Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Nr. 12. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 91. 
scliusses vorgeschlagene Organisation des Schöffenge¬ 
richtes aus. Sodann billigt er den Vorschlag des Komitees 
des Gewerbevereines, daß nach Erlag einer Kaution von 
25 Prozent der voraussichtlichen Baukosten der Unter¬ 
nehmer von jedem Verfahren befreit sein soll. Auf Basis 
dieser grundlegenden Bestimmungen möge ein Gesetzent¬ 
wurf ausgearbeitet und dem parlamentarischen Entwürfe 
entgegengestellt werden. 
Herr Redakteur Tip ow führt als Vertreter des Mieter¬ 
vereines aus, daß die Sicherung der Bauforderungen viel¬ 
leicht die Baukosten ermäßigen werde. Infolgedessen sei 
aber auch eine Ermäßigung der Mieten zu erhoffen. 
Außerdem erwarten die Mieter eine solidere Ausführung 
der Bauten. 
Herr Karl Gödrioh erklärt sich gegen das Gesetz, 
da keine der erörterten Formen eine Garantie für die 
Durchführung biete. Vielmehr werde dadurch die Ge¬ 
legenheit, Prozesse zu führen, vermehrt. 
Herr Hans Rott erklärt, daß seiner Meinung nach 
die Sicherung der Bauforderungen die Wohnungsreform 
und die ganze Bautätigkeit aufs schwerste schädigen 
würde. Die Sicherung der Bauforderungen bedeutet, daß 
man das ganze Baugewerbe unter Kuratel stellen wolle. 
Die Ursache der Verluste liege in den Bestimmungen 
über das Schätzungs- und Gebührenwesen. Das neue Ge¬ 
setz werde nur eine neue Last bringen. Man müsse, wenn 
das Gesetz Rechtskraft erlange, eine Beeinträchtigung 
des Bauwesens, eine Verminderung des Wohnungsange¬ 
botes als Folgeerscheinung erwarten. 
Herr Reichsratsabgeordneter Pabst weist darauf hin, 
daß der Entwurf des Gewerbeausschusses gewiß manche 
Mängel beinhalte. Er bittet das Präsidium der Zentral¬ 
stelle für Wohnungsreform und des Niederösterreichischen 
Gewerbevereines, mit ihren Anträgen möglichst rasch vor¬ 
zugehen und die Referate an den Gewerbeausschuß zu 
leiten, bevor dieser noch seine Arbeiten beendigt habe. 
Die vorgebrachten Wünsche werden gewiß nach Möglich¬ 
keit Berücksichtigung finden. 
Herr Edmund Konnerth spricht sich gegen ein 
Gesetz zur Sicherung der Bauforderungen aus. Der Ge¬ 
setzentwurf des Subkomitees zeige, daß die Verfasser 
vom Bauwesen gar keine Kenntnis gehabt haben. Das 
Baugewerbe könne deshalb so schwer existieren, weil der 
Staat bei Besitzveränderungen hohe Gebühren einhebe 
und die Kartelle der Lieferanten die Preise allgemein er¬ 
höhen. Auch seien die Löhne um 25 bis 60 Prozent ge¬ 
stiegen. Trotzdem solle der Baumeister ein Objekt her¬ 
steilen, an dem er auch noch etwas verdienen soll und 
das mindestens 4.5 Prozent abwerfen muß. Das Bauunter¬ 
nehmerwesen habe die anständige Konkurrenz verdrängt 
und schleuderhafte Ausführung der Bauten allgemein 
eingebürgert. Auch seien ein großer Übelstand die Spesen, 
die oft 10 Prozent des Baukredites betragen. Redner er¬ 
innert an das Gesetz vom 26. Dezember 1893 über die 
Regelung der konzessionierten Baugewerbe und verlangt, 
daß nur derjenige bauen dürfe, der dazu berechtigt ist. 
Auch das Agentenwesen und deren Unterstützung durch 
die Advokaten müßten bekämpft- werden. 
Es folgen noch einige tatsächliche Berichtigungen. 
