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Oberösterreichische Bauzeitung
Nr. 24.
seinen Einfluß bei der Innendekoration in energischer
Weise geltend zu machen.
In dem Reiche des Geschmackes gibt es verschiedene
Ansichten, welche in ihren Grundsätzen oft weit aus¬
einander gehen, und wo die meisten Anhänger der einen
oder anderen Ansicht ohne weitere Untersuchung das
nachsprechen, was ihre Lehrer einmal für gut gefunden
haben. Ich habe mit diesen Zeilen vermutlich auch
gegen gewisse Ansichten über die Innendekoration ver¬
stoßen, aber dies soll nichts weiteres auf sich haben, als
daß ich mir die Freiheit nahm, meine persönliche Mei-v
nung auszusprechen, ebenso wie es die speziellen Deko¬
rateure bereits getan haben. L. A.
Maschinenfundamente von Stampfbeton.
Die „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“
beantwortet folgende drei Fragen über Fundierungen für
Dampfmaschinen in Stampfbeton, welche lauten:
1. Welche Erfahrungen hat man bei größeren Dampf¬
maschinen mit Fundamenten, vollständig in Stampfbeton
hergestellt, gemacht ?
2. Haben solche Betonfundamente wesentliche Vor¬
züge vor den sonst üblichen aus Sandsteinquadern,
namentlich bei nur mittelhartem Sandstein?
8. Welche Mischungsverhältnisse zwischen Flußkies
und Portlandzement haben sich für solche Arbeiten am
besten bewährt, und in welcher Zeit tritt eine genügende
Erhärtung des Betons ein, um die Maschine darauf
montieren und in Betrieb setzen zu lassen?
Auf Frage I ist zu erwidern: Betonfundamentc
sind allen anderen, ganz besonders denjenigen von Sand¬
stein, entschieden vorzuziehen. Mit Sachkenntnis und
Sorgfalt ausgeführt bilden sie einen vollständig ge¬
schlossenen Guß, dessen Gewicht und Festigkeit allen
störenden Einflüssen und Erschütterungen widersteht. —
Es ist mir im Gegensätze zu vielen sehr gelungenen und
untadelhaften Betonfundamenten ein einziger Fall be¬
kannt, in welchem aus übelangebrachter Sparsamkeit
und Unkenntnis eine Sorte Zement angewandt wurde,
welche die üble Eigenschaft vieler billiger und rasch
ziehender Zemente hatte, rasch zu erhärten, nach etwa
30 Tagen wieder verhälnismäßig weich zu werden, um
dann zum zweitenmal, jedoch sehr langsam, zu erhärten.
Die Inbetriebsetzung der Dampfmaschine fiel in die Zeit
der Erweichung nach der ersten Erhärtung, mußte auf
einige Zeit unterbrochen werden und wurde alsdann
wieder aufgenommen, ohne daß sich seither irgend ein
Fehler zeigte.
Während des sehr wasserarmen Winters 1882/1883
litten verschiedene Sandsteinfundamente an angestrengt
arbeitenden Dampfmaschinen Not, indem einzelne Qua¬
dern, besonders bei Maschinengerüsten mit Bayonettform,
unter den Kurbellagern, den Zylindern und den Konden¬
satoren lose wurden, zu langem Stillstand und zu kost¬
spieligen Reparaturen Anlaß gaben, wogegen Beton¬
fundamente auch bei den angestrengtesten Maschinen
keine Spur , von Beschädigungen zeigten.
Auf Frage II ist zu bemerken: Die wesentlichsten
Vorzüge, insbesondere gegenüber den Sandsteinfunda¬
menten, bestehen bei dem Betonfundament:
a) in ganz bedeutend erhöhter Festigkeit und Starrheit,
b) in der bedeutend rascheren Aufstellung der Ma¬
schine,
c) in dem wesentlich billigeren Preis.
