Volltext: XII. Jahrgang, 1907 (XII. JG., 1907)

Seite 50. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 6. 
humushaltiger Sand zur Mörtelbereitung auf feuchtem 
Grund vollständig ungeeignet ist. Die in dem humus 
haltigen Sand enthaltenen Salze werden durch die 
Feuchtigkeit aufgelöst und treten als die bekannten 
Salpeterausblühungen zutage. Sie zerstören auch infolge 
ihrer Eigenschaft als scharfe Lauge in kürzester Zeit 
jeden Ölfarbenanstrich. 
Zur Bereitung eines guten, haltbaren Mörtels auf 
feuchtem Untergrund muß deshalb stets reiner, scharfer 
Flußsand verwendet werden. Wo solcher nicht zu haben 
ist, muß der vorhandene Grubensand vorher gut ge 
waschen und von allem Ton und Humus befreit werden. 
Man prüft einen Sand auf seine Ton- und Humus 
freiheit, indem man eine Hand voll in ein Gefäß reinen 
Wassers wirft. Ist der Sand tonfrei, so wird das Wasser 
rein und klar bleiben. Sobald eine Verunreinigung des 
Wassers eintritt, ist der Sand nicht rein. Je grobkörniger 
auch der Sand ist, um so wertvoller wird er zur Mörtel- 
bereitung auf feuchtem Grund sein. Durch die groben 
Körner wird der Mörtel recht rauh und porös und recht 
durchlässig für die abziehende Feuchtigkeit. 
Zu gutem Kalk und Sand gehört weiter eine richtige 
und sachgemäße Zubereitung des Mörtels. Es ist nicht 
genügend, die erforderliche Menge Sand, Wasser und 
Kalk einfach zusammen zu bringen, sohdern die Art und 
Weise der Mischung ist genau zu beachten. Es werden 
zunächst D/2 bis 2 Maßteile Kalkpulver mit dem doppelten 
Quantum Sand trocken so lange innig gemischt, bis eine 
vollständig gleichmäßige graue Masse erscheint. Zu der 
selben wird nun nach und nach immer in kleinen 
Portionen und unter beständigem Mischen Wasser so 
lange zugesetzt, bis die nötige Konsistenz erreicht ist. 
Ist auf diese Weise ein richtiger und brauchbarer 
Mörtel bereitet, so kann mit dem Aufträge desselben be 
gonnen werden. Wie bereits erwähnt, muß der Unter 
grund vollständig von allem alten Mörtel befreit sein, 
das Mauetwerk muß ganz sauber dastehen. Vor dem 
ersten Mörtelauftrage muß dasselbe tüchtig ausgenäßt 
werden. Zum ersten Mörtelauftrage wird derselbe mit 
Wasser soweit verdünnt, daß er nur noch eine dick 
flüssige Brühe bildet. Mit dieser Mörtelbrühe wird das 
angenäßte Mauerwerk nun so herausgespritzt, daß alle 
Fugen, Risse, Steine etc. getroffen werden. Diesem ersten 
Bewurf kann mit Vorteil ein Zusatz von Zement gegeben 
werden, ohne daß für einem nachfolgenden Ölfarben 
anstrich nachteilige Folgen zu befürchten sind. Dieser 
dünne Bewurf soll einigemale wiederholt werden und 
zwar so lange, bis der Auftrag eine vollständige zu 
sammenhängende Masse bildet, die in alle Ritzen und 
Fugen des Mauerwerkes eingedrungen ist und dort ihren 
Halt gefunden hat. Auch diesem wiederholten Bewurf 
schadet ein Zusatz von Zement nichts, ist jedoch nicht 
Bedingung. Der auf diese Weise entstandene Grundbewurf 
soll jetzt so lange stehen bleiben, bis er vollständig aus 
getrocknet ist, was, wenn der Grad der Feuchtigkeit nicht 
allzustark ist, in zirka acht bis zehn Tagen geschehen 
ist. Ist die Durchfeuchtung besonders stark, so muß die 
Austrocknung künstlich beschleunigt werden, was durch 
Aufstellung von Koks- und Holzkohlenöfen geschieht. 
Ist eine gute Austrocknung herbeigeführt, so können die 
weiteren Aufträge und die Ebnung in der bekannten 
Weise geschehen mittels Filzbrett und Wasser. 
