Volltext: XIV. Jahrgang, 1909 (XIV. JG., 1909)

Seite 164. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 20. 
werde. Weiters klagt die Genossenschaft darüber, daß 
sich die Kohlenbergwerke und Eisenwerke weigern, ihre 
Kohle, beziehungsweise ihre Eisen unmittelbar zu liefern, 
sondern sie an die Händler weisen, wodurch die Genossen¬ 
schaft verhindert werde, billige Rohstoffe für ihre Mit¬ 
glieder einzukaufen. Um dem Mangel an billigen und 
lichten Werkstätten zu begegnen, schlägt sie vor, Hand¬ 
werkkottagen an der Peripherie von Wien mit einer 
billigen Zentralkraft anzulegen. Auch bringt die Genossen¬ 
schaft in Anregung, für Genossenschaftsmitglieder (Meister) 
unentgeltliche Kurse über Buchhaltung, Kalkulation, Ex¬ 
portwesen etc. zu veranstalten.. 
Wie die Badener Schlosserinnung berichtet, waren 
die nur einigermaßen fundierten und leistungsfähigen 
Betriebe gut beschäftigt. Doch leidet die gesamte Geschäfts¬ 
lage durch fortwährende Errichtung neuer Betriebe, die 
ungenügend fundiert sind und um Beschäftigung zu 
erhalten, Arbeiten um jeden Preis übernehmen. Das 
Bestreben nach Verbesserung der technischen Ein¬ 
richtungen zeigte sich in fast allen Schlossereibetrieben, 
doch steht der Einführung der Werkzeugmaschinen 
zumeist der Mangel billiger motorischer Kraft entgegen. 
Dort, wo solche Maschinen angeschafft wurden, waren 
sie fast durchwegs ausländischen zumeist deutschen 
Ursprungs, die durch Vermittlung heimischer Händler 
bezogen wurden. Die Schwierigkeit der Beschaffung 
guter Arbeitskräfte auf dem flachen Lande zu er¬ 
schwinglichen Preisen macht sich umso stärker geltend, 
je mehr die feste Organisation der Arbeiterschaft in den 
größeren Städten um sich greift. Immerhin sind die 
Arbeiterverhältnisse im großen und ganzen ziemlich be¬ 
friedigend zu nennen. Die Badener Schlosserinnung 
hebt auch das große Angebot von Lehrlingen im Schlosser¬ 
gewerbe hervor. Da die Zahl der Lehrlinge, die in 
einem Betriebe gehalten werden dürfen, beschränkt ist, 
mußten vielfach die Lehrlinge mit minderwertigen Lehr¬ 
stellen vorlieb nehmen. Die Genossenschaft glaubt, diesem 
Übelstande könnte dadurch gesteuert werden, daß man 
solchen Meistern, welche sich in der Heranbildung von 
Lehrlingen bewährt haben, eine größere Anzahl von 
Lehrlingen anvertraut und ihnen eine Subvention zu¬ 
wendet. Lebhafte Klagen erhebt die Schlosserinnung über 
die hohe Last der Unfallversicherung, der sich bei Durch¬ 
führung der Sozialversicherungsvorlage neue unerschwing¬ 
liche Lasten hinzugesellen sollen. Auch wendet sich die 
Innung gegen die Unterrichtszeit an den gewerblichen 
Fortbildungsschulen, die speziell beim Bauschlosserge¬ 
werbe arge Störungen hervorgerufen hat, da der Gehilfe 
stets auf die Mitarbeit und Handreichung des Lehrlings 
angewiesen sei. Sie tritt für die Ausdehnung der Unterrichts¬ 
zeit bis 8 Uhr abends ein. 
Öfen- und Heizanlagen. Der Inlandsabsatz hielt sich 
beinahe auf derselben Höhe wie im Vorjahre. Trotz des 
neuen Zolltarifes ist die deutsche Konkurrenz nach wie 
vor fast erdrückend geblieben. Die riesigen deutschen 
Ofenfabriken in Nürnberg, Kaiserslautern etc. über¬ 
schwemmen mit ihrer Überproduktion den österreichischen 
Markt und verkaufen hier billiger als in Deutschland. 
