Volltext: Geschichte von Garsten

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mehr als einmal einen Mann im schwarzen Talare, gerade 
so, rote ihn unsere Aebte zu tragen pflegten, daherwandeln, 
der jedoch, wenn sie an ihn herantraten oder roemt sie ihn an¬ 
sprechen wollten, wieder verschwunden war. Es war nun 
allen klar, der Seligste habe jenen Schutz, den er sterbend dem 
Kloster mit den Worten: „3ch werde Euch nie verlassen", 
verheißen hatte, offen uns kundtun, ferner Hilfe uns ver¬ 
sichern und zum festesten Vertrauen uns aneifern wollen. 
Als übrigens später die neue Kirche so weit vollendet 
war, daß darin schon der gewöhnliche Gottesdienst gehalten 
werden konnte, dachte man auch wieder an die Uebertragung 
der Reliquien des Seligen. 
Es traf sich schön im Jahre 1686, daß am Borabende 
vor Pfingsten die Seitenkapelle mit dem Altar des Seligen 
vollendet wurde, und daß der Tag, an welchem vor neun 
Jahren die Uebertragung geschehen war, nämlich der 4. Juni, 
aus den Psingstdienstag, das ist auf jenen Tag fiel, an 
welchem seit undenklichen Zeiten die dem Stifte einverleibten 
Pfarren in Prozessionen zum Grabe des Seligen zu Kommen 
pflegten, wozu die einen oder anderen überdies durch, ein 
besonderes Gelübde sich verpflichtet hatten, als sie durch Ver¬ 
nachlässigung der Feier und knechtliche Arbeit an dem Feste 
des seligen Berthold schädliche Gewitter. Hagelschlag und 
andere Strafen des Himmels auf sich herabgerufen hatten. 
Es wurde daher der 4. Juni des Jahres 1686 für 
diese Feier, zu der man wieder die Erlaubnis des hoch- 
würdigsten Diözefanbifchofs erbeten hatte, von dem damaligen 
hochwürdigsten Abte Anselm Angerer gewählt, der Sarg aber 
schon einige Tage vorher aus der Gruft erhoben, um zu sehen, 
in welchem Zustande sich die Gebeine des Seligen befänden. 
Am Tage der Feier selbst wurden dieselben Zeremonien wie 
bei der ersten Uebertragung gehalten, jedoch noch viel feier¬ 
licher. Die Bahre mit dem Sarge, der mit dem Doppelsiegel 
des hochw. Herrn Abtes und des ehrw. Konventes versiegelt 
worden war, wurde aus der Sakristei zu jenem Altar der 
Pfarrkirche getragen, welcher sogleich nach der ersten Bei¬ 
setzung in der Pfarrkirche über der Gruft des Heiligen er¬ 
richtet worden war, und zwar um beiläufig 8 Uhr, zu jener 
Zeit nämlich, als von den Prozessionen der einverleibten 
Pfarreien die letzte, die aus der benachbarten landesfürst¬ 
lichen Stadt Steyr, angekommen war. 
Sobald die zwei hochw. Herren Aebte in Pontifikat- 
Kleidern mit Assistenz an den Altar getreten waren, begann 
unter dem Klange der Pauken und Trompeten die Aller¬ 
heiligen-Litanei; uud als der Chor dreimal „Seliger Berthold, 
bitte für uns" gesungen hatte, wurde der Sarg von acht Prie¬ 
stern, unserigen Pfarrern in priesterlichen Gewänden, aus die
	        
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