Volltext: Studien zur Weltkrise

wenn ein siegreiches Deutschland auf dem Weltfriedenskongreß 
Platz für Flandern auf der neuen politischen Karte verlangt, 
so wäre daö deutscherseits ein Zugeständnis an eine Zeit- 
idee, der bisher der besiegte Gegner mehr huldigte als der 
Sieger. Der neue Staat würde als Zeuge gegen seine eigenen 
Widersacher in die Welt eintreten. 
Wir setzen nun mit unseren Überlegungen an dem Punkte 
wieder ein, der sich als der Kern des ganzen Problemes er¬ 
wiesen hat, nämlich bei Deutschlands Interesse. Wenn das Zu¬ 
standekommen des neuen Staates untrennbar mit Deutsch¬ 
lands Sieg verbunden ist, so liegt dasselbe auch ganz und gar 
in seiner Hand. In welcher Hinsicht könnte man es dann als 
den deutschen Absichten und Deutschlands Zukunft dienlich 
bettachten? 
Es wird hier als selbstverständlich vorausgesetzt, daß sich das 
Königreich Flandern politisch und wirtschaftlich in das System 
Mitteleuropa einfügen würde. Seine Stellung zu Deutsch¬ 
land würde bei Wahrung der äußeren Formen der Frei¬ 
heit die gleiche wie die der „Verbündeten" zur Republik Rom 
sein. Das würde zweifellos einen Gewinn für den deutschen 
Gedanken in der Welt bedeuten, dessen Grundsatz „Führung" 
und nicht „Herrschaft" ist. Schon an und für sich wäre 
das ein starker Erfolg der deutschen Politik, die darauf 
ausgehen muß, ein möglichst großes Mitteleuropa unter seiner 
Leitung zusammenzubringen. 
In einer Hinsicht würde das selbständige Flandern un¬ 
mittelbar und positiv Deutschlands Zukunft und Aussichten 
dienen: Es würde nämlich eine Seeverbindung bis zur Mün¬ 
dung des Kanales gewähren. Man muß beachten, daß das 
nationale Flandern nicht bloß die ganze bisherige Küste 
Belgiens umfaßt, sondern auch über die Grenze hinaus in 
das ftanzösische Flandern über Dünkirchen übergreift; Win-
	        
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