Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Nr. 21. 
Oberösterreichiscne Bauzeitung. 
Seite 171. 
Die in der zweiten Hälfte des Jahres 1907 ansgebroohene 
allgemeine Wirtschaftskrise machte sich auch auf allen 
Gebieten des Holzhandels und der Holzindustrie fühlbar. 
Insbesondere die infolge der allgemeinen Geldteuerung 
lahmgelegte Bautätigkeit verursachte einen minderen Be¬ 
darf an Bauholz und auch der Export nach Deutschland 
war infolge der dort herrschenden ungünstigen Verhält¬ 
nisse erschwert und vermindert. In dem Verkehr nach 
dem Orient machte sich die Krise erst später fühlbar, so 
daß in der ersten Hälte des abgelaufenen Jahres der 
Export nach dem Orient noch ein befriedigender genannt 
werden konnte und auch die Preise noch entsprechend 
waren. Erst als sich jene Sägewerke aus der Bukowina, 
die sonst hauptsächlich den Export nach Deutschland 
und Rotterdam besorgen, infolge der dort herrschenden 
Stagnation gleichfalls dem Orientgeschäfte zuwandten, 
kamen auch in diesem Geschäfte die Preise ins Wanken. 
Immerhin kann jedoch im allgemeinen von einer Deroute 
im Holzgeschäfte nicht gesprochen werden, zumal infolge 
der andauerden Hochkonjunktur die Vorräte in den Säge¬ 
werken auf ein Minium reduziert waren und sich im 
Laufe des Jahres 1908 erst allmählich vergrößerten, ohne 
jedoch eine bedrohliche Höhe anzunehmen. Diese ver¬ 
hältnismäßig gesunde Gestaltung des Holzmarktes ist auch 
dem Umstande zuzuschreiben, daß die Waldbesitzer von 
ihren hohen Stocktaxforderungen nicht abstanden und 
lieber ihre Waldungen unverkauft ließen; insbesondere 
hielt sowohl das österreichische als auch das ungarische 
Forstärar an den hohen Ausschreibungspreisen fest, so 
daß ein großer Teil der zu Offertverhandlungen aus¬ 
geschriebenen Waldungen unverkauft blieb. Diesem Um¬ 
stand ist ein Rückgang der Produktion zuzuschreiben, 
der mit Rücksicht auf den wenig aufnahmsfähigen Markt 
nur begrüßt werden konnte. 
Holzimprägnierung und Holzpilasterung. Das Holz¬ 
imprägnierungsgeschäft hat keine wesentlichen Verän¬ 
derungen erfahren, weil wenigstens im Osten keine Bahn¬ 
bauten von besonderem Umfange vorgekommen sind, das 
Imprägnierungsgeschäft aber von der mehr oder weniger 
lebhaften Entwicklung des Eisenbahnnetzes abhängt. Der 
Bedarf der Alpenbahnen wird sich erst in einigen Jahren 
fühlbar machen. Ein anderes Absatzgebiet von Bedeutung 
ist nicht vorhanden. Die Holzpflasterungsindustrie hatte 
ebenfalls, abgesehen von dem etwas lebhaften Geschäfts¬ 
gänge in Wien, keine wesentliche Steigerung des Ab¬ 
satzes aufzuweisen. Da die inländische Beschäftigung 
allein nicht ausreicht, um die vorhandenen Anlagen nutz¬ 
bringend zu machen, waren die heimischen Fabriken 
wie auch früher genötigt, Absatz nach dem Ausland auch 
ohne Gewinn zu suchen, nur um durch die Erhöhung 
des Umsatzes die Gestehungskosten zu verringern und die 
in Österreich erzielbaren Preise halten zu können. Ein 
Absatz nach Ungarn und den annektierten Provinzen ist 
nicht vorhanden; beide Ländergebiete haben eigene 
Industrien, das letztgenannte wenig Bedarf an Holzpflaster. 
