Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Seite 188. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 24. 
seinen Einfluß bei der Innendekoration in energischer 
Weise geltend zu machen. 
In dem Reiche des Geschmackes gibt es verschiedene 
Ansichten, welche in ihren Grundsätzen oft weit aus¬ 
einander gehen, und wo die meisten Anhänger der einen 
oder anderen Ansicht ohne weitere Untersuchung das 
nachsprechen, was ihre Lehrer einmal für gut gefunden 
haben. Ich habe mit diesen Zeilen vermutlich auch 
gegen gewisse Ansichten über die Innendekoration ver¬ 
stoßen, aber dies soll nichts weiteres auf sich haben, als 
daß ich mir die Freiheit nahm, meine persönliche Mei-v 
nung auszusprechen, ebenso wie es die speziellen Deko¬ 
rateure bereits getan haben. L. A. 
Maschinenfundamente von Stampfbeton. 
Die „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 
beantwortet folgende drei Fragen über Fundierungen für 
Dampfmaschinen in Stampfbeton, welche lauten: 
1. Welche Erfahrungen hat man bei größeren Dampf¬ 
maschinen mit Fundamenten, vollständig in Stampfbeton 
hergestellt, gemacht ? 
2. Haben solche Betonfundamente wesentliche Vor¬ 
züge vor den sonst üblichen aus Sandsteinquadern, 
namentlich bei nur mittelhartem Sandstein? 
8. Welche Mischungsverhältnisse zwischen Flußkies 
und Portlandzement haben sich für solche Arbeiten am 
besten bewährt, und in welcher Zeit tritt eine genügende 
Erhärtung des Betons ein, um die Maschine darauf 
montieren und in Betrieb setzen zu lassen? 
Auf Frage I ist zu erwidern: Betonfundamentc 
sind allen anderen, ganz besonders denjenigen von Sand¬ 
stein, entschieden vorzuziehen. Mit Sachkenntnis und 
Sorgfalt ausgeführt bilden sie einen vollständig ge¬ 
schlossenen Guß, dessen Gewicht und Festigkeit allen 
störenden Einflüssen und Erschütterungen widersteht. — 
Es ist mir im Gegensätze zu vielen sehr gelungenen und 
untadelhaften Betonfundamenten ein einziger Fall be¬ 
kannt, in welchem aus übelangebrachter Sparsamkeit 
und Unkenntnis eine Sorte Zement angewandt wurde, 
welche die üble Eigenschaft vieler billiger und rasch 
ziehender Zemente hatte, rasch zu erhärten, nach etwa 
30 Tagen wieder verhälnismäßig weich zu werden, um 
dann zum zweitenmal, jedoch sehr langsam, zu erhärten. 
Die Inbetriebsetzung der Dampfmaschine fiel in die Zeit 
der Erweichung nach der ersten Erhärtung, mußte auf 
einige Zeit unterbrochen werden und wurde alsdann 
wieder aufgenommen, ohne daß sich seither irgend ein 
Fehler zeigte. 
Während des sehr wasserarmen Winters 1882/1883 
litten verschiedene Sandsteinfundamente an angestrengt 
arbeitenden Dampfmaschinen Not, indem einzelne Qua¬ 
dern, besonders bei Maschinengerüsten mit Bayonettform, 
unter den Kurbellagern, den Zylindern und den Konden¬ 
satoren lose wurden, zu langem Stillstand und zu kost¬ 
spieligen Reparaturen Anlaß gaben, wogegen Beton¬ 
fundamente auch bei den angestrengtesten Maschinen 
keine Spur , von Beschädigungen zeigten. 
Auf Frage II ist zu bemerken: Die wesentlichsten 
Vorzüge, insbesondere gegenüber den Sandsteinfunda¬ 
menten, bestehen bei dem Betonfundament: 
a) in ganz bedeutend erhöhter Festigkeit und Starrheit, 
b) in der bedeutend rascheren Aufstellung der Ma¬ 
schine, 
c) in dem wesentlich billigeren Preis. 
