als allerletzter anfechten sollte — da ein wesentlicher Teil
seiner eigenen Reiche ihm durch keinen besseren Grund an¬
gehört — nämlich durch Eroberung. Tie logisch und tat¬
sächlich richtige Problemstellung ist also diese: ein befreites
russisches Polen, oder ein russisches Polen, das in deutsch-
österreichischer Verwaltung bleibt. In Wirklichkeit hatten die
Polen nur zwischen diesen beiden zu wählen; ein All-Polen
gab es bei dieser Wahl gar nicht. Gegen diesen Hintergrund
wird der Gewinn der polnischen Nation ebenso klar, wie das
Opfer, das die Mittelmächte gebracht haben. Laß das
Opfer noch bis zur Aufgabe der eigenen alten polnischen
Besitzungen ausgedehnt werden soll, bevor es überhaupt als
Opfer anerkannt werden kann — das ist feindliche Kriegslogik,
aber Vernunft ist es nicht.
Ich habe hier nur ein paar einzelne Fälle aus einem un¬
erschöpflich reichen Material mitgeteilt. Tas Thema be¬
schränkt sich ja nicht nur auf den Krieg allein. Wir er¬
kennen es jetzt vielleicht unschwer in der Agitation des bürger¬
lichen Parteikrieges wieder, überall, wo sich im Leben der
Menschen die Interessen scharf kreuzen, muß die Logik bei¬
seite stehen und Unrecht erleiden. Tas ganze Verhältnis
kommt durch den ungewöhnlich starken Konflikt des Krieges
nur in ein besonders scharfes Licht. Dadurch erhält es auch
ein außergewöhnlich praktisches Interesse. Denn es kommt
ziemlich viel darauf an, daß eine falsche Logik, die den Zweck
hat, das eigene Volk im Niedergang zu trösten, nicht auch
die neutralen Nationen über die Tatsachen hinwegtäuscht,
von denen auch ihre Zukunft abhängig ist. Diejenigen, die
am Kriege nicht teilnehmen, sollten sich auch von der Kriegs¬
logik fernhalten.
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