Gefecht des III. Bataillons der 2er Kaijerjäger bei Leblöw
(5. September 1914)
Die Einzelheiten dieses Gefechtes können nach den vorhandenen Berichten nicht völlig aufgeklärt
werden. Es scheint, daß das III. Bataillon die Aufgabe hatte, die linke Flanke der Kolonne Oberst
von Brosch zu decken. Sicher ist, daß die 10. und die 12. Kompagnie zur Sicherung nach Eebiow
vorgeschoben wurden, während die 9. und die II. Kompagnie als Rückhalt für die Artillerie
weiter westlich an der nach Beiz führenden Straße aufgestellt wurden. <3n Eeblöw selbst befand
sich auch in einem Bauernhause der Bataillonshilfsplatz.
Ein Unstern waltete über der 10. Kompagnie. Shr Kommandant Hauptmann Nikolaus von
Grimm hatte sie bis über Eebtöro vorgeführt, um seine Leute dem russischen Artilleriefeuer zu ent-
ziehen. Nun aber geriet die Kompagnie mit russischer Infanterie, die von Osten heranrückte, in
ein lebhaftes Feuergesecht. Hiebei hatte sich der Unterjäger Alois Ascher als kühner Patrouilleur
verdient gemacht. Eine von dem Einjährig-Freiwilligen «Zugsführer Wilhelm geführte Patrouille,
die Hauptmann Karl Goppolt von der 12. Kompagnie zur Erkundung ausgeschickt hatte, bemerkte
plötzlich Feind, der sich von Norden rasch gegen Eebiötv bewegte. Sofort verständigte Wilhelm
seinen Kompagniekommandanten von dem gefährlichen Borgehen der Russen. Alsbald sah man
auch feindliche Kräfte von Süden her aus iu^el ausschwärmen. Die Sorge des Hauptmannes Gop-
polt galt nun der vereinzelten 10. Kompagnie, die noch östlich von Eebtow steckte. Ein Zug, den
Hauptmann Goppolt zur Verstärkung der 10. Kompagnie entsandte, kam infolge des heftigen
feindlichen Feuers nicht weit vorwärts.
Der Bataillonskommandant Major Devarda hatte fich inzwischen zum Rückzug angeschickt.
Auch die 9. und die 11. Kompagnie rückten anscheinend nach Westen ab. Unter diesen Verhältnissen
entschloß sich Hauptmann Goppolt, gleichfalls zurückzugehen. Unterjäger Seisl und Säger Nlos-
brucker erboten sich, die 10. Kompagnie davon zu verständigen. Sn der Tat kam Seisl in den mit
Geschossen überschütteten Raum bis hinter die Schwarmlinie hingekrochen und unterrichtete die
IS. Kompagnie von dem Abmärsche des Bataillons.
Hauptmann von Grimm lieh nun seine Leute in kleinen Gruppen durch die Feuerzoue nach
Eebtoro zurückgehen. Sudes hatten sich aber schon die Russen gegen die Flanke der 10. Kompagnie
herangepürscht und auf Eeb!6w gestürzt. Ein wütendes Ringen entspann sich zwischen und in den
Häusern. Ein tapferes Häuflein der zurückgehenden 12. Kompagnie warf sich wieder in den Ort
hinein. Allein die Russen gewannen die Oberhand. Teile der 10. Kompagnie konnten sich nicht mehr
nach Westen durchschlagen. Lines der Todesopfer bei diesem Heldenkampfe war Hauptmann
Nikolaus von Grimm. Ein leuchtendes Beispiel gab Einjährig-Freiwilliger Unterjäger Ferencz
Bägl>y; er feuerte noch fünfmal sein Gewehr gegen seine Bedränger ab, dann brach er von einem
Kolbenhieb getroffen bewußtlos zusammen. Auf dem Hilfsplatz des III. Bataillons fielen Oberarzt
Dr. Franz Largajolli und etwa 5S verwundete Kaiferjäger, darunter Fähnrich Hubert Kohlmagr,
Stabsfeldwebel Gubert und Kadett Leopold Pravda, in die Gewalt der Russen.
Die Russen waren aber durch diesen Kampf derart eingeschüchtert, daß sie jede Berfolgung
unterließen und sich mit einzelnen Artilleriefernschüssen gegen die Abteilungen des 2. Regiments
in der Linie Oserdow—Tnszkow begnügten. Räch Einbruch der Dunkelheit wurde das Regiment
aus dieser Bereitschaftsstellung weiter nach Westen zurückgezogen. Das I. Bataillon rückte nach
Worochta in Kantoniernng, das IV. und das II. Bataillon sicherten zwischen diesem Orte und
Budgnin; hinter der Sicherungslinie wurde das III. Bataillon als Reserve gesammelt.
Marsch der L. Snfanteriedivifion nach Nordwesten
(5. September 1914)
Während die alpenländischen Truppen des Snnsbrucker XIV. Korps der nach Süden gedrehten
k. u. k. 4. Armee in Eilmärschen folgten, waren die der Erzherzoggruppe zunächst befindlichen
Heereskörper der russischen 5. Armee, das V. und das XVII. Korps nördlich von Hrubieszow,
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