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Dach gebracht wurde und zuletzt stellte man den
Vordertrakt her, so daß der ganze fertige Neubau am
1. November 1907 seiner Bestimmung übergeben werden
konnte.
Das Gebäude hat in seinen verschiedenen Stocks
werken nachstehende Räumlichkeiten, die in einigen
Grundrißzeichnungen durch Buchstaben erklärt werden
und zwar:
Souterrain: Werkstätte, Geschäftsnebenräume,
Holz- und Kohlenkeller.
Parterre: a) Werkstätte, b) Magazin, c) Nähraum,
d) Geschäftslokal, h) Klosett, i) Eingang, p) Hof.
I. Stock: Schirmmagazin, Packraum, Buchhaltung
und Korrespondenz, Komptoir.
II. Stock- a) Werkstätte, e, f) Hausmeisterwohnung,
g) Speisekammer, h) Klosett, k) Mägdezimmer, 1) Zimmer,
n) Vorzimmer, m) Kammer, o) Kabinett, w) Gang.
III. Stock: Stockmagazin, Mägdezimmer, Fremden¬
zimmer, Gang, Küche, Schlafzimmer, Badezimmer, Klosett,
Vorzimmer, Wohnzimmer, Kabinett.
IV. Stock: Nähraum, Manipulationsraum, Zuschneide¬
raum, Stofflager.
V. Dachboden:. Dämpf- und Nähraum, Wasch¬
küche, Trockenboden.
Dies die notwendigen Räume für das Geschäfts¬
haus und zugleich Wohngebäude der bekannten Firma
Funke & Loos, deren Erzeugnisse durch ihre Solidität,
Schönheit und Massenhaftigkeit sich bereits einen weit¬
reichenden Ruf erworben haben.
Daß diese vielen für die Fabrik unentbehrlichen
Lokale auf dem schmalen Baugrund nur durch ein
kleines Überschreiten der Baulinie nach oben erreicht
werden konnten, ist selbstverständlich, was auch die
Baubehörde einsah und dazu ihre Zustimmung gab.
Wir gehen nun auf die innere Einrichtung des
Hauses über, die viel Interessantes enthält. Das an die
städtische Wasserleitung angeschlossene Objekt hat in
jeder Stiegenanlage einen Feuerhydranten und in allen
Geschäftslokalen Waschapparate; weiters wurde die Gas-
und elektrische Beleuchtung und eine Staubsauganlage,
eingerichtet, über die wir später einmal Näheres be¬
richten werden. Die Erwärmung sämtlicher Lokale ge¬
schieht durch eine Niederdruck-Dampfheizung. Außer
zwei freitragenden Stiegen wurde ein vom Souterrain
bis zum Dachboden führender Waren- und Personen¬
aufzug mit elektrischem Betrieb untergebracht. Zur
besseren Beleuchtung der Werkstätten im Parterre und
im Souterrain wurden die Fenster mit Luxfer-Prismen-
verglasung ausgestattet, kurz, es wurde für alles vorge¬
sorgt, was in einem Geschäftshause in bezug auf Feuer¬
sicherheit, Licht- und Luftzuführung und leichterer Hand¬
habung der Arbeit nur denkbar ist.
Es erübrigt uns nur noch, über die äußere Gestal¬
tung des Gebäudes unser Urteil abzugeben. Das Haus
zeigt uns die Barocke, eine Stilrichtung, die zu den
nebenstehenden Baulichkeiten am besten paßt und in
der schmalen Front durch die Feinheit ihrer Details auf
den Beschauer günstig ein wirkt. Die Wirkung wird noch
gesteigert durch die gelungene Konzeption der Geschosse
und deren plastische Ausschmückung.
Nach allem bisher Angeführten müssen wir auch
dem Projektanten und Erbauer des Gebäudes Herrn Bau¬
meister Gustav Steinberger einige Worte widmen.
Herr Steinberger hat hier einen Bau geschaffen,
dessen Herstellung, wie oben erwähnt, nicht nur mit
Nr. 1.
großer Gefahr verbunden war, sondern der auch einer
gewissen Findigkeit bedurfte, um all die Räume, die das
Bauprogramm vorschrieb, zur Anlage bringen zu können.
Daß ihm dies gelungen ist, wird am besten von seinem
Bauherrn bestätigt, der mit seinem neuen Geschäftshause
vollends zufrieden ist.
Die beim Bau beschäftigt gewesenen Industriellen
und Lieferanten waren folgende:
1. Gustav Steinberger, Projektant und Bau¬
meister in Linz.
2. Julius Huber, Zimmermeister in Linz.
3. Anton Nußbaumer, Steinmetz in Freistadt.
4. Georg Schwab in Linz, Eterniteindeckung.
5. Georg Puchmayer, Spengler in Linz.
6. Hans Cyzerle, Bildhauer in Linz.
7. Josef Haslinger, Tischler in Linz.
8. Hayböck & Degner in Linz, Kunstschlosser-
arbeit.
9. Johann Eckl in Linz, Beschlägearbeiten.
10. Franz Rezac, Maler und Anstreicher in Linz.
11. I. Ohytracek, Glaser in Linz.
12. G. A. Wayß, Filiale Linz, Prüßwände.
13. Hans Haidenwag in Linz, feuersichere Türen,
„System Kücken“.
14. 0. Pogatsehnig in Linz, Eichen- und Buchen¬
brettl.
15. Rupert Berger in Linz, Holzrolladen.
16. Schade van Westrum in Wien, Portalher¬
stellung und Luxfer-Prismenverglasung.
17. A. Freißler in Wien, elektrischer Waren- und
Personenaufzug.
18. Johann Herbsthofer in Linz, Wasserleitung.
19. Ph. Gräfners Witwe in Linz, Gasleitung.
20. Franz Schmied in Linz, elektrische Beleuch¬
tung und eigene Telephonanlage.
21. B. & F. K ö r t i n g in Wien, Niederdruck-Dampf¬
heizung.
22. J. M. Müller in Linz, Gewölbe-Inneneinrichtung.
23. J. Köck in Linz, Hauptpolier.
Und nun noch eine außerfachliche Bemerkung:
Der Wunsch einiger Kunstfreunde, daß nämlich in
jeder alten Stadt, Gebäude, die einen historischen Wert
besitzen, möglichst erhalten bleiben sollen, kann nur dort
in Erfüllung gebracht werden, wo es sich um eine Ört¬
lichkeit handelt, in der nicht erstklassige Kaufleute,
sondern bloß Kleingewerbetreibende ihr Lager aufge¬
schlagen haben.
Daß aber eine große Fabriksfirma wie Funke &
Loos sich für teures Geld auf dem Franz Josefplatz
einen Baugrund erwirbt, darauf ein Geschäftshaus er¬
bauen läßt, in welchem sie mit beschränkten Räumen
sich zufrieden geben soll, das wird wohl niemand ver¬
langen können.
Der Franz Josefplatz ist der Zentralpunkt des Handels,
der sogenannte Korso der Landeshauptstadt Linz; auf
seinen Gehwegen promenieren alle Fremden; in seinen
Geschäftsläden werden die meisten Einkäufe gemacht;
hier muß der Kaufmann alles aufwenden, um die Auf¬
merksamkeit der Passanten auf sein Verkaufslager zu
richten, wozu ihm auch reklamehafte Aufschriften auf
die Wandfläche der Feuermauern seines eigenen Hauses
nicht verübelt werden können. Soviel über den Neubau
Funke & Loos. Eduard Kornhoffer.
Oberösterreichische Bauzeitung.