Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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eventuell auftauchender Mißverständnisse und zu einer Vertiefung 
des bestehenden Bundesverhältnisses beitragen kann, bereitwilligst 
eingehen. Dementsprechend und auf Grund einer im Zusammen¬ 
hange mit meiner jüngsten Konversation mit dem italienischen Bot¬ 
schafter erhaltenen Weisung seien Euer Exzellenz bereit, in vor¬ 
läufig unverbindlicher Weise mit dem italienischen Minister des 
Äußern jene konkreten Mittel zu suchen, die zu dem von Italien 
wie auch von uns angestrebten Ziele führen könnten. 
Ich füge zu Euer Exzellenz persönlicher Kenntnisnahme bei, 
daß ich einerseits Wert darauf lege, den Faden der Konversation 
mit Italien nicht abgerissen, andererseits aber vermieden zu sehen, 
daß Italien mit Forderungen, wie Abtretung eines Gebietsteiles der 
Monarchie, hervortrete. Falls Marchese di San Giuliano das Ge¬ 
spräch mit konkreten Vorschlägen eröffnet, hätten sich Euer Ex¬ 
zellenz im allgemeinen rezeptiv zu verhalten, jedoch, im Falle 
der Minister eine Anspielung auf Abtretung des Trentino oder 
sonst eines Bestandteiles der Monarchie machen sollte, auf die Un¬ 
möglichkeit, daß eine solche Proposition zum gewünschten Ziele 
führen könnte, hinzuweisen. 
Hingegen könnten Euer Exzellenz, an ein früheres Gespräch 
des Grafen Ambrózy mit dem Generalsekretär anknüpfend, von den 
Interessen Italiens am Zustandekommen einer Bahn von Serbien 
zur Adria, sowie von den großen Mittelmeerinteressen des König¬ 
reiches sprechen. 
42. 
Prinz Gottfried zu Hohenlohe an Grafen Berchtold. 
Telegramm. Berlin, am 22. August 1914. 
Der Unterstaatssekretär ersuchte mich heute dringendst, wir 
möchten durch Erklärungen in Rom, wonach wir die neutrale Hal¬ 
tung des Königreiches gern anerkennen, das schlechte Gewissen 
Italiens beruhigen und es in seiner jetzigen Haltung bestärken. 
Man würde es hier mit Freude begrüßen, falls Euer Exzellenz 
den Artikel VII ohne Vorbehalt anerkennen würden. 
Nach Auffassung der deutschen Regierung sollten Österreich- 
Ungarn und Deutschland daher möglichst bald übereinstimmend er¬ 
klären, daß sie die italienische Auslegung des genannten Artikels 
anerkennen, wonach ein Gebietszuwachs für Österreich-Ungarn auf 
dem Balkan, selbst bei neutraler Haltung Italiens, nur nach vor¬ 
gängigem Einvernehmen mit, ihm und unter Bewilligung einer ent¬ 
sprechenden Kompensation erfolgen könne.
	        
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