Volltext: Geschichte von Garsten

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ratur von Schlössern. Eines Tages ersuchte ihn sein Nach¬ 
bar, ein Nagelschmied, er möge seine drei Söhne das Lesen, 
Schreiben und Rechnen lehren. „3a,“ sagte der Schlosser, 
„wenn ich es so gut könnte wie du, würde ich es gerne tun." 
Er konnte nämlich nur lesen. Da jedoch der Schmied von 
seiner Arbeit nicht abkommen konnte, und auch fürchtete, bei 
fernern Feuer die Bücher der Kinder zu verbrennen, so kamen 
sie überein, daß der Dreher den Kindern die großen und kleinen 
Buchstaben beibringen solle. Während dieser Zeit erlernte 
der Schlosser vom Schmied auch das Schreiben und Rechnen 
worauf er diese beiden Künste ebenfalls den Kindern bei¬ 
brachte. Es kamen nun auch andere Kinder dazu und es 
stieg deren Zahl auf 25. Als der Prälat von Garsten dies 
erfuhr, schickte er den Schlosser Rammergraber nach Linz, wo 
er den vierwöchentliehen Lehrkurs mitmachte und ein Zeugnis 
als „Schulmeister" erhielt. Nun hatte Mühlbach wohl einen 
Lehrer, aber kein Schulhaus. Der Schullehrer mußte in seinem 
eigenen kleinen Häuschen in einem engen Stübchen die vor¬ 
geschriebenen Lehrstunden halten und erhielt bafür vom Klo¬ 
ster Garsten einen jährlichen ©ehalt von 120 Gulden. Hievon 
wurde jedoch das Schulgelb, bas sich auf 10 Gulden belief, ab¬ 
gerechnet. Der Bau eines kleinen Schuthauses war wohl 
längst beschlossen, wurde aber von 3ahr zu Jahr verschoben. 
Nachbetn ber erste Lehrer durch 30 Jahre unermüdlich gearbeitet 
hatte, übernahm 1817 sein Sohn die Schule im väterlichen 
Hause. Um diese Zeit wurde der Schulsprengel gebildet. 
3m Frühling 1831 wurde der Bau des neuen Schnlhanses 
auf dem „Geßlöckergrunde" begonnen und das Gebäude be¬ 
reits am 4. November 1831 bezogen. 
Am 11. Mai 1889 litt das Mühlbachtal unter den glei¬ 
chen Hochwasserschäden wie das Dambachial. Alles wurde 
verwüstet. Es waren ganz dieselben Verheerungen wie bet 
der letzten Hochwasserkatastrophe am 14. 3ult 1926, die uns 
noch allen in Erinnerung ist und die wieder bewiesen hat, 
wie schrecklich der unscheinbare Mühlbach werden kann. 
Damit wäre auch ein kurzer Ueberbltck über die Ver¬ 
gangenheit des Mühlbachtales gegeben. 
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3m Anschlüsse an die Geschichte von Mühlbach sei auch 
ein hochinteressantes Namensverzeichnis von alten Bauern¬ 
gütern und Häusern in Mühlbach und Dantbach angeführt, 
das aus einem sogenannten Urboriutn des 14. Jahrhunderts 
zusammengestellt ist. Unter Urbariutn (Urbar) versteht man 
das Verzeichnis der einer Herrschaft gehörigen bebauten Grund¬ 
stücke und der darauf ruhenden Leistungen und Einkünfte. Die
	        
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