Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 196. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 24. 
Als Trottoirbelag ist und bleibt unserer Ansicht stets 
Asphaltpflasterung, aber mit natürlichem und nicht künst¬ 
lichem Asphalt, der aus bereits verwendetem Material 
mit etwas Pech gemischt, hergestellt wird. Kornhoff er. 
Die Hygiene der Treppen und des 
Treppenhauses. 
Geheimer Medizinalrat v. Kerschensteiner (München) 
trug über diesen Gegenstand auf der Versammlung der 
Gesellschaft deutscher Naturforscher und Arzte in Nürn¬ 
berg vor. Derselbe führte zunächst aus, daß die Bau¬ 
ordnungen keine Bestimmungen hierüber enthalten, 
sondern sich, wie in so vielen Hinsichten, auf die Festigkeit 
und Feuersicherheit der Anlage beschränken. Da das 
Treppenhaus den am meisten benutzten Teil des Hauses 
ausmacht, so ist dieses durchaus nicht gerechtfertigt, 
und es muß auffallend erscheinen, daß demselben bislang 
wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zunächst ist 
es erforderlich, daß sowohl das Treppenhaus wie der 
Hausflur eine ausgiebige Beleuchtung und Lüftung er¬ 
halten. Die Beleuchtung soll sowohl durch Tageslicht 
wie durch künstliches Licht für alle Stunden gesichert 
sein, in welchen das Treppenhaus benutzt wird, da sonst 
Gefahren für die Gesundheit und das Leben entstehen 
können. Infolge der meist zentralen Lage des Treppen¬ 
hauses ist dessen Lüftung für das ganze Gebäude von 
hohem Nutzen, namentlich kann hierdurch die Luft der 
Flure und Gänge innerhalb der Wohnungen wesentlich 
verbessert werden, deren Luftwechsel im anderen Falle 
oft ein sehr geringfügiger ist. Da aber die Luft dieser 
mehr oder weniger abgeschlossenen Nebenräume, die der 
Wohn- und Schlafzimmer, in der ungünstigsten Weise zu 
beeinflußen vermag, weil infolge der besseren Erwärmung 
der letzteren die kühlere Luft der Flure in dieselben 
eindringt, so tritt die Bedeutung eines gut gelüfteten 
Treppenhauses deutlich hervor und muß sehr hoch an¬ 
geschlagen werden. Im Winter ist ferner eine mäßige Er¬ 
wärmung des Treppenhauses zu fordern; ein kleiner Füll¬ 
ofen sowohl wie ein Heizkörper der Zentralheizungen ver¬ 
mag diesem Zwecke in ausreichender Weise zu dienen. 
Sodann ist die möglichste Erleichterung des Treppen¬ 
steigens durch die Bauart der Treppen anzustreben; es 
gibt unzählige Menschen, denen das Treppensteigen große 
Mühe verursacht, wie solche, deren Gesundheit dadurch 
geschädigt wird. Letzteres gilt namentlich von den an 
chronischen Herz- und Lungenübeln Leidenden wie von 
Unterleibskranken, jüngeren Frauen und Kindern im zarten 
Alter. Es ist daher erforderlich, daß für je 20 Stufen 
mindestens ein Ruheplatz angelegt und mit einem Sitz¬ 
plätze versehen wird. (Zu letzterem Zwecke kann in vielen 
Fällen die Fensternische ausgebildet werden.) Ferner muß 
das Verhältnis der Stufenhöhe zur Stufenbreite richtig 
gewählt werden und sind größere Höhen als 15 Zentimeter 
für Haupttreppen zu vermeiden. Auch die Breite der Stufen 
darf nicht unter 28 Zentimeter herabsinken, damit der Fuß 
in seiner ganzen Länge Auftritt findet. Die Spitzstufen von 
Wendel- und Schwungtreppen bilden namentlich im Winter 
eine Gefahr, wenn sich unter den Schuhen Schee oder 
Eis festgesetzt hat. In Hinsicht auf das Stufenmaterial 
empfiehlt sich das Holz am meisten, da es bedeutend 
höhere Elastizität als Stein oder Eisen besitzt. Da hartes 
Holz zum mindesten die gleiche Feuersicherheit wie die 
geeigneten Steinarten besitzt, die meisten Steinsorten und 
namentlich das Eisen in dieser Hinsicht weit übertrifft, so 
sollte seiner Verwendung für Treppenstufen nicht länger 
durch Bauordnungen entgegentreten werden. Durch Be¬ 
legen der Steinstufen mit Linoleum, der Eisenstufen mit 
Kautschuk kann das Begehen derselben wesentlich er¬ 
leichtert werden, ferner wird die Reinigung derselben 
hiedurch günstiger gestaltet. Das Treppengeländer muß 
sowohl Sicherheit gegen das Abstürzen bieten, als auch 
das Steigen bequemer gestalten; seine Höhe über den Stufen 
soll nicht mehr als 0*85 Meter betragen. Das Ersteigen hoher 
Treppen mit unbequemen Stufen kann man sich übrigens 
durch zwei Mittel wesentlich erleichtern, indem man erstens 
möglichst wenig Luft in den Lungen behält und nur ober¬ 
flächlich leicht atmet, zweitens aber die Aufmerksamkeit 
vom Geschäft des Steigens ablenkt, z. B. durch Lesen. 
