Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Frühjahr 1915 (1 ;)

zahlreiche Russen gefangen. Sie hielten sich in den Hutten und umliegenden Obstgärten verborgen. 
Unter einem Strohschober zogen die Zäger mehrere Russen, darunter auch einen Offizier, heraus, 
der sich noch verzweifelt wehren wollte. Gleichwie bei Uhnow—Tarnoszyn waren die Russen gerade 
vor der Mahlzeit überrascht worden. Trohe Kochtöpfe mit Kraut, Kohl oder Milchsuppe standen 
am Feuer, eine willkommene Beute für die hungrigen Sieger. 
Bei Telatcm war der Kampf schon mit Einbruch der Dunkelheit abgeflaut. Feldmarschall- 
leutuant Freiherr von Kirchbach hatte den Angriff wegen der ungeklärten Verhältnisse beim 
Feinde einstellen und die Masse der 9b. Brigade in der Röhe der Ortschaft Aufstellung nehmen 
lassen. Die Lage war dort gegen 10 Uhr abends folgende: Das I. Bataillon der ?er Kaiserjäger 
lag in einem Hohlwege südwestlich von Telatgn, nördlich anschließend das Feldjägerbataillon Ib. 
Dieses Bataillon und die 1. Kompagnie der ?er Kaiserjäger waren in den späten Nachmittags- 
stunden durch Telatgn bis auf die Höhen südöstlich der Ortschaft gelangt. Sie muhten aber dem 
Drucke der Russen gegen ihre rechte Flanke nachgeben und sich wieder auf die Windmühlenhöhe 
von Telatgn zurückziehen. Westlich von Telatgn stand Oberstleutnant kovin mit dem I. und 
dem II. Bataillon des 4. Regiments. Das halbe II. Bataillon der Zer Kaiserjäger — die 6. und 
8. Kompagnie und die Maschinengewehrabteilung II — war, von Dutrow nach Osten vorstoßend, 
bis zu dem Walde nördlich von Telatgn gelangt, die 5.Kompagnie als Reserve beim Regiments- 
Kommando verblieben. Die 7. Kompagnie bildete die Bedeckung des XIV. Korpskommandos. 
Das III. Bataillon der Zer Kaiserjäger stand als Brigadereserve westlich von Telatgn. Dort war 
der Kommandant der 12. Kompagnie, Hauptmann Bruno Rordon, durch einen Schrapnellschuß 
getötet worden. 
Die 8. Division hatte am 6.nachmittags russische Abteilungen zum Teil aus ihren Lagern auf- 
gescheucht und namentlich die 121. Brigade hatte bemerkenswerte Erfolge errungen. Feldmarschall- 
leutnant Freiherr von Kirchbach begrüßte es aber doch, daß ihm der Erzherzog die 9. Kavallerie- 
divisivn zur Verstärkung zuwies, denn allem Anschein nach war der gegenüberstehende Feind auf 
zwei Infanteriedivisionen mit Reiterei angewachsen. Die naheliegende Erwägung, daß diese 
starken Kräfte südwestwärts gegen den Rücken der k. u. k. 4. Armee einschwenken könnten, hatte 
beim Erzherzog schon bald nach Beginn des Kampfes den Entschluß reifen lassen, spätestens am 
8. diesen gefährlichen Feind, das russische XXI. Korps, abzutuu und, hiezn alle anderen Ziele 
zurückstellend, auch das II. Korps heranzuholen. 
Dieses Korps sah sich am 6. südlich von Grabowice nicht nur der Masse des russischen V. Korps, 
sondern auch umfassend angreifenden Teilen des von Hrubieszow heranmarschierenden 
XVII. Korps gegenüber. Bereits angewiesen, der 8. Division zu Hilfe zu kommen, brach das 
Korps den Angriff ab. Abends stand es mit einer Brigade bei Egszowce, die Masse aber noch auf 
den Höhen bei Dub. 
Die Truppen der 8. Division erhielten am 6. abends den Befehl, Uber Rächt in ihren Stellnn- 
gen bei Eelatgn und bei Radostow zu verbleiben und sich für die Fortführung des Angriffes am 
7. bereitzuhalten. Die Nacht verlief ruhig. Die Fahrküchen konnten bis zu den Kompagnien vor- 
fahren und zwar zerkochte, aber warme Menage verabreichen. Patrouillen, die vorgesendet 
wurden, meldeten auf den Höhen östlich von Telatyn und Radostöw undurchdringliche 
Vorpostenlinien der Russen. Bei der 96. Brigade traf gegen 11 Uhr nachts die Nachricht ein, daß 
eine feindliche Kolonne aus südöstlicher Richtung gegen TelatM im Anmärsche sei. «Zur Auf- 
Klärung gingen zwei Nachrichtenabteilungen ab, die eine vom 4. Regiment nach Posadow, die 
andere vom 3.Regiment nach lahoiricy und gegen Replin. Der etwa um 10 Uhr nachts vom 
9b. Brigadekommando für den nächsten Tag ausgegebene Angriffsbefehl wurde im Hinblick auf 
die von Südosten drohende Gefahr widerrufen, nach Mitternacht jedoch neuerlich der Angriff 
angeordnet. 
Beim Erzherzog «Zosef Ferdinand war mittlerweile eine strikte Weisung des Armeeoberkom- 
mandos eingetroffen, die der Gruppe einschärfte, am 7. unter Zurücklassuug entsprechender Rücken- 
deckung zur 1. Armee zu stoßen, um sich ihr zu unterstellen. Der Erzherzog hielt jedoch an seiner 
Absicht fest, am 7. früh vorerst einen kurzen Vorstoß gegen den im Augenblick gefährlichsten Feind, 
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