Volltext: Das Trugbild von Versailles

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rann nach Angarn und wurde vier Jahre später von König Wladislaw noch 
einmal nach Serbien zurückgeführt. Brankowitsch suchte seine Herrschaft zu 
bewahren, indem er sich von dem besiegten Johannes Lunyadi löste und den 
madjarischen Leiden nach seiner Niederlage auf dem Amselfeld gefangm 
setzte. Es war der letzte, von Untreue getragene Versuch, sich zwischen den 
Mächten zu behaupten. Er endete in Unterwerfung unter das türkische Reich. 
Der Türke schlug die Morawafurche frei und stürmte im Jahre 1459 die 
letzte Serbenhauptstadt Semendria. 
Das Morawareich war verloren. Die Serben hatten den dritten, letzten 
und wichtigsten Schwerpunkt ihrer Macht eingebüßt. Als Mohammed II. 
im Jahre 1463 den Jbar überschritt und Bosnien eroberte, waren die Ser 
ben im Donau—Savegebiet keines geschlossenen Widerstandes mehr fähig, 
und als Suleiman der Große im Jahre 1529 Belgrad stürmte und als Ver- 
bündeter der Krone Frankreich in Österreich einbrach, lag Serbien wehrlos 
unter seinem Fuß. 
Der zweite Abschnitt der serbischen Geschichte ist vollendet. Serbien 
taucht in den Schatten der Osmanen, in dem drei Jahrhunderte ver 
schwinden. 
Die Kriegsgeschichte gliedert die Türkenzeit nach strategischen Gesichts 
punkten. Zahllose Feldzüge durchfluteten in diesem Zeitraum das Morawa- 
tal und stauten sich unter den Mauern Belgrads. Die Festung ging in den 
Türkenkriegen von Land zu Land. Als die Kaiserlichen die Vorbruck des 
Abendlandes im Jahre 1688 zurückeroberten und im verwegenen Nachstoß 
bis Prizren und Skoplje gelangten, ohne ihre Verbindungslinie zu sichern, 
fochten zahlreiche serbische Scharen in ihren Reihen. Der Ritckstoß des 
Großwesirs Mustapha Köprülü, der die Österreicher wieder über die Donau 
warf, riß Morawien ins Verderben. Große Teile des Volkes flüchteten vor 
der Rache der Türken und wanderten nach Südungarn aus. Als Prinz 
Eugen Belgrad zum zweitenmal zurückeroberte, erstand Nordserbien als 
österreichisches Glacis. Kriegerisch bestimmt und zu strategischem Zweck 
zugeschnitten, baute sich das serbische Vorland zwischen Drina, Donau und 
Timok im Amkreis von Belgrad, Semendria, Lazarevac und Kragujevac, 
Front nach Süden, zur autonomen Grenzzone auf. Sie wurde zwar im 
Jahre 1737 von den Türken noch einmal überrannt und 1739 im Frieden 
von Belgrad von Österreich wieder an die Pforte abgetreten, aber der 
Anstoß zur Erneuerung Serbiens war gegeben. Er hat sich dort geäußert, 
wo das centrum gravitatis Serbiens verankert lag, solange es in Anleh 
nung an mitteleuropäische Mächte seine Ziele auf dem Balkan suchte. 
Bon den drei großen Talfurchen der kontinental zusammengerafften 
Nordhälfte der Balkanhalbinsel ist eine der serbischen Staatsbildung, die
	        
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