, daß bei diesen fürchterlichen Verheerungen und 
Gräuelthaten, wie in den Zeiten der tiefsten Barbarei, ein allgemeiner Schre¬ 
cken unter den Bewohnern Oesterreichs herrschte; menschliche Hülfe reichte nur 
selten gegen diese gewaltigen schnellen Raubzüge aus; daher wurde in den mei¬ 
sten Orten alle Abende durch ein eigenes Glockengeläute zum Gebete wieder diese 
wilden Feinde aufgerufen, was noch lange nach jenen Stürmen fortdauerte und 
das Huß-Ausläuten genannt wurde. Uebrigens muß man zum Ruhme der 
Oesterreicher gestehen, daß sie zu denjenigen gehörten, welche den Kampf mit 
den Hussiten am wenigsten scheuten, tapfer fochten, ihnen manche Schlappe 
anhingen, wenn sie auch bisweilen von ihnen geschlagen wurden, und dies 
Kurz, K. Albrecht II. B. II. 184. 
2) L. c. S. 215 und Beilage VII* S. 369. 
3) L. e. S. 215. 
4) Kurz, Beitrage IV. S. 482. Anno 1432 fuit destructio secunda et profanata est nostra 
ecclesia et totum monasterium per iniquos Bohemos et Hussitas.
	        
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