selbst China hat aufgehört, lediglich Objekt der imperialistischen Politik
zu sein.
Rußland hat den Chinesen alle Rechte zurückerstattet, die das zaristische
Rußland in Gestalt von Konzessionen und Privilegien an sich gerissen, und
ihnen die Mongolei wieder zu eigen gegeben, die Trotzkis rote Garden nach
der Eroberung Tschitas beseht hatten. Aber es dachte nicht daran, sich
seines Einflusses auf dieGestaltung Chinas zu entäußern, und läßt die anti-
kapitalistische Idee und die föderalistische Tendenz wirken, die ihm in dem
erregten Lande ungezählte Anhänger werben und ihn: auch in den persi-
schen und afghanischen Gauen die Tore geöffnet haben.
Die russische Aufstellung ist unverkennbar zu der großen strategischen
Konzentration zurückgekehrt, die Nikolaus I. nach dem Krimkriege in
Zentralasien vorgenommen hatte und Alexander III. vollendete, als Bis-
marck Rußland nach der Abwetterung der Verstimmungen, die der
Berliner Kongreß hinterlassen, den Russen zu verstehen gab, daß er
weder für die Bulgaren noch für die Türkei das Schwert ziehen werde.
Bismarck öffnete Rußland damals den Weg nach Osten, indem er Deutsch
land als starkbewaffnete friedliche Macht im Lerzen Europas einbettete
und die eurasische Macht nach Osten lenkte, um Mitteleuropa vor Be-
unruhigung zu bewahren. Rußland und England drängten in Asien gegen-
einander.
Als der Weltkrieg geschlagen war und Rußland, halb geworfen, halb
eigenem Anttieb folgend, als kommunistische Macht nach Asien zurück-
kehrte, stand England tief im vorderasiatischen Raume und auf den Pässen
Zenttalasiens. Diesmal kam der Russe nicht als Eroberer, sondern in der
Maske des Befreiers. Er verdrängte die Briten aus Batum und Baku
und gewann Turkmenen und Kirgisen dem neuen Ideal. Leute steht Ruß
land wieder in der Linie aufmarschiert, die es im Jahre 1907 bezogen hatte.
Überblicken wir die kontinentale russische Frontlinie, so tut sich in dem
ungeheuren Raume, der sich vom Kaspischen Meer zum Amurknie zieht,
eine Aufstellung von gigantischer Spannweite vor uns auf. Im west-
lichen Abschnitt steht die russische Macht, auf Turkmenen und Kirgisen
gestützt, in den verödeten Kulturgebieten, über die einst Dschinghischan
hereinbrach, um das Reich Chowaresmin in den Staub zu tteten und
auf alten Leer- und Karawanenstraßen den Weg nach den arabischen Kern-
landen zu suchen. Merv, Chiva, Buchara, Samarkand, Taschkent und
Balch sind der Vereinigung der Sowjettepubliken gewonnen und die Nord
grenze des strategischen Schlüffellandes Afghanistan ist dein russischen Ein-
fluß geöffnet. Der Russe drängt wieder gegen das indische Nordglacis und
den Westzugang des Tarimbeckens. Bolschewistische Propaganda wühlt
Stegemann, Versailles 20
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