Volltext: Geschichte von Garsten

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Ordnung vorgefunden, daß man die Ueberreste beider Leiche- 
name genau unterscheiben konnte. Am Schädel des Stifters 
Ottokar hing ein Kreuz, außen vergoldet, innen mit Reliquien 
ausgefüllt. Am Kreuze hing eine Zinntafel mit dem Hinweis, 
dies feien die Gebeine Ottokars und dem Datum feines 
Todes. Bei den Gebeinen Elisabeths lag eine ganz ähnliche 
Tafel, ebenfalls mit einer lateinischen Inschrift. Außer dem 
Monatsdatum fand sich aber bei beiden keine Angabe des 
Todesjahres. Die Zeit jedoch, wann beide Leichname hier Mst 
beigesetzt worden waren, gab eine dabeiliegende größere Tafel 
aus Blei an, welche erklärte, Abt Michael habe ihnen hier 
tat Juli 1347 ihre Ruhestätte angewiesen. Wo sie früher 
bestattet waren, ob an einer anderen Stelle der Kirche oder 
in der „Losensteinerkapelle", ist unbekannt. Es fei gleich 
hier bemerkt, daß beide Leichname im Jahre 1686 in der 
neuen Stiftskirche jene Grabstätte erhielten, in der sie noch 
heute ruhen. Sie wurden mit allen bei ihnen vorgefundenen 
Sachen in einen abgeteilten Kupfersarg gelegt, oben Ottokar 
und unten Elisabeth, was außen durchs Inschriften gekenn¬ 
zeichnet ist. Am 20. März 1686 wurde dieser Sarg feierlich 
übertragen und dann eingemauert. Eine aus Stein gehauene 
Statue Ottokars liegt.über dem Grabe, das Todesdatum über 
dem Grabe ist unrichtig. 
Ebenfalls 1677 wurde auch das alte Grab des seligen 
Bertholt) geöffnet. Hierüber ist eine authentische Urkunde vor¬ 
handen, die Abt Anselm 1689 an die Bollandisten nach 
Rom sandte. Sie ist von einem Augenzeugen, dem damaligen 
Stadtpfarrer von Steyr, Dr. Roman Wall, unterfertigt, 
mit dem Siegel des Abtes Anselm versehen und enthält so viele 
interessante Einzelheiten über die Auffindung und Wiederbei¬ 
setzung der ehrwürdigen Reliquien, daß sie hier wörtlich wieder¬ 
gegeben zu werden verdient. Sie lautet (die Schreibweise ist 
hier modernisiert): 
Die Uebertragung des Leibes des seligen 
Bertholt), ersten Abtes von Garsten. 
Schon länger als 500 Jahre war die Kirche in Garsten 
gestanden, als der hvchwürdige, damals glorreich regierende 
Abt Roman Rauscher den Entschluß faßte, sie gänzlich 
abzubrechen und eine neue von Grund auf zu bauen. 3m 
Jahre 1676 wurde dieser Entschluß gefaßt und schon im 
folgenden Jahr« 1677 wurden die Altäre entfernt und die 
Mauern zum größten Teile abgetragen. Borher aber schon hatte 
man, damit nicht der Kostbarste Schatz der Kirche unter Schutt 
unb Trümmern zugrunde ginge, von dem hochgeborenen und 
hochwürdigen Reichsfürsten unb Diözesanbischof von Passau, 
Sebastian, aus bem Geschlechte ber Grafen von Pötting»
	        
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