Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 10. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 85. 
des Schau-, Sang- und Tanzspieles, sondern vom ganzen 
Theater überhaupt. Durch beinahe zwei Jahrhunderte 
galt Italien als tonangebend, ja als herrschend in der 
Kunst des Theaters und war es besonders das Singspiel, 
welches als unübertroffen galt. An jedem Hof des vorigen 
Jahrhunderts finden wir italienische Künstlergesellschaften 
für das Schau- und Singspiel, für die Instrumentalmusik 
und nicht minder war die Zahl von tüchtigen Männern, 
welche in allen Zweigen der Theatertechnik als bewährte 
Praktiker gelten. 
Viel gesucht waren italienische Theater-Architekten, 
Dekorationsmaler und Maschinisten, Beleuchtungskünstler 
und Feuerwerker, kurz alle in der Theaterkunst er 
fahrenen Leute. In Italien war das Theater zu einem 
Nationalvergnügen, wie kaum in einem anderen Staate 
geworden, in getreuer Nachfolge an die römischen Vor 
fahren, deren Ruf: „Panem et circenses“, Brot und Spiele, 
allbekannt ist. Diese Lust am Theater wurde zu einem 
wahren Nationalerwerb und brachte für Tausende reich 
liches Brot. Kein Land besitzt eine ähnliche Zahl von 
Theatern, kein Land eine solche Zahl Menschen, die 
sich den verschiedenen Zweigen der darstellenden Kunst 
als dauerndem oder zeitweiligem Erwerb gewidmet hat. 
Die große Zahl der Theater brachte es mit sich, daß die 
Baumeister eine große Praxis im Theaterbau erlangten, 
daß durch die Theaterlust und durch die gegenseitigen 
Überbietungen ein wahrer Wettbewerb zum Nutzen der 
Kunst entstand und ein reiches Gebiet praktischer Er 
fahrungen gesammelt wurde. Der Theaterbau fand erst 
wieder nach jahrhundertelangem Stillstände nach neuer 
lichen bescheidenen Anfängen seine künstlerische Wieder 
geburt in Italien, um in der ganzen Welt mit Freude 
und Lust zur Nachfolge begrüßt zu werden. 
Von diesem Lande läßt sich in Wahrheit sagen, daß 
das Theater ein Lebensbedürfnis der Bevölkerung ist, 
welches allen Ständen gemeinsam ist, wenn auch leider, 
wie überall in den letzteren Jahren durch schlechte 
wirtschaftliche Verhältnisse ein Niedergang zu verzeich 
nen ist. Die Begeisterung für alle Gebiete der Kunst 
ist dieser Nation so angeboren, so wie eine erstaunliche 
Beurteilungsfähigkeit, die wohl zumeist das Richtige 
trifft. Italien, die Wiege der bildenden und darstellenden 
Künste, wird wohl nie aufhören, auch in der Zukunft 
eine herrschende Stellung einzunehmen. 
Auf allen Gebieten der Kunst macht sich eine er 
freuliche Renaissance bemerkbar, überall treten uns neue 
und glänzende Talente mit hervorragenden Werken ent 
gegen, die den oft behaupteten Niedergang der Kunst 
Italiens nur Lügen strafen; das „Italia fora da se“, ist 
auch im geeinigten Italien zulr Wahrheit geworden. 
Seine Theaterbauten sind nicht von so mächtiger archi 
tektonischer Wirkung wie in den Hauptstädten Frank 
reichs, aber sie haben so etwas von echt künstlerischem 
Typus an sich, an dem sich das Auge des Kunstver 
ständigen erfreuen kann. Ferner sind die italienischen 
Theater alle äußerst praktisch im Innern angelegt, was 
besonders in bezug auf Optik und Akustik gesagt 
werden muß. (Fortsetzung folgt.) 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 2. Mai 1906.) 
Gemeinderat Schützenhofer klagt über den Zu 
stand der Straßen in Linz und über die Staubplage 
der herrschenden Winde, und ersucht um möglichste 
Abhilfe. Gemeinderat Ec kl als Straßenreferent be 
merkt, daß in jenen Straßen, die noch nicht gepflastert 
sind und deshalb die Staubansammlung besonders be 
günstigen, demnächst Versuche mit der von Professor 
Müller in München erfundenen Asphaltinbespritzung 
gemacht werden. Mehrere Probefässer sind bereits 
bestellt. 
