Volltext: Das Trugbild von Versailles

43 
m. 
Belgien als Macht unter den Mächten 
Als Frankreich zu Beginn des 18. Jahrhunderts Belgien und die 
Schweiz überschattete, waren die Niederlande, die heute zwischen Lolland, 
Belgim und Frankreich geteilt liegen, noch dem spanischen Machtkreis und 
dem Lause Labsburg untertan. Die oranischen Lande erwehrten sich des 
französischen Angriffs, indem sie sich in die englische Lut begaben, die Bel 
gier verharrten bei Österreich, bis die französische Revolution die Fesseln 
sprengte. Aber die Unabhängigkeit blieb den Belgiern versagt, denn Frank 
reich war nicht gesonnen, einen neuen Staat auf dem Nordglacis zu dulden, 
nachdem Ludwig XIV. die große strategische Transversale Calais—Lille— 
Straßburg gegen ganz Europa behauptet hatte. Als die Schlacht bei Fleurus 
geschlagen und die Österreicher zum letztenmal über die Roer geworfen 
waren, wurde B elgi en der französischen Republik einverleibt, und als die 
Schlacht bei Marengo geschlagen war und Frankreich im Friedensschlüsse 
von Luneville seine Vormacht zwischen der Maas und dem Rhein auf 
richtete, verfiel auch das alte deutsche Bistum Lüttich der Annexion. Das 
Erzbistum Köln verlor sein schönstes Sprengel an das ErzbistumMecheln. 
Ein schicksalsschwerer Schritt war getan. Der deutsche Nordwesten büßte 
den letzten Streifen schützenden Vorgeländes ein, das Maasglacis 
wurde von Westen nach Osten umgelegt. 
Da Frankreich damals am Rheine stand und Lolland aus der Flanke 
beherrschte, blieb der Vorgang gewissermaßen unbemerkt, bis eine neue 
Grenzsetzung die Verschiebung der strategischen Grundlage ans Licht zog. 
Das geschah, als das Königreich der Niederlande, die neue Schöpfung des 
Wiener Kongresses, zersprang und Belgien im Jahre 1830 auf eigene Füße 
ttat. Damals ging den Lolländern mit den niederländischen Südprovinzen 
auch der Lüttichgau verloren. Belgien gewann eine Ausfallsflanke, die 
Lolland und den Rheinlanden Gefahr drohte, wenn der Franzose je in 
Belgien mächüg ward. Die Rheinlands, die inzwischen im preußischen 
Staate eine Ruhelage gefunden hatten, waren auf die Linie Aachen—
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.