Volltext: Österreichisch-ungarisches Rotbuch / Diplomatische Aktenstücke betreffend die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Italien

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Zessionen habe ich sofort brieflich Baron Sonnino und Herrn 
Salandra zur Kenntnis gebracht. 
Übereinstimmenden Zeitungsnachrichten zufolge wird die 
Kammer in ihrer morgigen Sitzung die Regierungserklärung ohne 
darauffolgende Debatte zustimmend zur Kenntnis nehmen. 
Den für heute von den Sozialisten geplanten Kundgebungen 
für die Neutralität stehe ich skeptisch gegenüber; nach den bis¬ 
herigen Erfahrungen war die Regierung noch immer bestrebt, solche 
Demonstrationen in ganz anderer Weise zu unterdrücken, als die 
sich ihrer Protektion erfreuenden interventionistischen Krawalle. 
Die Nachricht von der Abreise Giolittis bestätigt sich. 
196. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián. 
Telegramm. Rom, am 19. Mai 1915. 
König hat heute Revue der Garnison abgenommen, dann 
d'Annunzio in Privataudienz empfangen. Patriotische Kundgebungen, 
angebliche massenhafte Meldungen von Freiwilligen werden von 
der Presse verkündet, welche Alles tut, um Stimmung zu steigern. 
Unsere Konzession bezüglich der mise en effet wurde von 
der Agenzia Stefani gebracht, in den Blättern aber mit meist ge¬ 
hässigen Kommentaren reproduziert. Allgemein ist jetzt Überzeugung 
verbreitet, daß Bindung gegenüber Entente soweit geht, daß dagegen 
nichts mehr zu machen sei. 
Der erste Rausch, der Alles bei den Straßenkundgebungen des 
14., 15. und 16. ergriffen hatte, beginnt immerhin zu verfliegen 
und es herrscht eine ernstere, ruhigere Stimmung, da doch bei 
Manchem die Zweifel an der Zukunft ur\d die Schrecken des Krieges 
in greifbarer Nähe erscheinen. Es werden Stimmen hörbar, welche 
die Abreise Herrn Giolittis bedauern, doch werden diese sich kaum 
lauter hervorwagen. 
197. 
Freiherr von Macchio an Baron Burián, 
Telegramm. Rom, am 20. Mai 1915. 
Bis zur Stunde habe ich auf meine briefliche Mitteilung der 
„mise en effet"-Konzession von keinem der beiden Minister eine 
Antwort erhalten. 
Über die Aufnahme, welche die fragliche Konzession bei der 
italienischen Regierung gefunden hat, bin ich somit auf indirekte 
Schlüsse angewiesen. Als solche nenne ich einerseits das Faktum 
der bisherigen Nichtbeantwortung meiner Briefe und überhaupt den
	        
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