Der in früheren Jahren ziemlich bedeutende Absatz 
nach Ungarn hat so gut wie aufgehöhrt. Es werden 
nur mehr Ersatzteile dorthin geliefert. Hingegen scheinen 
die Reichslande in Hinkunft ein aufnahmsfähiges Absatz¬ 
gebiet zu werden. Der Export vermindert sich von Jahr 
zu Jahr und beschränkt sich auf ganz billige Typen, 
die nach den Balkanstaaten geliefert werden. Hieran 
sind zum guten Teile die daselbst herrschenden un¬ 
günstigen Kreditverhältnisse schuld, die Preise des Roh¬ 
eisens und der Halbfabrikate daraus sind gegen das 
Vorjahr zurückgegangen, dafür sind aber die Arbeits¬ 
löhne gestiegen und die Arbeitszeit verkürzt worden. 
Neue Betriebe wurden nicht gegründet, hingegen wurden 
schon bestehende Betriebe weiter ausgestaltet. 
Lampen und Beleuchtungsgegenstände. Der Absatz 
in Petroleumlampen ist gegen das Jahr 1907 bedeutend 
zurückgeblieben und zwar ist der Rückgang auf zirka 
15 Prozent einzuschätzen. Gründe hiefür sind das immer 
weitere Vorschreiten des elektrischen Lichtes und die 
Verbilligung der Gasbeleuchtung durch Einführung der 
Hängeglühkörper, was zum Baue von Gasanstalten 
animierte. Das Geschäft nach Ungarn war etwas geringer, 
da die Händler dem Drucke, vaterländisches Fabrikat zu 
führen, immer mehr nachgeben. In Bosnien und Herzego¬ 
wina dringt das ungarische Erzeugnis infolge der billigeren 
Fracht und der mäßigeren Preise immer mehr vor, wenn 
auch an vielen Orten die österreichische Ware der besseren 
Qualität wegen bevorzugt wird. 
Spenglerwaren. Das Geschäft in fabriksmäßig er¬ 
zeugten Spenglerwaren hat im Berichtsjahre keine 
wesentliche Veränderung erfahren. Der Konsum im In¬ 
lande ist so ziemlich der gleiche geblieben; auch die 
Preise konnten sich behaupten. Ein Aufschwung in dieser 
Branche wird hauptsächlich dadurch verhindert, daß 
Deutschland noch immer enorme Quantitäten in Haus¬ 
und Küchengeräten, hauptsächlich in lackierten Blech¬ 
waren, importiert. Der Absatz nach Ungarn war etwas 
geringer, da sich die dortige Konkurrenz, begünstigt durch 
staatliche Subventionen und billigere Arbeitskräfte, mehr 
als sonst fühlbar machte. Das Geschäft nach Bosnien 
und der Herzegowina erfuhr keine Veränderung. Der 
Export nach der Türkei, der schon anfangs des Jahres 
zurückgegangen war, kam infolge der bekannten Er¬ 
eignisse vollkommen ins Stocken. Der Geschäftsverkehr 
mit Serbien, der sich nach endgültiger Beilegung der 
Zollkrieges wieder lebhafter gestaltete, mußte infolge der 
politischen Verwicklungen abgebrochen werden. 
Inhalt. Projekt für einen Linzer Hausbau. — Ein Wort zur Wasser¬ 
versorgung von Städten, Märkte etc. — Der Bericht der niederöster¬ 
reichischen Handels- und Gewerbekammer pro 1908 (2. Fortsetzung). — 
Lokale Baunotizen. — Aus den Gemeinderatssitzungen in Linz. — Patent¬ 
liste. — Angesuchte Baulizenzen in Linz. — Inserate. 
Lokale Baunotizen. 
Zur Errichtung von Wohnhäusern für Angestellte 
der k. k. Staatshahn in Linz. Zufolge der Wohnungs¬ 
teuerung in Linz und Umgebung und auf Andrängen 
vieler Eisenbahnbediensteter hat sich das k. k. Eisen¬ 
bahnministerium endlich bewogen gefunden, aus Mitteln 
des Pensionsfondes für einen Teil seiner Angestellten 
eigene Wohngebäude in Linz errichten zu lassen, und 
zwar auf den von der Stadtgemeinde Linz zu billigem 
Preis abgegebenen Gründen auf dem ehemaligen Füchsel- 
gute. Diese Häuser, die noch laufendes Jahr in Angriff 
genommen werden sollen, werden für zirka 250 Familien 
Wohnungen enthalten und somit der Wohnungsnot ge¬ 
wisse Schranken setzen. Betreffs Vergebung der Bau¬ 
arbeiten für diese Gebäude sind mehrfache Anzeichen 
vorhanden, daß man geeigneten Orts die Absicht hege, 
die ganze Herstellung der Baulichkeiten einer auswärtigen 
Baufirma im Pauschalwege zu übertragen, was für das
	        
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