Volltext: Sommerfrische Waldhausen, O.-Ö.

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des Staates überall geltend zu machen, waren auch Kräfte 
am Werke (Illuminaten), die direkt aus den Untergang der 
Klöster hinarbeiteten und die ihre Macht, weil sie sich in der 
Regierung befanden, weidlich ausnützten. Schon unter Kai¬ 
serin Maria Theresia und mehr noch unter Kaiser Joses II. 
wurden den Stiften durch aufgetragene Pfarregulierungen, 
Errichtung von Schulen, neu auferlegte Steuern schier uner¬ 
trägliche Lasten aufgehalst. 
Das Stift Kremsmünster, Hauptgläubiger des Klosters 
zu Waldhausen, selbst in finanzieller Bedrängnis, forderte 
wiederholt und zuletzt durch -einen Boten sofort auf einmal 
36.000 fl. zurück. „Die Rückzahlung von 40.000 fl. an 
Kremsmünster, die Errichtung neuer Pfarren und Schulen 
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machte," wie der Chronist Baumann bemerkt, „eine solche 
Oesfnung in die Stiftskasse, daß es länger auszuhalten nicht 
mehr möglich war." Propst Floridas hielt daraufhin um 
Aufhebung seines Stiftes unter St. Florians Verwaltung an. 
V. Aufhebung, Auflösung und Untergang des Stiftes. 
Unter Administration bis zur Uebergabe ans Linzer Dom¬ 
kapitel. 
Am 3. August 1786 meldete die Regierung der Hof¬ 
kanzlei, daß der Propst von Waldhausen bei ihr und beim 
Konsistorium seine Resignation angezeigt habe. Die Regie¬ 
rung nahm sie natürlich bereitwilligst an. Die Administration 
des Stiftsoermögens sollte der Propst von St. Florian über¬ 
nehmen, die geistliche Kommunität der Kanoniker zu Wald- 
hausen sollte einstweilen unter dem Stifte weiter bestehen. 
Als Das Stift seine Selbständigkeit verlor, gehörten ihm 
31 Mitglieder an. 
Der Chronist Baumann erzählt über das Leben dieser 
seiner Mitbrüder Folgendes: „Wir führten, solange ich meines 
Wissens ttn Stift und auf der Pfarre mich befinde, gewiß ein 
ganz einsames, frommes und geistliches Leben, welches jedem 
Lesenden leicht einleuchten muß, der nur die einsame Lage 
von Waldhausen besehen; denn durch das ganze Jahr durfte 
kein Geistlicher von halb 6 Uhr abends, welches die Zeit 
des Nachtessens war, sich entfernen, ohne nicht darüber in 
große Ahndung zu verfallen." Rur einen Punkt hebt Bau- 
mann tadelnd in seiner Chronik hervor, daß es die Obrigkeit 
ganz versehen und ihre Leute wissenschaftlich zu wenig aus¬ 
bilden ließ. 
Der Expropst verließ das Stift, wie es scheint, nicht ohne 
einen Wink der Regierung gänzlich. Er lebte einige Zeit 
in Taxen, später bei der gräflich Thürmheimschen Familie 
zu Sand bei Schwertberg. Er starb daselbst am 31. August
	        
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