Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 80. 
Ober österreichische Bauzeitung. 
Nr. 9. 
Baunachricliten aus Tirol. Die Stadtgemeinde Inns 
bruck plant die Errichtung einer Koksaufbereitungs 
anlage in Eisenkonstruktion. In der Sillgasse wird eine 
neue Mädchenbürgerschule erbaut werden. Ebenso wird 
in Pradl bei Innsbruck und in der Schulstraße in Wil 
len ein neues Schulhaus zur Herstellung gelangen. 
Grundankauf. Der Gemeinderat Bozen hat den An 
kauf des Graf Toggenburgischen Grundes gegenüber dem 
Palais Toggenburg um 170.000 Kronen beschlossen. Der 
Grund soll zur Anlegung eines „Marienplatzes“ mit der 
Mariensäule und gegen Norden zum Bau der neuen 
Mädchenschule, die nach dem Projekt des Stadtarchitekten 
Kürschner erbaut wird, verwendet werden. 
Alteisen verkauf. Die k. k. Salinen Verwaltung Hall 
verkauft zwei Waggon Alteisen. Angebote sind bis 3. Mai 
an die genannte Verwaltung zu richten. 
Straßenbauten in Bregenz. Die Bauarbeiten für 
die Straße Rankweil-Lateors 715 Meter lang und 3‘5 Meter 
breit, werden vergeben. Kostenvoranschlag 195.000Kronen. 
Angebote werden von der Vorarlberger Straßenbau- 
Kommission Bregenz bis 2. Mai entgegengenommen. Die 
Behelfe sind bei der landschaftlichen Bauleitung in Bat- 
schaus erhältlich. 
Turmbau. Mit dem Bau des Pfarrkirchenturms in 
Lienz (Tirol) wird demnächst begonnen und wird derselbe 
nach dem Plane des Paters Johann Maria Reiter durch 
geführt. 
Submissionsschwindel im Auslande. Welche enorme 
Unterbietungen bei Vergebung von öffentlichen Bau 
arbeiten auch im Auslande stattfinden, darüber berichten 
mehrere deutsche Fachjournale folgendes: Für Kanali 
sationsarbeiten eines Teiles des Reydterbaches (in Seid) 
forderte bei den Ausschreibungen eine Stettinerfirma 
207.160 Mark, während ein Offerent aus Kiel 82.504 Mark 
in Ansatz brachte. Der Unterschied beträgt als 124.656 
Mark oder 150 Prozent von der billigsten Forderung. 
Ein zweiter Fall: Eine unangenehme Erfahrung machte 
die Stadt Marburg dadurch, daß sie bei Vergebung von 
Arbeiten stets die billigsten Offerte berücksichtigte, die 
oft erheblich unter dem Kostenanschlag herabgingen. Bei 
verschiedenen Neubaustraßen hatte sie die Ausfüllungs 
arbeiten einem Unternehmer wesentlich unter dem Kosten 
anschlag zur Ausführung übergeben. Der Unternehmer 
mußte die Arbeiten aufgeben, weil er nicht zurechtkam 
und seine von ihm geleistete, aber ausgeborgte Kaution 
von 4000 Mark verfiel zugunsten der Stadt. Auch ein 
zweiter Unternehmer kam nicht auf seine Kosten, obwohl 
er eine etwas höhere Offerte als sein Vorgänger eingereicht 
hatte. Nach einem Magistratsbeschlusse, der in der Stadt 
verordnetensitzung zur Vorlage kam, muß die Stadt nun 
in eine höhere Summe für die Ausführung der Arbeiten 
sowohl, als auch in die Rückgabe der Kaution an den 
Gläubiger des ersten Unternehmers willigen, weil nach 
einer Gerichtsentscheidung eine Kommune für etwaige 
Verluste haftpflichtig gemacht wird, die ein Dritter bei 
einem Unternehmen hat, wenn dieser den Zuschlag für 
Arbeiten unter dem Kostenvoranschlag erhält, zu denen 
der dritte Lieferungen, resp. Kredite übernommen hat. 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 17. April.) 
