Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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Arbeit bemerkt. (Der Ellisonstollen hatte um diese Zeit (März 1917) bereits 
eine Länge von 117 m. D. Verf.) 
Als weiteres Untersuchungsmittel gruben die Italiener einen 150 m 
langen Schneestollen, der quer über den Eselsrücken verlief, in der Ab¬ 
sicht, auf einen der gefürchteten Schneestollen der Österreicher zu stoßen. 
Erst als im Mai der Schnee wegtaute, war ihre Besorgnis vorüber. 
Sie trafen jetzt aber auch alle Vorsorgen, die notwendig waren, um 
mit der Arbeit sofort einsetzen zu können, wenn sich eine unterirdische 
Tätigkeit der Österreicher bemerkbar machen würde. 
Ende Juni tauchten wiederum Gerüchte auf und „andere Informa¬ 
tionen" bestätigten, daß eine ungeheure Angriffsmine unter ihrer Stellung 
bereitliege. Man hatte auch Nachrichten bekommen, daß ein großer, nach 
dem Namen des Genieobersten Ellison genannter Stollen von den Unter¬ 
künften auf der Rückseite der österreichischen Platte ausginge, nach 
50 Meter einen Arm mit einer offenen Schießscharte am westlichen Hang 
der Platte gegen den Cosmagon abzweige, während der Hauptstollen in 
der Länge von 120 Meter unter dem Eselsrücken weiter vorstoße. Man 
wollte auch erfahren haben, daß die österreichischen Mineure beim Vor¬ 
treiben des Stollens auf Wasseradern gestoßen seien, die die Pumpen 
nicht auszuschöpfen vermochten.18) Die Arbeiten mußten deshalb eine 
Zeitlang unterbrochen werden, wurden aber bald darauf mit sechs Bohr¬ 
maschinen wieder aufgenommen. 
Diese zeitweilige Einstellung der Arbeiten im Hauptstollen hatte ihre 
wirkliche Begründung hauptsächlich darin, daß alle Arbeitskräfte zur 
Instandsetzung der durch die Schneeschmelze arg zerstörten Vertei¬ 
digungsanlagen herangezogen, daher auch die Bohrarbeiten eingestellt 
werden mußten. 
Auch zur österreichischen Besatzung übergelaufene italienische Sol¬ 
daten sprachen von einem bei ihnen herumgehenden Gerücht, das erzähle, 
es würde von einer österreichischen Kaverne aus gegen die italienische 
Platte ein Stollen gebohrt. Ein italienischer Genieoffizier sei am 20. Juli 
ciuf ihrer Platte zu Abhorchzwecken eingetroffen, doch seien seine Bemü¬ 
hungen ergebnislos gewesen. Alle diese Nachrichten schienen den 
Italienern zwar in manchem übertrieben, doch gab ihnen ihre wiederholte 
Übereinstimmung trotz des negativen Resultates der Horchversuche zu 
denken. Sie blieben schließlich bei der Annahme, daß doch ein Stollen 
unterhalb des Eselsrückens existiere und daß daher gemäß ihres bereits 
gefaßten Abwehrplanes die Arbeiten einsetzen müßten. So war die Ab¬ 
18) „Das Vorhandensein der vertikalen wasserdurchlässigen Klüfte machte eine 
künstliche Entwässerung im allgemeinen überflüssig. Nur bei jäher Schneeschmelze (an¬ 
fangs Mai 1917) und bei Wolkenbrüchen (September 1917) stand das Wasser in Teilen 
des Stollens und es war sogar die Gefahr des Ersäufens der Maschinen vorhanden. Ein 
kurzer, etwas abfallend getriebener Querschlag bis zur nächsten parallel führenden 
größeren Kluft war aber genügend, um die Wassergefahr für alle höherliegenden Par¬ 
tien zu beseitigen. Bemerkt sei, daß eventuelle, für die Aufspeicherung von Nutzwasser 
angelegte seitliche Schächte gegen das Ausrinnen ausbetoniert werden mußten." (Brun¬ 
ner „Zwei Beispiele über den Minenkampf im Hochgebirge". Militärwissenschaftliche 
und technische Mitteilungen, 1921, 11. und 12. Heft.)
	        
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