Die Austrocknung des obersten Auftrages muß eben 
falls eine gute sein und muß nötigenfalls mit Wärme 
unterstützt werden. 
Ist der Verputz einmal gut durchgetrocknet und hat 
sich der Kalk mit dem Sande innig gebunden, so ist er 
gegen Feuchtigkeit ziemlich unempfindlich und es können 
dann auch haltbare Anstriche aufgebracht werden. Zu 
raten ist in erster Linie stets ein einfacher Kalkanstrich, 
Leimfarben- und Ölfarbenanstriche sind auf feuchten 
Flächen nicht von langer Haltbarkeit. 
Als sehr widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit hat 
sich ein Zusatz von fein gesiebten Steinkohlenschlacken 
zum Mörtel erwiesen. W. 
Lokale Baunotizen. 
Über die Fassadendekoration an unseren Villen 
bauten. Wer die neueren Villenbauten in Linz und dessen 
Umgebung betrachtet, der wird finden, daß es unseren 
Herren Architekten und Baumeistern bereits gelungen 
ist, ihre Bauherren für eine geschmackvolle Dekorierung 
der Fassade bei ihren Villenbauten zu bestimmen. Bei 
den früheren Bauwerken dieser Art waren die Fassaden 
zumeist in Putz ausgeführt und nur mit einer Farbe ge 
strichen. Diese monotone Färbelung ist heute schon 
nirgends mehr üblich, denn die Farben graugelb, gelb 
grau, grünlichgrau, gelblichgrau, gräulichgelb, hellgrau, 
mittelgrau, dunkelgrau etc. eignen sich nur für Haus 
fassaden mit großen Wandflächen in den Straßenzügen 
der Städte und nicht auf dem Lande in freier luftiger 
Gegend. Wir finden heutzutage schon in unseren Villen 
vierteln manche einfache Verzierung an den Fassaden, 
die mit den primitivsten Hilfsmitteln die hübscheste 
Wirkung hervorbringt. So sehen wir an einer im hellen 
Goldgelb gestrichenen Fassade auf den blaugrün ge 
strichenen Fensterläden ein im bläulich gebrochenen 
weiß gehaltenes schabloniertes Würfelmotiv von ganz 
netter Wirkung. Anderswo fanden wir einen ins blaugrüne 
spielenden Fassadenanstrich; das sämtliche Holzwerk in 
einem satten tiefen Rot mit Lasur behandelt und mit 
Geschmack mit verschiedenen vergoldeten Linien und 
Sternmotiven verziert. Schön und edel wirkt eine moderne 
Fassadenausstattung, wenn sie mit Verstand und Ge 
schmack behandelt ist; sie ermüdet aber und verdirbt 
das ganze Bild, wenn sie mit Unverstand und Über 
ladung ausgeführt ist. Daß letzteres bei uns nicht zu 
gewärtigen ist, dafür bürgen unsere anerkannt tüchtigen 
Maler und der veränderte Geschmack der meisten Bau 
herren der Neuzeit. 
Grundabtretung und Eröffnung der Christian Coulin- 
straße. Auf ein Ansuchen des Leopold Schöffl in betreff 
obiger Angelegenheit erfolgte in der am 6. d. M. statt 
gehabten Gemeinderatssitzung in Linz folgende Beschluß 
fassung: „Der Gemeinderat nimmt die protokollarische 
Erklärung der Eheleute Leopold und Maria Schöffl vom 
15. Februar zur genehmigenden Kenntnis, wonach die 
selben in Erfüllung des Gemeinderatsbeschlussos vom 
27. September 1905 nebst einem 375 Quadratmeter be 
tragenden Grund in der Figulystraße gegen einen gleich 
falls 375 Quadratmeter betragenden Grund der Gemeinde 
in Tausch nehmen, den zur Eröffnung der Christian 
Coulinstraße notwendigen Grund im Ausmaße von 608 
Quadratmeter unentgeltlich und lastenfrei an die Gemeinde 
Linz abtreten, weiter sich verpflichten, einen Grund im 
Ausmaße von 190 Quadratmeter gegen einen der Gemeinde 
Linz gehörigen im Ausmaße von 50 Quadratmeter um 
zutauschen. Dem im Protokolle neuerlich gestellten An 
suchen um Auflassung der Vorgärten kann nicht ent
	        
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