Nr. 14.
Seite 119.
Oberösterreichische Bauzeitung.
10 englischen Meilen von Süden nach Norden auf einem
sehr kupierten Terrain gebaut. Auf einer Stelle befindet
sich sumpfiger Boden, auf einer anderen Stelle sind
ziemlich bedeutende Granitfelsen aufgetürmt, dazwischen
befinden sich wieder seichte Wasserarme; so geht es in
bunter Reihenfolge. Selbstverständlich waren nun die
Bauspekulanten bei Erweiterung der Stadt stets darauf
bedacht, zunächst das obere Terrain oder dasjenige,
welches mit leichter Mühe und wenig Kosten geebnet
werden konnte, in Angriff zu nehmen, während man die
großen Felsen, deren Sprengung und Fortschaffung be
deutende Geldkosten verursachte, einstweilen umging.
Diesen Umstand machten sich nun eine Anzahl ärmerer
Irländer und Neger zunutze, indem sie sich auf den
Felsen ansiedelten. Obgleich diese verschiedenen Plätze
kein herrenloser Grund, sondern in Händen reicher Leute
waren, ließ man sie einstweilen gewähren und forderte
ihnen auch keine Grund miete ab, wie auch überhaupt
kein Kontrakt über diese Ansiedelungen gemacht wurde.
Die Ansiedler benutzten einfach, was sie vorfanden,
kümmerten sich nicht um die Besitzer des Grund und
Bodens, sondern errichteten aus Abfallholz etc. elende
Hütten nach eigenem Gefallen.
Wenn in Newyork ein altes Holzhaus niedergerissen
wird, ist der Bauherr froh, wenn ihm der alte Rumpel
umsonst abgeholt wird. Wie elend diese alten Holzbuden
aussehen, davon kann sich der kaum einen Begriff machen,
der sie nicht selbst gesehen hat. Was den grotesken
Anblick jedoch noch erhöht, ist, daß neben diesen Buden,
die immer mehr eingeengt werden, die schönsten Paläste,
oftmals reich mit Marmor oder Stuck verziert, stehen.
Wie es in diesen Buden aussieht, wo Menschen, Hunde,
Ziegen, Hühner und Schweine friedlich nebeneinander
wohnen, das aus zu malen überlassen wir der Phantasie
unserer Leser. Dort bekommt man einen Begriff davon,
was das Elend und die Versumpfung des irländischen
Landproletariats bedeutet, trotzdem sich diese Bewohner
in Newyork doch noch hundertmal besser stehen als in
ihrer Heimat. Möge niemand denken, daß die geschilderten
Wohnungsverhältnisse Newyorks zu grell gemalt sind,
im Gegenteil, es ließe sich noch viel schlimmeres erzählen,
aber es war nicht der Zweck dieser Zeilen, nur die Not
und das Elend zu schildern. Anderseits darf man nicht
daraus den Schluß ziehen, daß sich die Arbeiter im All
gemeinen in so großer Not und Dürftigkeit befinden.
Was sie mehr an Miete zahlen, ersparen sie an den weit
billigeren Lebensmitteln und können sich daher reich
licher und besser ernähren als die deutschen Arbeiter.
Feststehende Regel ist, daß am ersten Tage jeden
Monates die Miete im Voraus bezahlt wird. Gibt der
Hausbesitzer Kredit, so geschieht es auf seine eigene
Gefahr, denn er darf nicht den Wert einer
Nadel vom Hausstand seines Mieters mit Be
schlag belegen. Bezahlt der Mieter nicht, kann der
Hausherr ihn verklagen; beide kommen zu Gericht und nach
3 Tagen hat der Hausherr das Recht, den Mieter samt seinen
Mobilien auf die Straße zu setzen, es darf jedoch kein
Stück dabei beschädigt werden. Soviel über die
Newyorker Wohnungsverhältnisse. Ludwig Krauss.
Über den Bau der Katakomben.
