Volltext: XV. Jahrgang, 1910 (XV. JG., 1910)

Seite 6. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 1. 
Klempnermeister Paul Moeck und den Klempnergesellen 
Hans Jörgensen auf die Anklagebank des Schöffengerichts 
Essen. M. hatte Ausbesserungsarbeiten am Dache des 
Hauses Gustav Adolfstraße 23 übernommen und schlie߬ 
lich sollte das Dach geteert werden. Zu dem Zweck 
wurde am 7. September v. J. ein Gerüst aus Stangen 
von J. und dem erwachsenen Sohne des M., dem 
Klempnergesellen Walter Moeck, auf dem Pappdach er¬ 
richtet. Zwei gekreuzte Stangen an der Dachkante 
dienten als Block und darüber kam eine vier Meter lange 
Stange so zu liegen, daß sie um etwa einen Meter über 
die Dachkante herausragte. An dem vörstehenden Ende 
wurde ein Flaschenzug befestigt, mit dem vom Hofe aus 
die gefüllten Teereimer heraufgezogen wurden. M. be¬ 
sichtigte dieses Gerüst und fand es für gut. Während 
des Vormittags ging das Heraufbringen glatt von statten, 
bald nach der Mittagspause jedoch stürzte Walter M., 
der sich allein auf dem Dache befand, mit dem ganzen 
Gerüst auf den Hof hinab und zwar in dem Augenblick, 
als er einen eben hinaufgewanrlerten Eimer Teer auf das 
Dach ziehen wollte, wobei er sich etwas über den Dach¬ 
rand hinausbeugen mußte, während er sich mit der linken 
Hand an den gekreuzten Stangen festhielt. Der Sturz 
aus ungefähr 11 Meter Höhe hatte furchtbare Folgen. 
Dem jungen M. waren beide Beine sowie der linke Arm 
gebrochen und außerdem hatte er anscheinend schwere 
innere Verletzungen davongetragen. Welche Folgen der 
Unfall für ihn haben wird, ist noch nicht abzusehen, er 
ist noch nicht geheilt und bleibt sicherlich noch mehrere 
Jahre erwerbsunfähig. An dem Unglück sollten die 
beiden Angeklagten die Schuld tragen, weil das Gerüst 
nicht ordnungsmäßig hergestellt worden sei. Die Be¬ 
festigung der langen Tragstangen auf dem Dache soll 
durch eine angeschraubte Schleife aus Bandeisen, sowie 
durch zwei jederseits eingeschlagene sechszöllige Nägel 
am Ende erfolgt sein. Diese Sicherung wurde von zweien 
der Sachverständigen nicht für ausreichend erachtet, 
während ein dritter sie für genügend hielt. Das Gericht 
kam zu der Überzeugung, daß die Befestigung ungenügend 
war, wie ja das Unglück erweise. Beide Angeklagten 
wurden' der fahrlässigen Körperverletzung für schuldig 
befunden und unter Berücksichtigung aller Milderungs¬ 
gründe zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. 
Vortrag über Akustik. Wie wir erfahren, soll ein 
Professor an der Wiener Technik eingeladen worden sein, 
in Linz einen Vortrag über Akustik in öffentlichen Ge¬ 
bäuden zu halten. 
Aus den Gemeinderatssitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 16. Dezember 1909.) 
Nach dem Anträge des Gemeinderates Dr. Poetsch 
wird beschlossen, die Verlängerung der Wasserleitung 
mit schmiedeeisernen Röhren vom Straßenrohre am Eli- 
sabethkai bis zum Jugendspielplatze mit den auf 1260 K 
veranschlagten Kosten durchzuführen. Weiter bewilligte 
der Gemeinderat die Aufstellung zweier ganznächtiger 
Gaslaternen in der Anastasius Grünstraße. 
Bei dieser Gelegenheit spricht Gemeinderat Thaler 
den Wunsch aus, es möge auch in der Grillparzerstraße 
eine ganznächtige Laterne zur Aufstellung gelangen. 
Vizebürgermeister Ec kl beantragt, die Einleitung 
der Gas- und Wasserleitung sowie die Anbringung von 
Waschtischen in den Kanzleien und im Laboratorium 
des Stadtphysikates nach dem Vorschläge des Bauamtes 
mit den auf 1500 K veranschlagten Kosten zu ge¬ 
nehmigen. (Angenommen.) 
