Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

heit militärischer Operationen außerhalb der ottomanischen Küsten 
des Adriatischen und des Jonischen Meeres gewahrt.") 
Demgegenüber hat sich Graf Aehrenthal darauf beschränkt, 
unter Betonung der von Österreich-Ungarn eingenommenen weit¬ 
gehenden freundschaftlichen Haltung auf die Gefahr einer Rück¬ 
wirkung auf den Balkan im Falle einer militärischen Aktion Italiens 
an der Küste des Ägäischen Meeres hinzuweisen und zu konsta¬ 
tieren, daß eine auch zeitweilige Besetzung der Inseln im Ägäischen 
Meere mit Artikel VII im Widerspruche stünde.3) 
Unsere reservierte Haltung gegenüber weitergehenden italie¬ 
nischen Aktionsplänen wurde in der Folge4) damit motiviert, daß 
Österreich-Ungarn — im Falle der Erteilung seiner Zustimmung — 
die Verantwortung teilen müßte, die Italien zufallen würde, falls 
es von seinen, zu Beginn des Krieges abgegebenen Erklärungen 
oder von seinen vertragsmäßigen Pflichten abginge. 
Unsere bundesfreundliche Haltung und unser Bestreben, in 
einem Zeitpunkte, wo Italien sich im Kriegszustande befand, eine 
das Verhältnis zwischen den Verbündeten eventuell trübende Dis¬ 
kussion zu vermeiden, geht deutlich aus der Sprache Graf Aehren- 
thals zum deutschen Botschafter (Ende November 1911) hervor.5) 
Es wurde damals Herrn von Tschirschky erklärt, daß wir bestrebt 
sein werden, ein Eingehen auf die Frage der Ausdehnung der 
italienischen Operationen auf die asiatische Küste zu vermeiden,, 
ohne die Absicht zu haben, der italienischen Regierung 
hiebei irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten Oder 
ihr solche auch nur als möglich erscheinen zu lassen. 
Einen weiteren Beweis unserer bundesfreundlichen Haltung 
ergaben wir, als Ende Februar 1912 England mit dem Vorschlage6) 
hervortrat, von Italien die Versicherung zu erwirken, daß es sich 
jeder Aktion gegen die Dardanellen enthalten werde. Der von 
uns — über Wunsch Marchese di San Giulianos — eingenommenen 
ablehnenden Haltung war es zu danken, daß dieser englische Vor¬ 
schlag fallen gelassen wurde. Die Monarchie ging aber noch weiter, 
indem sie die Gerüchte, als ob wir im Besitze italienischer Zu¬ 
sagen betreffs der Dardanellen seien, in London und Konstantinopel 
dementieren ließ.7) 
Als Herr von Tschirschky am 6. April 1912 neuerlich auf 
die Absicht Italiens, den Schauplatz seiner Operationen auszu¬ 
dehnen, zurückkam, wurde ihm zwar erklärt, wir könnten von 
unserem Standpunkte nicht abgehen, durch unsere Zustimmung 
einen Teil der Italien treffenden Verantwortung auf uns zu nehmen, 
jedoch zugleich bedeutet, Italien könne sich für den Fall einer 
geplanten vorübergehenden Aktion in Gebieten, die für eine Rück- 
3) Vide Anhang Nr. 5. 
4) Vide Anhang Nr. 6. 
5) Vide Anhang Nr. ?. 
6) Vide Anhang Nr. 8. 
7) Vide Anhang Nr. 9.
	        
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