Einer der wichtigsten Punkte ist die Staubfreiheit der 
Treppe, da durch die zum Teil raschen Bewegungen beim 
Auf- und Absteigen eine Aufwirbelung des Staubes ge- 
wärtigt werden muß. Der Fußbodenbelag der Treppen¬ 
ruheplätze wie des Hausflurs und die Stufen sollen daher 
aus Stoffen hergestellt werden, welche eine schnelle Rei¬ 
nigung auf feuchtem Wege gestatten, ferner sollen alle 
Flächen des Treppenhauses wie das Geländer möglichst 
glatt aus einem durch Wasser nicht leidenden Material 
gebildet werden. Staubwinkel, Schnörkel, durchbrochene 
Verzierungen etc. sind zu vermeiden, der Anstrich der 
Wände und Decken muß waschbar sein, der Verputz ist 
vor dem Anstrich sorgfältig zu glätten, am besten zu 
polieren. Ferner empfiehlt es sich, auf den Ruheplätzen 
Spucknäpfe so anzubringen, daß weder ein Verspritzen 
des Inhalts noch ein Umwerfen derselben erfolgen kann. 
Auf sorgfältige Reinhaltung des Treppenhauses wie des 
Hausflurs ist großes Gewicht zu legen und der Haus¬ 
besitzer dafür verantwortlich zu machen. 
Über das Imprägnieren von Stoffen gegen 
Feuersgefahr. 
Infolge mannigfacher Unfälle neuester Zeit ist die 
Frage, leicht entzündliche Stoffe gegen Feuersgefahr zu 
schützen, allenthalben in den Vordergrund getreten. Seit 
einer Zeit wird zu diesem Zweck das wolframsaure Natron 
empfohlen und verwandt, nicht als ob dieses Salz bisher 
unbekannt gewesen wäre, sondern weil eine gesteigerte 
Nachfrage eine billigere Herstellungsweise zur Folge gehabt 
hat. Im übrigen dürfte es von allgemeinerem Interesse sein, 
hier die Ausführungen zu reproduzieren, die ein Professor 
im Aachener Gewerbeverein auf Grund eigener Unter¬ 
suchungen gemacht hat. 
Zu jeder Verbrennung gehören zwei Faktoren, ein 
brennbarer Körper und der Sauerstoff der Luft. Allein 
das Vorhandensein dieser beiden Bestandteile macht die 
Verbrennung noch nicht, oder wenigstens noch nicht 
immer möglich. Jeder verbrennbare Körper muß, soll er 
wirklich brennen, zunächst auf eine bestimmte Temperatur, 
die sogenannte Entzündungstemperatur, gebracht und, 
soll die Verbrennung fortdauern, auch in dieser Temperatur 
erhalten werden. Im allgemeinen nun und bei leicht 
brennbaren Stoffen immer, wird die eingeleitete so viel 
Wärme entwickeln, daß die Entzündungstemperatur mehr 
als erreicht ist. Somit ist es eine dreifache Bedingung, 
die erfüllt werden muß, wenn überhaupt ein Brennen statt¬ 
finden soll, nämlich das Vorhandensein 
1. eines brennbaren Körpers, 
2. des Sauerstoffes der Luft, 
3. der Entzündungstemperatur.
	        
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