Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 20. 
Öberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 3. 
Eingesendet. 
Über Fagaden-Bemalung. 
Allen Architekten wird es bekannt sein, daß es 
in der Gegenwart üblich geworden ist, gleich wie 
in früheren Zeiten, die Außenseiten der Gebäude 
wieder mittelst Farben zu dekorieren, sie mit Orna¬ 
menten, Figuren, Sprüchen etc. zu schmücken. Hier¬ 
durch werden die sonst so eintönigen Wandflächen vor¬ 
teilhaft belebt, sie erhalten ein künstlerisches Gepräge 
und gewinnen an Anziehungskraft. Freilich darf hierbei 
nicht vergessen werden, daß solche malerische Ausstat¬ 
tung selten eine lange Dauer versprach, indem die Farben 
gar leicht von der Witterung angegriffen, oder durch 
Ruß und Staub unklar wurden, ja mit der Zeit gänzlich 
verblichen. Diese Bedenken sind nun durch die Erfindung 
der Mineralfarben gehoben, denn selbe sind vollständig 
wetterfest, sie werden nicht durch äußere ungünstige 
Einflüße angegriffen, sie können sogar ohne Schaden 
abgewaschen werden. Sie eignen sich auch zur 
Auffrischung von alten Wandgemälden und haben sich 
überhaupt als vortreffliches Material für alle Art von 
Flächenmalereien bewährt. Mit der Erfindung solcher 
Farben ist etwas Bedeutungsvolles erreicht worden, die 
Bestrebungen, welche schon viele unserer hervorragendsten 
Maler während dieses Jahrhunderts beschäftigten, sind 
dadurch zum Abschluß gekommen. Wir müssen es mit 
Freude begrüßen, daß nun endlich ein Malverfahren er¬ 
funden ward, welches nach allen Seiten hin befriedigende 
Resultate auf dem Gebiete der farbigen Fagaden-Deko- 
ration hervorgebracht hat. Die zahlreichen mit diesen 
Farben ausgeführten Arbeiten in den verschiedensten 
Gegenden Deutschlands etc. haben sich vortrefflich ge¬ 
halten und die Anerkennung der angesehensten Äutprir 
täten der Malkunst gefunden, selbst die königl. bayerische 
Akademie der bildenden Künste in München hat sich in 
ihrem Gutachten sehr lobend über diese Keim’sche 
Mineral-Maltechnik ausgesprochen. 
Im übrigen verweisen wir auf die von dieser Firma 
veröffentlichten Schriften, die für jeden Interessenten sehr 
wertvoll sein werden, sie enthalten ein Verzeichnis der 
mit solchen Farben ausgeführten Wandmalereien an 
Kirchen, Kapellen, Theater und anderen öffentlichen 
Bauwerken, sowie an Villen und Privatgebäuden. Ferner 
finden wir in ihnen die Preislisten über diese Farben, 
Anweisung zur Herstellung wetterfesten Fagadenputzes 
oder dem künstlichen Sandstein nach Keim’scher Angabe 
und mit seinen Materialien. 
Jedenfalls ist mit diesen praktischen Mineralfarben 
der Kunst und dem Baufache ein großer Dienst erwiesen 
worden und ein wertvolles Material entstanden, welches 
immer mehr Anerkennung finden und sicher eine große 
Zukunft haben wird. Es sei deshalb hiemit der Beachtung 
unserer Leser angelegentlichst empfohlen. 
Lokale Baunotizen. 
