Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Seite 92. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 12. 
10. Gaswerk: 
a) Allfällige Erbauung eines städtischen 
Gaswerkes im Hinblicke auf den am 
17. März 1913 erfolgten Ablauf des 
Gasvertrages laut Kostenvoranschlag K 3,500.000*— 
b) Betriebskapital hiezu „ 130.000*— 
11. Mitwirkung der Erwerbung einer 
Wasserkraft für das Linzer Elek¬ 
trizitätswerk gegen entsprechende 
Vorteile, darunter insbesondere Verbilli¬ 
gung des Lichtes, Herstellung von neuen 
Tramwaylinien, eventuell selbständige Her¬ 
stellung einer elektrischen Wasserkraft- 
Zentrale . . . . . . . . . - . . ■ . . . . „ 2,500.000*— 
12. Theater bau, Errichtung einer 
Markthalle, verschiedene Wohl¬ 
fahrtseinrichtungen (Wohnungs¬ 
reform u. dgl.) .... . 
710.000*— 
K 15,000.000*— 
In der am obenbezeichneten Tage abgehaltenen Ge¬ 
meinderatssitzung wurde die Vorlage nach längerer De¬ 
batte einstimmig angenommen, was uns große Freude 
bereitet, da die im Projekte stehenden vielen Bauaus¬ 
führungen durch Jahre hinaus einen Stillstand im 
Bauwesen nicht befürchten lassen. d. r. 
Besichtigung der Dampfziegelei der Ober¬ 
österreichischen Baugesellschaft. 
Am 21. vorigen Monats versammelte sich um halb 
6 Uhr abends eine stattliche Anzahl Mitglieder des Bau¬ 
techniker-Vereines unter Leitung des Vereinsmitgliedes 
Herrn Bauleiter R e s c h bei dem genannten Ziegelwerke. 
Von der Oberösterreichischen Baugesellschaft waren er¬ 
schienen Herr Präsident Ho ff mann und Herr Vize¬ 
präsident Wildmoser. Herr Direktor Seidel war leider 
verhindert, der Besichtigung beizuwohnen, da er zur Zeit 
bei dem internationalen Architektenkongreß in Wien 
weilte. 
Als erstes Objekt des Rundganges wurde ein Massiv¬ 
deckenbalken, Patent Seidel, den Versammelten gezeigt. 
Derselbe war auf 5 m freie Spannweite gelegt und wurde 
mit 2300 kg belastet. Der Balken, welcher 30 cm breit 
und 23 cm hoch war, zeigte bei dieser Belastung nur 
eine Durchbiegung von 6 mm. Nach Entfernung dieser 
Last, welche für 1 Quadratmeter rund 1500 kg betrug, 
ging der Balken wieder in seine ursprüngliche Lage zu¬ 
rück, was gewiß die vorzüglichen Eigenschaften dieser 
Deckenkonstruktion, die übrigens mit bestem Erfolge 
bereits bei mehr als 20 Bauten angewendet wurde, dar¬ 
tut. Der weitere Rundgang brachte die Teilnehmer zur 
Erzeugungsstelle dieser Massivbalken, welche dort auf 
großen Plätzen in einfachster Weise in Holzmodell an¬ 
gefertigt werden. Von dort ging es in die Tongrube und 
von da auf die Kettenbeförderungsbrücke in das Preß- 
haus zum dreifachen Kollergang, mittelst welchem der 
Ton in bester Weise verarbeitet wird. Aus diesem fällt 
der Ton in die Presse, auf welcher Mauerziegel bis 
28.000 Stück täglich, Pflasterziegel oder Deckensteine er¬ 
zeugt werden. Die Teilnehmer der Exkursion hatten 
weiters Gelegenheit, die Patentdeckensteinfabrikation mit 
dem doppelten Mundstück zu besichtigen. Der Strang 
verläßt das Mundstück mit ziemlicher Schnelligkeit, so 
daß auf der Presse täglich bis 8000 Stück Deckensteine 
erzeugt werden. Darnach besichtigten die Teilnehmer 
die Herstellung von Biberschwanzdachziegeln mittelst 
Automaten auf eigener Presse. 
