Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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40. 
Freiherr you Macchio an Grafen Berchtold. 
Telegramm. Rom, am 21. August 1914. 
Minister des Äußern sprach sich gestern mir gegenüber dahin 
aus, es sei für Italien eine Notwendigkeit, in der Neutralität zu 
verharren. Die Verlockungen und Anbote der Ententemächte, die 
er offen zugab, würden nichts fruchten. 
Es seien allerdings gewisse militärische Vorbereitungen im 
Zuge — denn in so ungewissen Zeiten müsse man doch irgend¬ 
welche Vorsorge treffen — doch seien weitere Einberufungen in 
größerem Umfange nicht geplant. Er habe sich übrigens mit General 
Cadorna ins Einvernehmen gesetzt, um von ihm eine Zusammen¬ 
stellung jener Maßregeln zu erhalten, die er mir zur Verfügung 
stellen werde; ich stimmte einem solchen Vorgehen angesichts der 
fortgesetzten, hier und dort lancierten, unsere gegenseitige Ver¬ 
hetzung bezweckenden Nachrichten mit Befriedigung zu, erwähnte 
der lächerlichen Gerüchte über unsere angeblichen aggressiven 
Vorkehrungen im Trentino und anderwärts und bat ihn als sicherstes 
Gegenmittel um jeweilige offene Aussprache über derlei heikle 
Fragen. 
Der Minister erwähnte dann auch der großen Schwierigkeiten, 
welche Italien hunderttausende beschäftigungslose Arbeiter bereiten. 
Die sonst im September beginnende Auswanderung nach Argen¬ 
tinien sei heuer unmöglich, aus anderen Ländern strömen massen¬ 
haft italienische Arbeiter zurück und viele Fabriken im Inlande 
mußten wenigstens teilweise ihren Betrieb einstellen. Diese Leute, 
unter denen viele unruhige Elemente, in Ordnung zu halten, sei 
eine große Sorge und, soweit ich ihn verstand, entspringe der¬ 
selben wenigstens zum Teile, was an militärischen Maßregeln ge¬ 
schehen, wobei es sich aber nicht etwa um Einberufung aller dieser 
Leute handle. 
41. 
Graf Berchtold an Freiherrn yon Macchio. 
Telegramm. Wien, am 21. August 1914. 
Euer Exzellenz wollen sich bei passender Gelegenheit Mar¬ 
chese di San Giuliano gegenüber als mit dem Inhalte der Hoch¬ 
denselben gestern telegraphisch mitgeteilten Aussprache Herzog 
Avarnas vertraut zeigen. 
Sollte der Minister die Frage stellen, ob Sie mit einschlägigen, 
konkreten Instruktionen versehen seien, hätten Euer Exzellenz sich 
dahin zu äußern, daß die Hochdenselben erteilte Mission und die 
damit verbundene allgemeine Instruktion es mit sich bringen, daß 
Euer Exzellenz in jede Konversation, welche zu einer Klärung
	        
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