Die Konkurrenz im Holzpflasterungsgeschäft unter den 
niederösterreichischen Unternehmern ist lebhaft nnd wird 
verschärft durch Gelegenheitsunternehmer, die ohne tech¬ 
nische Erfahrungen oft mit Verwendung minderwertigen 
Materiales der Gesamtindustrie Schaden zufügen. Eine 
Konkurrenz ausländischer Unternehmungen ist nur in 
Bezug auf Pflasterung mit überseeischen Holzarten vor¬ 
handen, deren Spezialeigenschaften manchmal gesucht 
werden. Eine direkte Einfuhr solchen Holzes war bisher 
nicht erreichbar. In der Holzimprägnierungsindustrie aller 
österreichischen Kronländer findet kein Export nach dem 
Auslande statt, weil die angrenzenden Staaten eigene, 
gut entwickelte gleichartige Industrien haben. In der 
Holzpflasterungsindustrie besteht lediglich ein Export 
nach Süddeutschland, der durch die günstigen Wasser¬ 
verfrachtungen auf den deutschen Flüssen nnd Kanälen 
ermöglicht wird. Aber auch diese beschränkte Ausfuhr 
ist keineswegs lukrativ und wird nur aus den oben an¬ 
geführten Gründen betrieben. Die Produktionsverhältnisse 
im Inlande wurden durch das außerordentliche Anwachsen 
der Holzpreise, der Imprägnierstoffe und der Arbeitslöhne 
zunehmend im ungünstigen Sinne beeinflußt. Dadurch 
sinkt die Aussicht auf umfangreicheren Absatz, denn das 
Holzpflaster wird infolge der hohen Preise mehr und mehr 
ein Luxuspflaster, das sich nur begüterte Gemeinden an- 
schaffen können, oder das nur in den allerdringendsten 
Fällen Anwendung findet, wo nämlich Anspruch auf 
unbedingte Geräuschlosigkeit gemacht wird. Trotzdem - 
die Löhne schon eine bedeutende Höhe erreicht haben 
und eine beständig steigende Tendenz zeigen, sind nur 
sehr schwer Arbeiter zu bekommen, so daß die heimischen 
Erzeuger genötigt sind, körperlich besonders geeignete 
Arbeiter aus fernen Gegenden heranzuziehen. Eine An¬ 
werbung ausländischer Arbeiter hat in der Branche noch 
nicht stattgefunden, ist aber nur eine Frage der Zeit, 
da die Auswanderung gerade die kräftigsten Leute an¬ 
zieht. 
Parketten. Der Absatz in Parketten war im Berichts¬ 
jahre sehr unbefriedigend infolge des konstanten Rück¬ 
ganges der Bautätigkeit und der außerordentlich un¬ 
günstigen Verhältnisse für den Export. Bekanntlich waren 
die Bauverhältnisse im Inlande die denkbar schlechte¬ 
sten. Daher war eine wesentliche Abnahme des Bedarfes 
in Österreich zu konstatieren. Die Ausfuhr in Parkett¬ 
bretteln nach Ungarn ist wieder zurückgegangen; in 
Tafelparketten hat sie nahezu ganz aufgehört. Auch die 
Zahlungs- und Kreditverhältnisse haben sich verschlimmert 
und es sind im Berichtsjahre neuerlich größere Fallimente 
in der Baubranche zu verzeichnen. Es sei noch bemerkt, 
daß der Parkettenindustrie ebenso wie allen mit; dem 
Baugewerbe in Verbindung stehenden Industrien, speziell 
jener im Kronlande Niederösterreich, nur durch eine 
wesentlich vermehrte und regere Bautätigkeit, insbeson- 
ders durch eine beschleunigte Fortsetzung der begonnenen 
Bauten (z. B. der Kliniken), dann einer energischen 
Inangriffnahme der längst projektierten großen öffent¬ 
lichen Bauten und Institute geholfen werden kann, 
Bau- und Möbeltischlerei. Die geschäftlichen Ver¬ 
hältnisse in der Bau- und Möbeltischlerei haben sich 
leider im Berichtsjahre weniger günstig gestaltet als in 
den Vorjahren. Die Bautischlerei litt an der allgemeinen 
Stagnation des Baugewerbes und auch in Möbeln zeigte 
sich ein verminderter Bedarf, und zwar namentlich in 
Luxusmöbeln, aber auch in mittelfeiner Ware. Der ein¬ 
zige Geschäftszweig, in dem sich die Absatzverhältnisse 
gebessert haben, ist das Hotelmöbelgeschäft, was auf 
den zunehmenden Fremdenverkehr in den Alpenländern 
und in den Kurorten zurückzuführen ist. Überhaupt 
verlegt sich der Schwerpunkt des Absatzes immer mehr 
in die Provinz, was insoferne für die Fabrikanten des 
Kammerbezirkes ein Nachteil ist, als sich dadurch die 
Geschäftsspesen erhöhen und der Verdienst geschmälert 
wird. Auch macht sich hier eine Art von Lokalpatriotismus 
bemerkbar, der namentlich bei öffentlichen Lieferungen 
die Vergebung an ortsansässige Erzeuger verlangt. Die
	        
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