Die Schotterlieferung für die Vororte wird 
über Antrag des Vizebürgermeisters Ec kl in der üb¬ 
lichen Weise und unter den üblichen Bedingungen aus¬ 
geschrieben. 
Gemeinderat Helletzgruber berichtet über das 
Ansuchen des Kommandos der freiwilligen Feuerwehr, 
es mögen die 5000 K, welche der Gemeinderat für die 
Erbauung eines Depots im Theaterhofe bereits bewilligte, 
zur Erbauung eines Feuerwehrdepots in der Römerstraße 
in Verwendung genommen und die Erbauung des letzteren 
Depots ehestens in Angriff genommen werden. Der 
Kostenvoranschlag für ein Depot an der Römerstraße 
beziffert sich auf 17.000 K. Der Landesausschuß hat nun 
mitgeteilt, daß er zum Zwecke der Erbauung eines neuen 
Feuerwehrdepots einen Platz in der neueröffneten H i r s c h- 
gasse im Ausmaße von 490 Quadratmeter unentgeltlich 
zur Verfügung stelle. Der Kosten Voranschlag für ein 
dort zu erbauendes Depot beträgt 9200 K. Der Referent 
beantragt sohin das Depot auf dem Platze, der vom 
Landesausschusse zur Verfügung gestellt wurde, zu er¬ 
bauen. 
Nach einer längeren Debatte, in der besonders der 
Gemeinderat Herb sthof er eingriff, wurde der Sektions¬ 
antrag einstimmig angenommen. 
Referent Gemeinderat Hornik legt folgenden 
Gegenstand zur Verhandlung vor. Der Gemeinderat hat 
in seiner Sitzung vom 7. April 1. J. sich bereit erklärt^ 
die für eine neue Knaben-Bürgerschule in den Vororten 
nötigen Räumlichkeiten zu beschaffen. Die seinerzeit vom 
Stadtbauamte vorgelegten Planskizzen stellten unter 
Ausnützung städtischen Baugrundes einen Anbau ent¬ 
weder an die Knaben- oder an die Mädchen-Volksschule 
in den Vororten dar. Der letztere Plan erschien als der 
bessere. Bei der sodann in der IV. Sektion erfolgten 
Beratung der neuen Bauentwürfe, unter welchen auch 
der Plan für eine Doppelbürgerschule war, ergab 
sich, daß der für die Doppelbürgerschule in Aussicht 
genommene Bauplatz in der Raimundstraße nicht 
ganz ausreichend sei, indem zu wenig unverbaute Fläche 
übrig bleiben würde. Die IV. Sektion sprach sich daher 
dafür aus, den vorerwähnten Platz für eine Mädchen- 
Bürgerschule vorzubehalten, wofür er sehr gut geeignet 
sei, für die Knaben-Bürgerschule aber die Erwerbung 
eines neuen Baugrundes zu empfehlen. Die Erhebungen 
und Verhandlungen zu letzterem Zwecke haben häber 
leider zu keinem annehmbaren Ergebnisse geführt. Deshalb 
wurde wieder auf einen Anbau an die Knaben-Volksschule 
zurückgegriffen und das Stadtbauamt veranlaßt, auf Grund 
der Abänderungsvorschläge der vierten Sektion neue 
Planskizzen auszuarbeiten. Inzwischen wurde vom ober¬ 
österreichischen Landtage in seiner Sitzung vom 15. Ok¬ 
tober 1909 die Errichtung einer neuen Knaben-Bürger¬ 
schule in Linz bewilligt. Die neuen vom städtischen Bau¬ 
amte ausgearbeiteten und von der IV. und II. Sektion 
beratenen Planskizzen bringen eine günstige und voll¬ 
kommen befriedigende Lösung und wurden daher auch 
nach eingehender Beratung von beiden Sektionen ein¬ 
stimmig angenommen. Der Bau würde nach diesen 
Plänen an die Knaben-Volksschule in Waldegg, 
ohne dieselbe in der Licht- und Luftzufuhr irgendwie 
zu beeinträchtigen, im Südosten, das ist gegen die Wiener 
Reichsstraße zu, angeschlossen werden und soll 
enthalten: 7 Klassenzimmer, 2 Zeichensäle, 1 Lehrzimmer
	        
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