Volltext: Geschichte von Garsten

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Schultern gehoben imb in schönster Ordnung, geleitet von 
Angehörigen aller Pfarreien mit ihren Fahnen, gefolgt auch 
von dem kaiserlichen Statthalter unseres Oberösterreich und 
anderen Würdenträgem, in die neue Kirche übertragen. Dort 
wurde der Sarg in die Seitenkapelle, welche diesem unserem 
Patrone geweiht ist, auf einem kostbar geschmückten Tische 
niedergesetzt, von dem hoch.ro. Abte das Tedeum angestimmt, 
das vom Chore fortgesetzt und dem zum Schlüsse das Gebet 
zum Seligen beigefügt wurde; sodann wurde der Sarg in 
die Nische der Mauer auf der Epistelseite ehrfurchtsvoll ein¬ 
gesetzt, und bort nach vorausgegangenem Hochamt mit Pre¬ 
digt mit einer Marmorplatte bedeckt und verschlossen. Es 
war rührend zu sehen, mit welch heiligem Wetteifer die einen 
mit Bildern und Rosenkränzen den Sarg zu berühren, die 
anderen die dort zerstreut liegenden Blumen noch vor Ver¬ 
schluß des Sarges zu erhaschen sich bemühten, während den 
heiligen Schatz selbst der Marmor aufnahm. 
Soviel über die Ereignisse bei der zweimaligen Ueber- 
tragung des seligen Berthold. 
B e n e d i k t i n e r st l f t G a r st e n, 
am 12. September 1689. 
Dieser ausführliche Bericht ist auch deswegen interessant, 
weil er beweist, wie tief damals schon die Bersh-rung des 
ersten Abtes im Volke wurzelte. 
Doch nun kehren wir wieder zurück in die Zeiten Ro¬ 
man Rauschers. Dieser begann nach einem herrlichen 
Bauplan die Errichtung der neuen Stiftskirche in reichstem 
Barock. Allerdings konnte er sein begonnenes Werk selber 
nicht vollenden. Zur Zeit seines Todes war die große Gruft 
vollendet und die Mauern waren bis zur Höhe des Dach- 
stuhles und zu den Türmen gediehen. 
Am 27. Juli 1679 feierte Abt R 0 m a n I. als ehrwürdiger, 
aber noch kraftvoller Greis m Gegenwart eines zahlreichen 
Adels und von zwölf Prälaten sein Jubelfest als Priester. 
Er überlebte es noch vier Jahre. Da brachen 1683 die 
Türken gegen Wien los, zerstörten die Weinberge des Stiftes 
um Rüßdorf und fügten den Besitzungen des Klosters auch 
sonst vielen Schaden zu. Aus Furcht vor dem herannahenden 
Feinde ließen die besorgten Patres des Stiftes den Abt 
gegen seinen Willen in einer Sänfte in das Kloster Spital 
tragen. Er kehrte wohl nach Wiens Befreiung von dort 
wieder zurück, aber die aufregenden Ereignisse und die an¬ 
strengende Reise hatten an seinem Leben genagt und fein 
Ende beschleunigt. Tief betrauert starb er am 12. Oktober 
1683 im achtzigsten Lebensjahre und im sechzigsten Jahre
	        
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