Vizebürgermeister Ec kl führt aus, durch die pro 
jektierte Herstellung der Heizhäuser sei es notwendig ge 
worden, daß die zu errichtenden Arbeiter Wohnhäuser auf 
einem anderen Grunde als ursprünglich geplant war, er 
baut werden; man habe als Bauplatz die bei der Lack 
fabrik liegenden Gründe der Gemeinde in Aussicht ge 
nommen. Der Referent schlägt mehrere Änderungen des 
ursprünglichen Planes vor, die sich hauptsächlich auf 
die Anlage der Gemüsegärten und auf die Höhe der 
Häuser beziehen. Der Antrag lautet: „Der Gemeinderat 
ändert seinen Beschluß vom 28. Februar 1906 betreffend 
die Erbauung der Arbeiterhäuser dahin ab, daß an Stelle 
der projektierten einstöckigen zweistöckige Häuser auf 
zuführen sind, damit auf diese Art eine Vermehrung und 
zugleich Verbilligung der Wohnungen erzielt werde. Die 
Anzahl der Hausgärten ist zu restringieren, dagegen ist 
die Anlage von Freiplätzen, welche als Kinderspielplätze 
zu dienen haben, vorgesehen. Das vom Stadtbauamte 
seinerzeit ausgearbeitete Projekt ist in diesem Sinne um 
zuarbeiten und tunlichst bald wieder in Vorlage zu 
bringen.“ 
Über diese Vorlage entspinnt sich eine lebhafte Debatte, 
an der sich die Gemeinderäte Dr. Jäger, Spielmann, 
Gruber, Weiguny, Helletzgruber und Dr. Ober 
müller beteiligten und wurde schließlich der Referenten 
antrag angenommen. Ferner wurde ein Rekurs, eine 
Bauangelegenheit des Anton Han dl, Obere Donaulände 
Nr. 20 betreffend, abgewiesen. 
(Sitzung vom 24. April.) 
Über Antrag des Gemeinderates Dr. Jäger wird auf 
Ansuchen des Offizierskorps des in Linz garnisonierenden 
Landwehr-Infanterieregiments Nr. 2 beschlossen, ein 
Menagegebäude zu errichten, welches auch Schulzwecken, 
Abhaltung von Ehrengerichten und sogenannten Kriegs 
spielen zu dienen hat. Das Gebäude, für welches schon 
im Jajhre 1905 vom Baumeister Gustav Steinberger 
Pläne und Kostenüberschläge eingeholt wurden, soll auf 
dem Grunde zwischen den Kasernobjekten II und V er 
richtet werden, und dürfte dessen Herstellung samt 
innerer Einrichtung auf 60.000 Kronen zu stehen kommen. 
Die jährliche Vergütung an die Stadtgemeinde von Seite 
des k. k. Landesverteidigungs-Ministeriums wurde mit 
3600 Kronen festgesetzt und muß durch 25 Jahre un 
unterbrochen geleistet werden. 
Vermischtes. 
Aluminiumpapier, das neuerdings an Stelle des Stan 
niols zur Haltbarmachung von Nahrungsmitteln empfohlen 
wird und diesem als vollwertig gegenübersteht, wird, wie 
der „Prometheus“ nach dem „Bayerischen Industrie- und 
Gewerbeblatt“ berichtet, für das Stanniol ein starker 
Nebenbuhler sein, wenn es sich in der Benutzung als 
haltbar erweist. Bedingung ist, daß es nicht brüchig wird 
und sich den Flächen der einzupackenden Gegenstände 
genau anschmiegt. Luft, Wasser, Wein, Bier, Apfelwein, 
Kaffee, Milch, Öl und Fette wirken weniger auf Alumi 
nium ein als auf Blei, Zink und Zinn, und auch von 
Milch und Essigsäure werden Zinn und Nickel stärker 
angegriffen als Aluminium; Kochsalzlösung wirkt mehr. 
Bei festen Nahrungsmitteln sowie für die Benutzung als 
Umhüllungsmittel von Schokolade, Bonbons u. s. w. kommt 
diese Angreifbarkeit nicht in Frage. Das Aluminium wird 
in zwei verschiedenen Arten in den Handel gebracht, 
einmal als mit Aluminium überzogenes Papier, dann als 
feingewalztes Aluminium, sogenanntes Blattaluminium. 
Zur Herstellung des ersteren wird Pergamentpapier mit
	        
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