Auch diese Erzeugung ging glatt und sehr exakt 
vor sich. Die Dachziegel werden mit diesem Apparat mit 
zwei Nasen erzeugt und kann der vordere Schnitt in 
viererlei Formen eingestellt werden. 
Von da aus ging es zu den Trockenräumen, welche 
sich über den zirka 60 m langen Ringofen erstrecken. 
Dieselben dienen nur zum Trocknen von im Frühjahr 
und Herbst erzeugtem Ziegelmaterial. Im Sommer werden 
sämtliche Mauerziegel im Freien unter Schupfen ge¬ 
trocknet. 
Zum Schlüsse wurde der Ringofen besichtigt ; der¬ 
selbe besitzt 18 Kammern mit einem Gesamtfassungsraum 
von zirka 150.000 Ziegeln. (Die Gesamtjahreserzeugung 
des Werkes beträgt 4—5 Millionen Steine.) Hier wurde 
der sehr interessante Obelsche selbstregistrierende Zug¬ 
messer und Brennerkontrollapparat gezeigt. Der zweite 
ältere Ringofen dient als Aushilfsofen. Ferner sei noch 
bemerkt, daß der Antrieb des Kollerganges, der Pressen, 
der Kettenförderung, der, Aufzüge, Pumpen etc. mittelst 
Dampfmaschine besorgt wird. Nach D^stündiger Dauer 
war die Besichtigung zu Ende, worauf Herr Präsident 
Hoff mann an die Teilnehmer eine kurze freundliche 
Ansprache hielt und dieselben zu einem Imbiß in die 
Restauration Alpenhof einlud. Herr Obmann Reiter 
dankte im Namen des Vereines der Oberösterreichischen 
Baugesellschaft für ihr freundliches Entgegenkommen und 
bemerkte, daß der Verein schon lange den Wunsch hegte, 
eine mustergültige Ziegelwerksanlage zu besichtigen. Eine 
solche haben die Teilnehmer der Exkursion heute gesehen 
und sind von den Eindrücken, die sie dort empfangen, 
sehr befriedigt. 
Hierauf ging es in den Alpenhof, wo die Mitglieder 
noch einige gemütliche Stunden bei einem guten Tropfen 
Bier verbrachten. 
Über die Mißstände im Submissionswesen. 
Man liest oft, daß große Geschäfte bei Submissionen 
so billige Preise stellen und den Zuschlag erhalten. Die 
erste Frage ist gewöhnlich die: Man sollte doch glauben, 
daß ein solches großes Geschäft kalkulieren kann. Man 
muß sich wundern, daß das Geschäft solche Preise macht. 
Kenner wundern sich nicht. O ja, das Geschäft kann 
sehr wohl kalkulieren, besser vielleicht als mancher 
Kalkulationslehrer beim Meisterkurs, es weiß aber aus 
langer Erfahrung, daß es mit seiner Kalkulation einen 
herrlichen Durchfall bei der Submission erleben wird. 
Wenn es die Arbeit haben will, so ist die einzige Wahl: 
großer Nachlaß und wenn der Verlust klar vor Augen 
liegt. 
Wie oft haben sich' schon Innungen und gewerbliche 
Korporationen an Submissionen beteiligt, schöne und aus¬ 
geklügelt kalkulierte Preise eingereicht, für die man eine 
saubere und gute Arbeit liefern konnte und was war in 
den allermeisten Fällen das Resultat? Durchfallen. 
Viele Geschäftsleute, die zu kalkulieren verstehen 
und die ihre Preise auch kalkulieren, beteiligen sich gar 
nicht mehr an Submissionen. Sie sagen sich, wenn ich 
kalkuliere, kann ich sicher sein, daneben zu fallen und 
um mir den Zeitverlust und den Ärger zu sparen, offeriere 
ich überhaupt nicht.
	        
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