Beschaffenheit eines Villenbaues am Lande. In 
einem Markte Oberösterreichs beabsichtigte ein Fleisch¬ 
hauermeister, der bereits genug Geld hatte, um sich ins 
Privatleben zurückzuziehen, sich eine Villa erbauen zu 
lassen, und forderte den in seiner Nachbarschaft domi¬ 
zilierenden Baumeister auf, ihm ein Projekt und einen 
Kostenvoranschlag dafür auszuarbeiten. Der Baumeister 
entsprach dieser Aufforderung, legte ihm ein hübsches 
Projekt vor und verlangte für den stockhohen Bau, aufs 
billigste berechnet, 20.000 Kronen. Das schien dem ehe¬ 
maligen Fleischhauer zu teuer, und da sich ein sogenannter 
Bauunternehmer anbot, ihm ein elegantes Sommerhaus 
mit nur 16.000 Kronen herzustellen, so übergab er 
diesem die Herstellung, und das Gebäude prangt nun in 
vollster Schönheit im Orte. Aber jetzt kommt der hin¬ 
kende Pferdefuß. Ein Linzer Baumeister, der vor kurzem 
in dem Orte wegen einer Kirchenrestaurierung zu tun 
hatte, wurde von dem glücklichen Villenbesitzer, der auch 
Kirchenpatron ist, ersucht, sein Gebäude zu untersuchen 
und dieser fand darin folgendes: Die Mauerung war elend; 
schlechte Ziegel, schwache Mörtelverbindung; der Tischler 
hatte statt 4 Zentimeter Holzstärke nur solche von 3-5 
Zentimeter zu seinen Arbeiten genommen; der Spengler 
verwendete statt 12er Zink nur 10er, der Anstreicher 
lieferte statt drei nur zwei Anstriche; die Schlosser¬ 
arbeiten waren von dem zulässig dünnsten Eisen gefer¬ 
tigt; der Zimmermann hatte ein Holz verwendet, das ein 
ordentlicher Baumeister ihm ausgestoßen hätte usw. usw. 
Und als man die Gewerbetreibenden fragte, warum sie 
so unsolide Arbeiten lieferten, so gaben sie zur Antwort, 
der Bauunternehmer verlangte es so, mit dem Bemerken, 
er müsse billig bauen, und der Bauherr verstehe es so 
wie so nicht; bei ihm ist Blech — Blech, Eisen — 
Eisen, Holz — Holz und Anstrich — Anstrich. 
Durch solche Fälle ist es kein Wunder, wenn der Bau¬ 
meister in kleinen Orten zum Zuschauer verdammt wird, 
wenn Schwindelbauten ohne Anstand durchgeführt werden 
können. 
Von der Genossenschaft der Maurermeister in Linz. 
Die oberösterreichische Statthalterei, hat über Ansuchen 
der vorerwähnten Genossenschaft nach Durchführung des 
vorgeschriebenen Verfahrens nach Einvernehmiing, jjer 
beteiligten Genossenschaften und der oberösterreichischen 
Handels-und Gewerbekammer auf Grund der §§111 und 
und 111 a der Gewerbeordnung entschieden, daß alle in 
den politischen Bezirken Freistadt, Kirchdorf, Linz (Stadt¬ 
gebiet), Linz (Landbezirk), Perg, Rohrbach, Steyr (Stadt¬ 
gebiet), Steyr (Landbezirk) und Urfahr ansäßigen selbst¬ 
ständigen Maurermeister unter Ausscheidüng aus ihren 
bisherigen Genossenschaften eine eigene , Fachgenossen¬ 
schaft zu bilden haben, weil die Mehrzahl der beteiligten 
Gewerbeinhaber und Genossenschaften der Errichtung 
der Fachgenossenschaft zugestimmt haben und weil die 
erfolgte Errichtung der Zimmermeister^Genossenschaften 
imKronlande und die Bildung der Maurermeister-Genossen¬ 
schaften in Ried und Vöcklabruck für die übrigen po¬ 
litischen Bezirke Oberösterreichs die geplante Fachbildung 
notwendig machen. Es konnten daher die Einsprüche der 
Genossenschaft der Maurer usw. in Königswiesen (Bezirk 
Freistadt der Baugewerbe in Neufelden (Bezirk Rohr¬ 
bach), der Baugewerbe in Kremsmünster und Weyer (Be¬ 
zirk Steyr-Land), endlich der Baugewerbe in Gailneu¬ 
kirchen (Bezirk Urfahr) nicht berücksichtigt werden. Nach 
Rechtskraft der Entscheidung wird die Genehmigung der 
Statuten der neuen Genossenschaft erfolgen. 
Direktionsveränderung. Der Direktor der „Ober- 
österreichischen Baugesellschaft“ Herr Rudolf Seidel ist 
seit 1. Jänner 1. J. nach Wien übersiedelt, und hat der 
Verwaltungsrat dieser Unternehmung den langjährigen 
Baumeister der Gesellschaft Herrn Johann Kreipl provi¬ 
sorisch zum Direktor ernannt. 
Anschaffung einer Dampf-Straßenwalze. Der Ge¬ 
meinderat der Stadt Urfahr beschloß eine Dampf-Straßen¬
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.