Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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patrullen in den Stollen ein, um einem vielleicht nach der Sprengung vor¬ 
stoßenden Gegner entgegenzutreten, Sie kamen auch, da der Ellison¬ 
stollen vollkommen klare Luft aufwies und ein Eindringen von Spreng¬ 
gasen nicht vermuten ließ, sehr rasch vorwärts, brachen jedoch plötzlich 
zusammen. Kohlenoxyd der Sprenggase dürfte durch den oberen Siche¬ 
rungsstollen in das sonst unversehrte Stollensystem eingedrungen sein. 
Zahlreiche sofort einsetzende Rettungsversuche gelangen, viele 
nicht. Lt- Ing. Nowak konnte den Lt. Ing. Reis, und Kaiserjägerfähnrich 
Lerchner einen Kameraden und mehrere Mannschaftspersonen retten. 
Oblt, Oberwöger und1 6 Pioniere der Pionierkompagnie 1/2 und Lt. Riz- 
zardi mit 9 Jägern des 4. TJR., ferners ein Mann der Horchpatrulle des 
Sappeurbataillons 1/6 erlitten den Erstickungstod. Außerdem waren 
10 Offiziere und 40 Mann gaskrank oder verletzt.21) 
Das Stollensystem war am 3. Oktober um die Mittagszeit noch ver¬ 
gast, am 4. um 18.30 Uhr jedoch bereits soweit entlüftet, daß man vom 
,,Dom"*) ausi 74 m weit in den Ellisonstollen vordringen und am 5. Oktober 
die Arbeit in vollem Umfange wieder aufnehmen konnte. 
Der Minenkrieg am Pasubio zeigte hinsichtlich der Gaswirkung Er¬ 
scheinungen, wie sie an anderen Orten nicht festgestellt worden waren. 
Leicht entflammbare und hochexplosive, giftige Gase bahnten sich ihren 
Weg durch die Spalten und Klüfte des Gesteins von der Minenkammer 
weg bis in die Stollen und Kavernen. Mit der frischen Luft in einem be¬ 
stimmten Verhältnis vermischt, wurden sie durch Stichflammen, glim¬ 
mende Körper oder durch offenes Licht leicht entzündet. 
Auch das Anbringen von selbstschließenden Gastüren brachte keine 
Sicherung. Das todbringende Giftgas war meist CO (Kohlenoxyd), wo¬ 
von die italienischen Sprengmittel, und zwar Gelatine22) 34 Prozent, Bai- 
listit22) sogar 46.67 Prozent enthielten. Dagegen waren die einfachen 
Filter, wie Gasmasken, wertlos, nur selbst sauerstofferzeugende Atmungs¬ 
oder Rettungsapparate boten Schutz davor. Solche* von geschulten und 
entsprechend ausgerüstetem Personal bediente Apparate waren jedoch 
erst ab Jänner 1918 genügend vorhanden. 
Über die genaue Lage der italienischen Minenkammer fehlen An¬ 
gaben. Doch läßt sie sich bei Vergleich der österreichischen und italie¬ 
nischen Daten einigermaßen feststellen. Die österreichische Mine der 
21) Die Opfer der Sprengung waren: 
Lt. Rizzardi der technischen Jägerkompagnie, Utj. Johann Dose, Jäger Karl Ram- 
áauer, Franz Wundinger, Josef Freudenthaler, Ferdinand Gattermayer, Franz Huemer, 
Johann Neuhauser, Karl Marek, alle der 10. Kompagnie des 4. TJR., Einj.-Freiwilliger 
Utj. Otto von Ottenthai, J. der 12/4. TJR., Oblt. Oberwöger, Zgsf. Alois Neumüller, 
Adolf Kirchtag, Pionier Josef Bauer, Josef Vanasek, Alois Mader, Stefan Sinkovicz der 
Pionierkompagnie 1/2 u. Sappeur Stefan Muzkal der Horchpatrulle Sappeurbattaillon 1/6. 
*) Siehe Skizze Seite 274. 
22) Die italienische Sprenggelatine (Gelatina explosiva) ist ein gelbbrauner, zäher, 
gummiartiger, durchscheinender und gegen Schlag oder Stoß und Reibung ziemlich un¬ 
empfindlicher Sprengstoff. 9 kg dieser Sprenggelatine hatten dieselbe Wirkung wie 
10 kg Ekrasit. Ein anderer von den Italienern verwendeter Sprengstoff war das Ballistit, 
ein feinkörniges, rauchschwarzes Pulver in würfelförmigen Blechbüchsen zu je 15 kg. 
13 kg Ballistit hatten dieselbe Wirkung wie 10 kg Ekrasit.
	        
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