Dies aus folgenden Gründen:
Bei einer liegenden 200pferdekräftigen Maschine z. B.
ist die Maschinenlänge bei Anordnung des Kondensators
hinter dem Zylinder etwa 9 Meter, die Breite des Funda¬
mentes etwa 1*2 Meter, die Tiefe etwa IT Meter. Nehmen
wir vor dem Kurbellager noch 1 Meter Beton und ebenso
hinter dem Kondensator 0*7 Meter, so ergibt sich bei
2*5 spezifischem Gewicht ein Gewicht von 35.310 Kilo¬
gramm. Bei den rauhen, nicht bearbeiteten Auflager¬
flächen des Maschinengerüstes kann der beste Steinmetz
trotz des vielfachen und zeitraubenden Abhebens und An¬
zeichnens des Gerüstes die Quadern nicht der Art bearbeiten,
daß ein vollständiges allseitiges Aufliegen erreicht wird.
Erstellt man dagegen den Beton bis auf etwa 2 Zenti¬
meter der vorgeschriebenen Höhe und montiert das
Maschinengerüst auf harthölzernen gut eingeölten Keilen,
welche nicht Wasser einsaugen und sich nicht mehr ver¬
ändern können, macht alsdann, in etwa 1 Zentimeter
Entfernung um die Auflager herum eine etwa 20 Zenti¬
meter hohe leichte Bretterwand, sorgt für das leichte
Entweichen der Luft aus den Auflagern, gießt alsdann
einen dünnflüssigen Beton zwischen diese Bretterwände
und die Auflager und stampft ihn gut ein, so legt sich
dieser Guß so dicht an die Unterflächen der Auflager
an, wie ein feinster Gipsabguß an die Form. Die hölzernen
Keile kann man entweder später nach Entfernen des
Aufgusses von 20 Zentimeter Höhe herausziehen oder
mit den Kanten des Gerüstes bündig abschneiden.
Was die dritte Frage anbetrifft, so ist einerseits der
Beschaffenheit des Zements, andererseits der zur Ver¬
fügung stehenden Zeit Rechnung zu tragen.
Beim Sandstein vermögen seines Gefüges wegen ver¬
hältnismäßig nur wenige Körner auf 1 Quadratmeter zum
Anliegen und damit zum Tragen zu kommen. Mit dem
20 Zentimeter hohen Betonaufguß erreicht man ein kräf¬
tiges Anliegen des frischen Betons an die Unterflächen der
Auflager. Dieser Aufguß muß etwa 10 Stunden nach dem
Einfüllen weggenommen werden und ist selbstverständlich
verlorenes Material. Alle Schächte für Schraubenbolzen
und Röhrenöffnungen lassen sich in Beton zum voraus be¬
quem aussparen. — Handelt es sich um ein rasches
Montieren, wobei der Beton zu seiner gesunden Erhärtung
wenig Zeit hat, so ist es ratsam, gute und rasch ziehende
Zemente und eine Mischung von 1 Teil Zement, 2 Teile
Sand, 2 Teile Kies anzuwenden, wenn die Zementsorte
der zweiten Erweichung nicht unterworfen ist.
Ist die Dampfmaschine, wie bei großen Maschinen
meistens der Fall, mit Kondensation versehen, so er¬
fordert das Montieren der Verbindungsröhren von den
Kesseln zur Maschine, von der Maschine zum Konden¬
sator, von dem Kaltwasserbehälter zum Kondensator etc.
soviel Zeit, daß ohne Bedenken Zemente mit einer Er¬
härtungszeit von 20 Tagen angewandt werden dürfen.
Daß die Bereitung eines guten Betons große Er¬
fahrung bedingt, ist selbstverständlich. Welche Festig¬
keit ein solcher erlangt, dürfte aus Folgendem hervor¬
gehen: Bei Anlaß einer Reparatur an unserem Fabrik¬
wehr in dem reißenden Flusse Linth, welcher Felsblöcke
bis zu 6000 Kilogramm wälzt, mußte ein Betonfundament
von 1 Teil Dyckerhoff-Zement, 2 Teile reinem Flußsand
und 2 Teile Kies teilweise weggesprengt werden; es er¬
gab sich, daß von 100 Kieseln auf einer bestimmten
Sprengfläche durchschnittlich 70 Kiesel abgerissen waren,
ein glänzendes Zeugnis für die Festigkeit und Dauer¬
haftigkeit des Betons. . . W. . . r.