Über die Bauart der altchristlichen Katakomben
erhalten wir von einem hiesigen Professor folgende
Zeilen: Die Katakomben sind ihrer Anlage nach ein
ausgedehntes Straßennetz von Galerien im Innern der
Erde, die eine Höhe von acht bis zwölf Fuß haben und
durchgängig so enge sind, daß nicht zwei Personen
neben einander gehen können, mit einer entweder platten
oder schwach gewölbten Decke und die Wände von
mehreren Reihen Grabhöhlen durchbrochen, welche in
Stockwerken über einander liegen. Die Gräber sind enge
horizontale Aushöhlungen, in der Erdwand jener unter
irdischen Straßen ausgehauen, jede Höhlung solcher Art
von genügender Tiefe, um einen menschlichen Leichnam
aufzunehmen, an der Außenseite mit einer Kranzleiste
versehen, an welche die das Grab verschließende schwere
Ziegel- oder Marmorplatte angelehnt wurde. Bisweilen
wurde mehr als eine Leiche in ein Grab gelegt, aber
niemals zwei Leichen übereinander, sondern nur Seite
an Seite. Am Kopfende sind die Gräber gewöhnlich größer
als am Fußende. Wenn man aber zwei Leichen zusammen
beerdigte, so erhielt das Grab eine ganz rechteckige
Form, indem die Füße der einen Leiche neben den Kopf
der andern gelegt wurden. Es herrscht daher auch ge
meiniglich keine strenge Ordnung oder Regelmäßigkeit in
der Aneinanderreihung der Gräber. Die Wohlhabenden
bestritten die Beerdigung der Ihrigen selbst, während die
Gemeinde für die Armen sorgte. Nur einige Gräber finden
sich, welche einen weniger einfachen Charakter an sich
tragen, mehr Raum einnehmen und mit größerer Sorgfalt
angelegt sind. Die Horizontalöffnung in der Seitenwand
des Ganges bekam alsdann von oben her einen gewölbten
Bogen statt des rechtwinkeligen Vierecks. Diese Nische
blieb leer und unter ihr in der Grundfläche war das Grab,
von einer Stein- oder Marmorplatte bedeckt (Arcosolium).
Nicht selten diente eine ganze Kammer zur Familiengruft.
(Cubiculum auch Hypogäum).
Andere Kammern in den Katakomben dienten zur
Feier des Gottesdienstes. Diese Kammern sind zahlreich
und von verschiedener Form und Größe, die moisten vier
eckig, einige kreisrund, achteckig oder von sonst un
gewöhnlicher Gestalt. In der Regel sind zwei, einander
gegenüberliegend, an beiden Seiten einer Galerie gebaut,
weshalb man die eine den Männern, die andere den
Frauen zuweist. In diesen Kapellen befindet sich ein
Arcosolium als Ruhestätte eines oder mehrerer Märtyrer
und die Platte, welche das Grab bedeckte, diente als Altar.
Die meisten dieser Kapellen waren mit Malereien und
sonstigen Ornamenten verziert. Bisweilen sind zwei
oder drei, sogar vier Stockwerke solcher Galerien und
Kammern vorhanden, wovon eine unter der anderen in
derselben Steinschicht ausgehauen ist. Nicht selten ist
die höher gelegene Krypta die spätere.
Die Malereien und Bildwerke, die man in den Kata
komben fand, haben bekanntlich das eigentümliche, daß
sie vorwiegend einen typischen Charakter zeigen und sich
in einem ziemlich beschränkten Kreise alt- und neu-
testamentlicher Gegenstände bewegen, auch den Erlöser
selbst in solchen Typen des guten Hirten, des Jonas und
dergl., oder mit einzelnen Wundern, wie z. B. der Er
weckung des Lazarus, der Vermehrung der Brote, nie
in Darstellungen seiner Passion, auch das Bild seiner
Mutter erst sehr spät und spärlich darstellen.
Viele Schriftsteller gaben sich bereits die unverkenn
bare Mühe, in einzelnen Bildern der Katakomben die
mittelalterlichen Sakramente aufzufinden und namentlich
in den Inschriften die Lehre von der Anrufung der
Verstorbenen um ihre Fürbitte, von der Gemeinschaft
der wahren, allein den Frieden verbürgenden Kirche