Volltext: Sommerfrische Waldhausen, O.-Ö.

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auch der Boden, dem das Stift den Ertrag abbringen mußte, 
trotzte einem schnellen wirtschaftlichen Aufschwung. Wer heute 
die Felder beschaut, die mit Steinkugeln reich durchsetzt sind, 
und wer die unendlichen Mühen der Landwirte dieser Gegend 
sieht, die ihnen die Bearbeitung ihres heimatlichen Fleckens 
Erde verursacht, wird verstehen, wie lange das Stift sich 
das Getreide von außen her beschaffen mußte. 
Angesichts „der Armut und der rauhen Lage des Stiftes" 
befreite daher der Babenbergerherzog Leopold VII. auf Bitten 
des Propstes Berthold II. von der Mautpflicht in der Ge¬ 
treidezufuhr auf der Donau alle Schiffe des Klosters Wald¬ 
hausen. 
Kamps um ein Zehentrecht. 
Die Klöster der damaligen Zeit standen wohl geachtet da; 
allein ihre Lage war doch nicht immer beneidenswert. Eine 
wahre Plage für sie waren nicht selten die Bögt«, die be¬ 
rufenen Schützer, die Klostergut an sich rissen und selbst Kloster¬ 
insassen, die ihnen hindernd in den Weg traten, peinigten. 
Gegen derlei Uebergriffe suchten sich die Klostervorsteher durch 
Immunitätsbriefe (= Schutzbriefe), die ihnen Konzilien, Päpste 
und Bischöfe ausstellten, zu sichern. Doch auch das nützte 
bei gewissenlosen mächtigen Herren nichts. So rief man über¬ 
dies noch den Schutz der Könige und Landesherren an. So 
wurde auch Waldhausen 1213 ans Bitten des Propstes Har- 
rand von Kaiser Friedrich II. unter seinen Schutz genommen. 
Wie schwer es mitunter einem Stifte wurde, seine Rechte 
gegen gewisse mächtige Herren zu wahren, zeigt uns ein 
Streit um ein Zehent, den unser 'Stift 1230 unter Propst 
Har ranb mit der Gräfin von Peilstein (bei Melk) zu 
führen hatte, in welchem Streit sogar der Papst eingriff. 
Die Gräfin von Peilstein hatte sich schon durch sechs Jahre 
widerrechtlich den Zehent einiger dem Stifte Waldhausen pflich¬ 
tiger Güter in Simonselden (N.-Oe.) angeeignet Die Ein¬ 
heimjung hatte für sie Atbero von Arnstein überlassen. So 
oft ein Chorherr Waldhaufens in Simonfelben den Zehent 
einholen wollte, wurde er von Alberos Leuten mit Gewalt 
daran gehindert. 
Der Papst, ber vom Stifte Walbhaufen um Hilfe an¬ 
gerufen worben war, bestellte als Richter zur Wahrung ber 
Rechte des Stiftes ben Abt von Baumgartenberg sowie die 
Dechante von St. Florian und Enns. 3n ber St. Georgi- 
kirche zu Enns kamen sie zusammen: die vom Papste be¬ 
stellten geistlichen Richter, der klagende Propst Hutrand von 
Walbhaumt sowie dessen Begleiter, ber Chorherr Marquarb, 
ber von Alberos Leuten, als er diesem bas Borlabungsschreiben 
überbrachte, nicht nur elend mißhandelt, jonbern beinahe um¬ 
gebracht worden wäre. Die geistlichen Richter sprachen über
	        
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