Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

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XI. Jahrgang, Nr. 10. 
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Linz. 15. Mai 1906. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
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Erscheint am i und 15. 
jedes Monat, 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober- 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Hauseinsturz in dem Schwarzwaldstädtchen Nagold. — Über 
Theaterbau (IV. Fortsetzung) — Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
— Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Vergebung von Baiarbeiten und 
Lieferung von Baumaterialien. — Offene Stellen. — Anmeldungen für 
Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Bücherschau.— Inserate. 
Der Hauseinsturz in dem Schwarzwald 
städtchen Nagold. 
Am 5. April 1906. 
Bekanntlich haben die Tagesblätter vor kurzem über 
einen aufsehenerregenden Bauunfall berichtet, der sich 
in dem württembergischen Schwarzwaldstädtchen Nagold 
zufolge eines Hauseinsturzes zugetragen hat, und wobei 
50 Personen tot und ebensoviel schwer Verletzte aus 
den Schutt und Trümmern des Gebäudes hervorgezogen 
wurden. Uber diesen schrecklichen Unglücksfall erhalten 
wir von fachmännischer Seite folgende Mitteilung. Das 
eingestürzte Haus war das vor 50 Jahren neu erbaute 
Gasthaus „zum Hirschen“ und sollte zwecks Errichtung 
des Untergeschosses zu Wirtschaftsräumen um zirka 
P60 Meter gehoben werden, um die notwendige Stock 
höhe für diese Räume zu erhalten. Eine vorhergegangene 
Untersuchung des Hauses bot*keinen Anstand zur Hebung 
desselben, denn das ganze Gebäude zeigte sich in kon 
struktiver Beziehung fehlerfrei und gut erhalten. Das 
Untergeschoß bestand aus Bruchsteinmauerwerk, während 
die darauf stehenden Stockwerke in Fachwerk konstruiert 
waren. Die Größen Verhältnisse waren zirka 26 Meter auf 
11 Meter. Mach der Untersuchung entschloß sich der 
Hauseigentümer den in Stuttgart ansäßigen Baugewerks 
meister E. Rückgau er, der schon mehrere Gebäude 
hebungen glücklich durchführte, mit der Hebung seines 
Hauses um P60 Meter zu betrauen. 
Ende März 1. J. begann Rückgauer mit den Vor 
bereitungen derselben, bestehend aus Einziehen eines 
eisernen Rostes unter dem Gebälk über dem Erdgeschoß, 
dem Aufstellen der Gleitböcke am Äußeren des Hauses 
und der Aufstellung der ihm patentierten Hebgeschirre. 
Alle diese Vorbereitungen boten keinerlei Schwierigkeiten 
und waren schon am Abend des 4. April fertig, so daß 
man am andern Morgen mit der Hebung beginnen konnte. 
Mit dieser wurde in der Früh am 5. begonnen, und war 
man bis zur Mittagszeit soweit gekommen, daß um 
lä 1 ^ Uhr nur mehr wenige Zentimeter zu heben gewesen 
wären, was aber durch den plötzlichen Einsturz des 
Plauses verhindert wurde. Dieser Einsturz war von ent 
setzlichen Folgen begleitet, denn im Hause waren .außer 
den zur Hebung nötigen Arbeitspersonen noch eine große 
Anzahl Menschen versammelt, man berechnet 150 bis 
200 Personen, welche teils Neugierde, teils andere Gründe 
während der Hebungsarbeiten in das Haus geführt hatten. 
Der Wirtschaftsbetrieb wurde weiter geführt und plötz 
lich stürzte das Haus in sich zusammen, alles unter den 
Trümmern begrabend. Es lag in der Natur der Sache, 
daß die Unglücksstätte sofort nach Eintritt der Katastrophe 
mit allen Mitteln so schnell als möglich abgeräumt wurde, 
um die in den Trümmern Begrabenen zu retten. Allein 
hiedurch wurde auch die Untersuchung außerordentlich 
erschwert, d. h. es wurde lediglich in dem Bestreben, 
die Verunglückten zu retten, alles entfernt, was vielleicht 
als Beweis für eine Verfehlung irgend welcher Art hätte 
dienen können, und so ist jeder, der erst nach Abräumung 
die Unglücksstätte betrat, auf das angewiesen, was noch 
zu .sehen ist. Über die Ursache des Einsturzes und dessen 
Schuldtragenden finden wir in der Berliner „Baugewerks- 
Zeitung“ vom 21. April 1. J. folgendes fachmännisches 
Urteil: 
Das genannte Blatt schreibt: 
Nach den gemachten Erhebungen hatte Rückgauer 
nur sieben eigene Leute, die mit den Arbeiten vertraut 
waren, am Platze, die sonst nötige Mannschaft entlehnte 
er bei in Nagold und Umgegend ansässigen Meistern, 
während er für die eigentliche Hebungsarbeit an den 
Hebgeschirren Mitglieder des Turnvereins und des Lieder 
kranzes gebeten haben soll, die Winden zu bedienen, 
welcher Wunsch auch gewährt worden ist. Diese WJnden 
mußten, wenn alles in Ordnung war, ganz gleichmäßig 
und auf strenges Kommando getrieben werden; ist dies 
nicht der Fall, entstehen nicht nur Höhen-, sondern auch 
Belastungsdifferenzen. An diesem bestimmten Kommando 
und der richtigen Beaufsichtigung des Antriebes soll es 
gefehlt und jeder soll nach eigenem Ermessen angetrieben 
haben. Daß natürlich hierdurch Unregelmäßigkeiten und 
Höhendifferenzen im Hebungsroste entstehen mußten, 
liegt auf der Hand und wurde schon dadurch der 
erste Anlaß für das Unglück vorbereitet. Auf der 
Trünnnerstätte fand man noch eine Anzahl Stempel 
(Bolzen) bis zu zira 1*50 Meter Länge vor, welche 
deutlich die Rippeneindrücke der Köpfe der Hebgeschirre 
zeigten, also ein Beweis dafür sind, daß beim Einsturz 
des Gebäudes dieses vollständig auf diesen Bolzen stand. 
Ob während der Hebung bei den einzelnen Winden vor 
sichtig und solid auf die erreichte Hubhöhe provisorisch 
unterbaut war, ist zum mindesten fraglich; wäre dies der 
Fall gewesen, hätte das Gebäude sofort auf dieser Unter- 
baung wieder Halt finden müssen. Gegen seitliche Ver 
schiebungen waren rings um das . Haus Gleitböcke
	        
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