Full text: Der Heldenweg des Zweier-Landsturm 1914 - 1918

Der Lagerplatz war gegen Norden durch einen ziemlich großen 
Wald verdeckt. Die Gefechtsfront war untertags meist ruhig, ab und 
zu ließ sich Geschützfeuer hören,- des Nachts setzte oft stellenweise 
lebhaftes GewehrgeKnatter ein, das aber nicht von langer Dauer war. 
Der 31. August und 1. September vergingen mit normalem Lager¬ 
leben. Fußbäder, Wäschewechsel, Waffenpflege, Proviantfassungen 
und Kochen. Ein Brieferl oder Feldpostkarte für die liebe Heimat 
konnten auch vom Stapel gehen. 
Astronomische Studien waren auch durch die pünktlich einge¬ 
troffene Sonnenfinsternis ermöglicht,- allenthalben sah man Gruppen 
mit rasch konstruierten optischen Instrumenten aus Papier und an¬ 
gerußtem Glas die Himmelserscheinung beobachten. Auch ernste 
oder ulkige Weissagungen konnte man hören. 
Am Nachmittag des 1. Septembers erreichte diese Idylle ihr 
Ende. Es begann für die 1. Landsturmbrigade die unmittelbare Teil¬ 
nahme an der 
Schlacht bei Lublin. 
In den späten Nachmittagsstunden erfolgte der Aufbruch gegen 
Nordwest nach Aadlin-Aatoczyn, wo Freilager bezogen wurde. 
Das III. Baon wurde am 2. September gegen Abend nach Chodel 
zu einer dort angeblich im Rückzug befindlichen ungarischen Honved- 
brigade zugeteilt,- es erhielt dort am 3. September als erste Abtei¬ 
lung des Linzer Landsturmes die Feuertaufe und wurde am 4. Sep¬ 
tember abends wieder zur Einrückung zum Regiment befohlen. 
Am 5.September abends ist das Regiment bereits mit allen vier 
Bataillonen 30 Kilometer östlich Ehodel-Radlm bei Kielczewice, um 
am 6. September 1914 mit dem Morgengrauen in Feuerlinie, ohne 
Artillerievorbereitung, den Angriff auf die betonierten Stellungen 
der Russen westlich und östlich von P a w l o w von der Höhe Kote 
260 aus, durchzuführen. 
Lassen wir einen Mitkämpfer der heißen Tage von Pawlow 
zu Worte kommen: 
Am 5.September langten wir mittags in Biala Woda an. Nach¬ 
mittags erhielten wir Marschbefehl nach Kielczewice und langten 
bei Dunkelheit aus der Kote 260 an, wo wir uns eingruben. Kalt 
war die Nacht) nur einzelne Gewehrschüsse hörte man aus weiter 
Ferne. Es mag um 4.36 Uhr früh des 6. Septembers gewesen sein, 
als es sich schon in den Gräben zu regen begann. Patrouillen wur¬ 
den zusammengestellt und strahlenförmig gegen Nordosten und Osten 
ausgeschickt. Bald liefen Meldungen ein und gegen 6 Ahr früh 
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