Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

Generalmajor Schemfil, der das Gefecht bei Telatyn als Kommandant der 3. Kompagnie des 
3. Regiments mitmachte: 
„Die Gefechtsführung und die Verbindung mit den Kompagnien in der Schwarmlinie war äußerst erschwert, oft 
sogar gänzlich ausgeschaltet, da das Angriffsgeläude durch Massenfeuer der Russen vollkommen bestrichen war. Die die 
Verbindung aufsuchenden Gefechtsordonnanzen wurden am Wege in die Schwarmlinie getötet oder verwundet. Dazu 
kam noch, daß der Kommandant des I. Bataillons der Zer Kaiserjäger Oberstleutnant Poletilovic schwer verwundet 
zurückgetragen werden muhte und es längere .Zeit dauerte, bis fein Stellvertreter Hauptmann Schönn hievvu Kenntnis 
erhielt. Unsere Artillerie versuchte unter anerkennenswerter Aufopferung den Angriff zu unterstützen und die feind-- 
liche Artillerie niederzukämpfen. Die offen aufgefahrenen, todesmutig feuernden Batterien wurden jedoch alsbald durch 
die an Zahl und Geschiitzertrag weit überlegene russische Artillerie vollständig niedergekämpft, zum Teil vernichtet." 
Generalmajor Mayer bat jetzt das Divisionskommando um Weisungen für den Fall eines 
etwaigen Rückzuges. Da die Aussichten, die feindliche Übermacht zurückzuwerfen äusserst gering 
waren, so entschloß sich Zeldmarschalleutuaut Roth, das Gefecht abzubrechen und den kämpfenden 
Abteilungen den Befehl zum Rückzug au die Huczwa zu geben. Und zwar sollte zunächst die bei 
Radostow schwer ringende 121. Brigade, die den weiteren Weg hatte, auf Tzerkasy zurückgehen. 
Die 96. Brigade erhielt den Befehl, einstweilen noch auf den Höhen von Telatyu auszuharren, um 
sich dann südlich der Strahe nach Tzerkasy dem Rückzug der 121. Brigade anzuschließen. 
So wurden denn an die beiden Brigaden der 8. Division die Befehle zum Abbrechen des Ge- 
fechtes abgesendet. Ls gibt nichts Schwierigeres als solch ein Manöver; jetzt zumal, da sich die 
Abteilungen des XXI. Russenkorps gerade zum Sturme auf Telatyu und Radostow anschickten, 
war der Augenblick hiezu überaus ungünstig. Ts trat die Gefahr ein, daß dieser freiwillige Rück- 
zug die Form einer Niederlage annehme. Lolch ein Zurückführen der Truppen mitten ans dem 
Kampfe setzte die zäheste Kaltblütigkeit der Kommandanten wie die strengste Manneszucht der 
Truppen voraus, die schon das Zeuer des nachdringenden Feindes in ihrem Rücken hörten. Alle 
Berichte stimmen darüber Uberein, daß sich die Kaiserjäger der 8. Division dem gefährlichen Augen- 
blicke gewachsen erwiesen und sich in rühmlicher Weise den anbefohlenen Rückzug erkämpften. 
Die 96. Brigade brach nach und nach das Gefecht ab und ging auf Tzerkasy und auf die Höhen 
südöstlich davon zurück, wohin auch die Artillerie zur Deckung des Überganges Uber die Huczwa 
befohlen wurde. Wie schwierig dieser RUckzug war, darUber schreibt Generalmajor Schemfil: 
„Der vom Brigadekommando um 8,40 Uhr vormittags erlassene RUckzugsbefehl traf zwar in 
kurzer Zeit beim Regimentskommando der 3er Kaiserjäger ein, drang jedoch zu den Schwarm- 
liniert erst um die Mittagszeit, stellenweise Überhaupt nicht durch. Viele Teile der Zeuerliuie traten 
die Riickzngsbewegung erst an, als sie gänzlich isoliert oder von den vorstUrmenden Russen beinahe 
Uberrannt oder umgangen waren. Das standhafte Ausharren 
und der RUckzug im deckungslosen Gelände brachten bedeu- 
teud schwerere Verluste als das vormittägige Gefecht mit sich. 
Bedauerlicherweise fielen auch sehr viele Verwundete, die 
während des Gefechtes nicht zurUckgebracht werden konnten, 
in Gefangenschaft." 
Das III. Bataillon der 3er Kaiserjäger zog sich durch den 
Wald nördlich von Posadow, das I. und das halbe II. Uber 
Älice zurUck. über diesen Ort ging auch das Regimeutskom- 
maudo der 4er Kaiserjäger mit vereinzelten Teilen des Regi- 
ments gegen 10 Uhr vormittags auf Tzerkasy zurUck. Ostlich 
von 2ulice nahm das II. Bataillon unter Oberstleutnant 
Zischer von See erneut Stellung und hielt solange stand, bis 
die Überreste der Artillerie und der Infanterie der 96. Bri- 
gade diese Ortschaft durchschritten hatten. Nach dem Gefecht bei Telatgn, 
Besonders verlustreich gestaltete sich der RUck- . 4. Regiment, 7. September iy>4 
zug der 121. Brigade, auf die gerade der Haupt- 
stoß der Russen traf, „Zufolge des RUckzuges der 96. Brigade" — so schildert der damals bei der 
9. Kompagnie der 1er Kaiserjäger eingeteilte Kadett Blaas — „erhielt das III. Bataillon Zlau- 
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