Hierauf bringt der Vorsitzende in Übereinstimmung 
mit dem Vizepräsidenten des Gewerbevereines Herrn 
Bernhard Ludwig den Antrag Baudouin auf Ein¬ 
setzung eines gemeinsamen Komitees zur Abstimmung. 
Derselbe wird einstimmig angenommen und hierauf die 
Sitzung geschlossen. „Wiener CommunalMatt“ 
Ein 15 Millionen Kronen-Anlehen für Linz. 
Der Finanzreferent des Linzer Gemeinderates Herr 
Dr. Jäger hat am 3. d. M. dieser Körperschaft einen 
umfangreichen Bericht vorgelegt, worin die Notwendig¬ 
keit neuer Einnahmsqueilen für die Landeshauptstadt 
enthalten ist, und die Aufnahme eines Anlehens von 
15 Millionen Kronen in Vorschlag gebracht wird. Mit diesen 
15 Millionen will der Referent den Geldbedarf der Landes¬ 
hauptstadt Linz für die nächsten 10 Jahre decken und 
zur nachstehenden Verwendung gelangen lassen. 
1. Schulbauten: 
a) Staatsgewerbeschule, fast vollendet . K 190.000'— 
b) Realschule abzüglichStaatsbeitrag und 
der schon früher bezahlten Kosten des 
Baugrundes samt innerer Einrichtung „ 550.000'— 
c) zwei neue Volks-, beziehungsweise 
Bürgerschulen, inklusive; Einrichtung „ 630.000'— 
d) Renovierung des alten Realschulge¬ 
bäudes „ 30.000'— 
2. Anstalten für sanitäre Zwecke: 
a) Kadaver-Verarbeitung . . . . . . . „ 80.000*— 
b) Plankengut dazu . „ 30.000'— 
c) neue Fleischmarkthalle „ 120.000'— 
d) Infektions-Pavillon „ 20.000' — 
e) Prosektur . n 30.000*— 
3. Stadt regulier ung: 
a) Römerberg-Regulierung „ 160.000 — 
b) alte Trainkasernerwerbung samt- 
Straßen- und Kanalbau ....... 702.000*— 
c) andere Regulierungen und Grunder¬ 
werbungen „ 1,200.000'— 
Weitere Beträge werden für diese 
Zwecke durch die Verwertung der Train- 
kasern-Gründe frei. 
4. Amtszwecke: 
a) Erwerbung des Schober-Hauses; das 
dortselbst haftende, zu 5 °/o verzinsliche 
Darlehen soll rückbezahlt werden . „ 120.000'— 
5. Handel und Verkehr: 
a) Lagerhaus, städt., Bau und Einrich¬ 
tung „ 280.000 — 
b) Bahnbau Linz — Eferding—Weizen¬ 
kirchen „ 1,550.000*— 
6. Seitens der Kriegsverwaltung 
geplante Militärobjekt e, deren 
Bau die Stadtgemeinde gegen 
Leistung der Verzinsung und Er¬ 
haltung durch Staat und Land zu 
übernelimen haben wird: 
a) Erweiterung des Marod enhauses . . „ 15.000'— 
b) Landwehr-Kanonenregiments-Kaserne „ 800.000*— 
c) neue Artillerie-Kaserne „ 800.000*— 
d) Einjährig-Freiwilligen-Schule . . . . „ 300.000' — 
7. Pflasterungen und Neukanalisierungen „ 300.000*— 
8. Abgang beim Krankenhausbaufonds . „ 103.000*— 
9. Deckung der Abgänge in der Kammer¬ 
kasse für die Jahre 1907 und 1908 im 
Hinblicke darauf, daß die Gesetze wegen 
Einhebung neuer Auflagen und Umlagen 
kaum vor dem letzten Quartal 1908 in 
Wirksamkeit treten, teilweise sogar erst 
1909, während die Kapitalien schon jetzt 
aufgenommen werden müssen, teils schon 
aufgenommen sind . . . . „ 150.000’—
	        
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