Gemeinderat Beyer berichtet über ein Gesuch des 
Pächters des Hotels „zur Stadt Frankfurt“ um Vornahme 
von Hausreparaturen und stellt den Antrag, eine Reihe 
von Ausbesserungsarbeiten entsprechend dem Ansuchen 
vorzunehmen. Unter anderem sollen die Fassade des 
Hauses restauriert, die Stiegen ausgebessert, das zur 
Restauration gehörige Portal neu gestrichen und die 
Asphaltierung des Balkons vorgenommen werden. Die 
Kosten werden, soweit sie nicht bereits vorgesehen sind, 
in das Präliminare pro 1907 eingestellt. (Angenommen.) 
Derselbe Gemeinderat berichtet weiter über ein An 
suchen des Konvents der Elisabethinen um Überlassung 
eines Grundstreifens in der Fadingerstraße und stellt 
folgenden Antrag: „Der Gemeinderat beschließe: Dem 
Konvente der Elisabethinen wird der in der eröffneten 
Fadingerstraße über die Regulierungslinie fallende, an 
das Haus Bethlehemstraße Nr. 17 grenzende Grundstreifen 
im Ausmaße von 43*6 Quadratmeter sofort unter der Be 
dingung abgetreten, das beim Umbau der Häuser Nr. 17, 
19, 21 Bethlehemstraße der zur Straßenregulierung not 
wendige Grund seinerzeit unentgeltlich an die Stadt 
gemeinde abgetreten wird. Die Kosten des Vertrages und 
der grundbücherlichen Durchführung sind je zur Hälfte 
seitens des besagten Konvents und der Stadtgemeinde 
Linz zu tragen. (Angenommen.) 
Gemeinderat Eckl beantragt, die Lieferung von 
Sockelsteinen für die Einfriedung der Museumsanlagen 
dem Franz Nimmervoll in Oberneukirchen für den Preis 
von 15 Kronen 26 Heller loko Baustelle zu übertragen. 
(Sitzung vom 9. Mai 1906.) 
Durch ‘die Statthalterei wurde der Gemeinde eine 
Note des Unterrichts-Ministeriums übermittelt; in welcher 
dieses eröffnet, daß es auf die von der Gemeinde an 
gesuchte Erhöhung der Subvention für den Linzer Real 
schulbau von 200.000 auf 300.000 K nicht eingehen könne, 
jedoch bereit sei, auch einen restringierten Bauplan zu 
genehmigen. Die Gemeindevorstehung erhielt über diesen 
Bescheid bereits von privater Seite Kenntnis und beauf 
tragte das Bauamt, einen reduzierten Plan auszuarbeiten. 
Gemeinderat Dr. Pötsch berichtet über ein Gesuch 
der Frau Rosa Vielguth, Franz Josefplatz Nr. 2, um Be 
willigung zur Herstellung neuer Portale mit größerer 
Ausladung und beantragt, dem Gesuche ausnahmsweise 
Folge zu geben und zwar unter der Bedingung, daß der 
Portalzins zu entrichten ist und die Auslagen eine Breite 
von höchstens 40 Zentimeter erreichen; die Bänke vor 
dem Geschäfte sind zu entfernen. — Gemeinderat Doktor 
v. G e r b e r t stimmt dem Anträge nur insoweit zu, als 
er sich auf die beiden gegen die Donau und gegen den 
Franz Josefplatz gerichteten Seiten des Hauses bezieht, 
was aber die gegen die Tramway zu gerichtete Front 
betrifft, so kann er sich mit dem Anträge nicht einver 
standen erklären. Wenn man das Trottoir des Hauses 
an dieser Seite betrachtet, so müsse jeder zugeben, daß 
eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse dort dringend 
notwendig ist, damit eine Gefährdung der Passanten durch 
die Tramway hintangehalten werde. An dieser Seite des
	        
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