Dies aus folgenden Gründen: 
Bei einer liegenden 200pferdekräftigen Maschine z. B. 
ist die Maschinenlänge bei Anordnung des Kondensators 
hinter dem Zylinder etwa 9 Meter, die Breite des Funda¬ 
mentes etwa 1*2 Meter, die Tiefe etwa IT Meter. Nehmen 
wir vor dem Kurbellager noch 1 Meter Beton und ebenso 
hinter dem Kondensator 0*7 Meter, so ergibt sich bei 
2*5 spezifischem Gewicht ein Gewicht von 35.310 Kilo¬ 
gramm. Bei den rauhen, nicht bearbeiteten Auflager¬ 
flächen des Maschinengerüstes kann der beste Steinmetz 
trotz des vielfachen und zeitraubenden Abhebens und An¬ 
zeichnens des Gerüstes die Quadern nicht der Art bearbeiten, 
daß ein vollständiges allseitiges Aufliegen erreicht wird. 
Erstellt man dagegen den Beton bis auf etwa 2 Zenti¬ 
meter der vorgeschriebenen Höhe und montiert das 
Maschinengerüst auf harthölzernen gut eingeölten Keilen, 
welche nicht Wasser einsaugen und sich nicht mehr ver¬ 
ändern können, macht alsdann, in etwa 1 Zentimeter 
Entfernung um die Auflager herum eine etwa 20 Zenti¬ 
meter hohe leichte Bretterwand, sorgt für das leichte 
Entweichen der Luft aus den Auflagern, gießt alsdann 
einen dünnflüssigen Beton zwischen diese Bretterwände 
und die Auflager und stampft ihn gut ein, so legt sich 
dieser Guß so dicht an die Unterflächen der Auflager 
an, wie ein feinster Gipsabguß an die Form. Die hölzernen 
Keile kann man entweder später nach Entfernen des 
Aufgusses von 20 Zentimeter Höhe herausziehen oder 
mit den Kanten des Gerüstes bündig abschneiden. 
Was die dritte Frage anbetrifft, so ist einerseits der 
Beschaffenheit des Zements, andererseits der zur Ver¬ 
fügung stehenden Zeit Rechnung zu tragen. 
Beim Sandstein vermögen seines Gefüges wegen ver¬ 
hältnismäßig nur wenige Körner auf 1 Quadratmeter zum 
Anliegen und damit zum Tragen zu kommen. Mit dem 
20 Zentimeter hohen Betonaufguß erreicht man ein kräf¬ 
tiges Anliegen des frischen Betons an die Unterflächen der 
Auflager. Dieser Aufguß muß etwa 10 Stunden nach dem 
Einfüllen weggenommen werden und ist selbstverständlich 
verlorenes Material. Alle Schächte für Schraubenbolzen 
und Röhrenöffnungen lassen sich in Beton zum voraus be¬ 
quem aussparen. — Handelt es sich um ein rasches 
Montieren, wobei der Beton zu seiner gesunden Erhärtung 
wenig Zeit hat, so ist es ratsam, gute und rasch ziehende 
Zemente und eine Mischung von 1 Teil Zement, 2 Teile 
Sand, 2 Teile Kies anzuwenden, wenn die Zementsorte 
der zweiten Erweichung nicht unterworfen ist. 
Ist die Dampfmaschine, wie bei großen Maschinen 
meistens der Fall, mit Kondensation versehen, so er¬ 
fordert das Montieren der Verbindungsröhren von den 
Kesseln zur Maschine, von der Maschine zum Konden¬ 
sator, von dem Kaltwasserbehälter zum Kondensator etc. 
soviel Zeit, daß ohne Bedenken Zemente mit einer Er¬ 
härtungszeit von 20 Tagen angewandt werden dürfen. 
Daß die Bereitung eines guten Betons große Er¬ 
fahrung bedingt, ist selbstverständlich. Welche Festig¬ 
keit ein solcher erlangt, dürfte aus Folgendem hervor¬ 
gehen: Bei Anlaß einer Reparatur an unserem Fabrik¬ 
wehr in dem reißenden Flusse Linth, welcher Felsblöcke 
bis zu 6000 Kilogramm wälzt, mußte ein Betonfundament 
von 1 Teil Dyckerhoff-Zement, 2 Teile reinem Flußsand 
und 2 Teile Kies teilweise weggesprengt werden; es er¬ 
gab sich, daß von 100 Kieseln auf einer bestimmten 
Sprengfläche durchschnittlich 70 Kiesel abgerissen waren, 
ein glänzendes Zeugnis für die Festigkeit und Dauer¬ 
haftigkeit des Betons. . . W. . . r.
	        
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