Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

Angriff vorbrach. Am rechten Flügel — so berichtete Hauptmann Szämvald — klaffte eine Lücke 
in der Front. Dort drangen die Russen in die Stellungen ein. Hauptmann 5?ämoali>, der das 
II. Bataillon befehligte, fetzte an der bedrohten Stelle schleunigst feine Reserve zum Gegenstoß ein 
und meldete dem Regimentskommandanten Oberstleutnant Zischer von See den Einbruch der 
Feinde. 
„Die Russen haben unsere Stellung durchbrochen. Alles steht auf dem Spiele. Die Lage ist 
kritisch, die Russen können gleich in Rvzwad6w sein. Besetzen Sie mit Shrer Kompagnie die 
Stellungen vor der Ortschaft und halten Sie den herandrängenden Zeind auf! Tun Sie Shre 
Pflicht!" 
Diesen Befehl erteilte Oberstleutnant Fischer von See mit aufblitzenden Adleraugen dem 
Leutnant Dr. von Kleiner, defsen 4. Kompagnie dem RegimentsKommandanten als Reserve un¬ 
mittelbar unterstellt worden war. Leutnant Dr.vonKleiner besetzte soeben die Reservestellung bei der 
Ziegelei vor dem Rordostausgang von Rozwadow, da erhielt er einen zweiten Befehl, nach rechts 
auszubiegen und dann bis an den San vorzustoßen, um dem herandrängenden Feinde in die Flanke 
zu fallen. 
3n dichten Wellen hintereinander wälzten sich die russischen Sturmhaufen gegen den befestigten 
und von den Reserven der 6. Division — es war das I. Bataillon Major Richter der 4er Kaiser- 
jäger und das III. Bataillon Major Planiscig der 3er Kaiserjäger — wohlverteidigten Ortsrand 
von Rozwadow—Eharzewice heran. Da traf den Angreifer der vorbereitete Gegenstoß, der durch 
das flankierende Eingreifen von Teilen des 4. und des 3. Regiments der Tiroler Kaiserjäger und 
einer aus dem Wäldchen südlich von Sochg mit Kartätschen feuernden Batterie den schon nahezu 
geglückten Durchbruch in eine schwere Niederlage für die Russen verwandelte. Zu wilder Flucht 
strömte der Feind gegen den San zurück. 
Am Allerheiligentag frühmorgens geschah dies; da stürmten die durcheinandergewürfelten 
Kaiserjäger vom 4. und vom 3.Regiment vorwärts, eroberten die Gehöfte von Karnatlj, das Dorf 
Poftmie und den önundationsdamm, den Russen in heroischen Linzelkämpfen zwei Maschinen- 
gewehre und 200 Gefangene entreißend. Bis in die Auen am Ufer raste Oberleutnant Sohann Frank 
mit einer Schar wackerer 4er Kaiserjäger und rettete Kameraden ans der Gewalt der Russen. 
Bei diesem kühnen Borstoß brach Oberleutnant Frank, von Gewehrschüssen durchbohrt, sterbend 
zusammen. 
Bei Karnatg warfen fich Oberleutnant Mayer und Oberleutnant Konäs, bei Sochy Hauptmann 
Sartier mit Verwegenheit an der Spitze der 4er Kaiser jäger dem Feinde entgegen. Der Regiments- 
Kommandant Oberstleutnant Fischer von See war selbst ganz vorne; er durcheilte die Linie der 
Kämpfenden mit schmutzstarrenden Kleidern, mit pulvergeschwärztem Gesicht, mit blitzenden Augen, 
gab rasch und schneidig Befehle und seine sonore Stimme übertönte den gewaltigen Gefechtslärm. 
Gr sah ans wie der „leibhaftige Teufel", so erzählten sich später begeistert die Säger. 
Ts ist nicht möglich, alle Einzelheiten dieses wilden Gefechtes zu erzählen. Fest standen am 
Morgen die Züge der 10. Kompagnie trotz äußerst empfindlicher Beschießung unter Anfeuerung 
ihrer Offiziere und Unteroffiziere und hielten bei Sochy die Verbindung mit dem links benach- 
barten I. Bataillon der 3er Kaiserjäger. Doch die Russen gewannen den Uferdamm, sie drangen in 
den Laufgräben vorwärts und erbeuteten zwei in der Schwarmlinie befindliche Geschütze. Die 
10. Kompagnie Hauptmann Schmidt der 4er Kaiserjäger mußte vor dem übermächtigen Drucke in 
den Wald bei Sochy zurückweichen. Hier, wenige hundert Schritte vom Snundationsdamm ent- 
fernt, konnte der Anprall des Feindes aufgefangen werden. Von der Abschnittsreserve der 
3er Kaiserjäger eilte inzwischen die ö. Kompagnie unter Leutnant Stephan Klein herbei und gebot 
den Russen Halt. Leutnant Klein fiel bei diesem Abwehrkampfe. 
Einzelheiten über das Eingreifen des III. Bataillons des 3. Regiments schildert General- 
major Schemfil in seinem Buche: 
„Das III. Bataillon erhielt als Divisionsreserve in Eharzewice um Uhr früh den telepho- 
nifchen Befehl, gegen Posanie flankierend anzugreifen. Major Planiscig führte den Befehl 
energisch und geschickt aus. Er sandte vorerst den Fähnrich Obstgarten mit einer Patrouille zur 
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