Volltext: Studien zur Weltkrise

bricht er dennoch los, so trifft die Verantwortung für den 
bösen Willen sein schuldbeladenes Haupt doppelt schwer! 
Es ist ganz klar, daß diese Einkreisungspolitik für die 
eigenen Völker der Entente — wenigstens für deren West¬ 
flügel — gerade in diesem Licht erschienen ist und erscheint. 
Die friedliebenden Massen in diesen Ländern haben das Gerede 
von denr „neuen Napoleon" vollkommen gläubig hingenom¬ 
men. Daß es eine objektive Unwahrheit und Sinnlosigkeit 
war, was bedeutet das? Für den Glauben und das Mi߬ 
trauen der Völker ist nichts unmögliche Credo quia 
absurdum. Wenn man sich aber einmal in dieser Vor¬ 
stellung festgcbissen hatte, dann war es ja ganz deutlich 
ein Dienst für den Frieden und die Menschheit, wenn man 
Deutschlands für die Menschheit so schädliche Bewegungs¬ 
freiheit beschränkte — und fielen einem selbst dann einige 
positive Früchte zu (Elsaß, Mesopotamien, die Dardanellen), 
so war das ja nichts anderes als ein gerechter Lohn für die 
Verteidiger des Friedens und der Menschheit! 
Irr diesem sozusagen moralischen Wert der Ententeversion 
kommt im Hinblick auf die Auffassung der jetzigen Lage 
noch ein rein politischer. Es erscheint ja dem Außenstehenden 
ganz unbegreiflich, daß oie Entente Deutschland als besiegt 
hinstellen und daß sie von Genugtuung und Schadenersatz 
reden kann, im selben Augenblick, da Deutschland (als Ent¬ 
gelt für verlorene geringwertige Kolonien) nahezu sämtliche 
kleine Trabanten der Entente in Europa und große Stücke 
von Rußlands und Frankreichs eigener Erde in seiner sieg¬ 
reichen Gewalt hat, während seine Kriegsflotte unbeschädigter 
im sicheren Hafen liegt als die Englands. Aber auch dieses 
Rätsel erhält seine volle Erklärung durch das Dogma vom 
„neuen Napoleon". Die Entente hat dann allerdings ihr 
Kriegsziel nicht erreicht, aber auch Deutschland das 
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