Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 6. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 1. 
disputieren, aber die Schuld ist nicht den Maschinen bei 
zumessen, wie dies leichthin getan wird, sondern den Ver 
tretern des Handwerks, welche das Gut, welches ihnen 
mit den Maschinen gegeben ist, nicht im wahren Interesse 
ihres Faches verwenden. 
Was man an den gewerblichen Erzeugnissen des 
Mittelalters am meisten bewundert, was diesen gegen 
die heutigen Leistungen einen so hohen Reiz verleiht, 
das ist die eigene geistige Arbeit. Man gehe doch hin in 
jene Städte, welche sich bis auf die Gegenwart manch 
edles Stück aus der mittelalterlichen Baukunst erhalten 
haben oder man besuche die Gewerbemuseen, um die 
Werke der Kleinkünste zu betrachten, da wird man zu 
nächst die Liebe und die Freude herausfinden können, 
welche der Arbeiter an seinem Werk gehabt hat, da 
wird man aber auch die eigenen Gedanken des Ver 
fertigers, d. h. die Erfindung wieder erkennen und diese 
ist es, an welcher wir uns zumeist erfreuen. Nun wird 
man uns vielleicht entgegenhalten, daß die Maschine die 
Arbeit zu sehr teile und daß der Arbeiter entweder nur 
mit fertigen Teilstücken zu tun habe, welche zusammen 
zu setzen sind oder aber gar nur die Teilstücke genau 
in der vorgeschriebenen Form anzufertigen habe. Wenn 
wir das nun auch alles zugeben wollen, so wird trotzdem 
doch niemand leugnen können, daß allen diesen Arbeiten 
doch erst eine Erfindung vorausgegangen sein muß oder 
besser gesagt, vorausgegangen sein sollte. Aber wie wir 
an den sogenannten Maurerpolierbauten zwanzigmal die 
selben Schablonen angewendet finden, wahrscheinlich 
weil dieselben nun einmal vorhanden waren und wie 
man heute dasselbe Stuckornament ebensowohl zu einer 
Kirche wie zu einer Kneipe verwendet, weil die Form 
doch nun einmal geformt ist, so begnügt man sich allzu 
leicht mit der Wiederholung und Nachbetung des Vor 
handenen, weil keine Geistesanstrengung dazu nötig ist. 
Frankreich, England und Deutschland verwenden 
gewiß mehr Maschinenkraft als wir und sind uns trotz 
dem in den Werken der Kleinkunst bedeutend voraus 
und zwar deswegen, weil sie mehr neues schaffen und 
weil ihre Handwerker erfindungsreicher und produktiver 
als die unsrigen sind. Wir glauben somit dargetan zu 
haben, daß die Maschinen keineswegs der kunstfertigen 
Entfaltung des Handwerks schaden, sondern als Mittel 
zur Hebung der handwerklichen Leistungen betrachtet 
werden müssen. E. K. 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 20. Dezember). 
Gemeinderat Thal er beantragt, einen Rekurs des 
Alois und der Theresia Reisinger, Lenaustraße 1, gegen 
die Entscheidung des Bürgermeisters in einer Bau 
angelegenheit abzuweisen. Es entspinnt sich hierüber 
eine längere Debatte, an der die Gemeinderäte Wein 
gärtner, König und Fröhlich sich beteiligten und 
in deren Verlauf ersterer einen Vertagungsantrag stellt. 
Der Vertagungsantrag wird abgelehnt, der Antrag des 
Referenten angenommen. 
Gemeinderat Beyer verliest den Bericht des Stadt 
bauamtes über die Durchführung des Baues einer 
Volksschule in der Donatusgasse und beantragt: 
1. den Bau so auszuführen, daß er bis zum Schuljahre 
1907/08 seiner Bestimmung übergeben werden könne; 
2. das Bauamt aufzufordern, bezüglich der Ausschreibung 
der verschiedenen Arbeiten Vorschläge zu erstatten ; 3. den 
Stadtschulrat von dem Beschlüsse zu verständigen und 
zu befragen, ob bis dahin für die Unterbringung von 
Schulklassen Noträume geschaffen werden sollen. Nach 
einer längeren Debatte von Seite der Gemeinderäto 
Gruber, Spie 1 mann, Fröh 1 icli, Eck 1, Hornik und 
des Vorsitzenden Bürgermeister Eder wird der Antrag 
des Referenten angenommen. 
Nach den Anträgen desselben Referenten wird die 
Verlängerung der Wasserleitung bis zum Hause 
Berggasse Nr. 6 mit einem Kostenaufwande von 1300 K, 
sowie die Verlängerung der Wasserleitung bis zur Villa 
Mayreder mit einem Kostenaufwande von 400 K und die 
Herstellung einer Anschlußleitung bei der Villa des 
Dr. Zeitlinger beschlossen. Die Arbeiten werden in eigener 
Regie der Gemeinde ausgeführt. 
Nach den Anträgen des Gemeinderates Ec kl wird 
die Anschaffung von 1000 Plänen der Stadt 
Linz im Maßstabe von 1:4000 bei der Firma Zer gib 1 
für den Preis von 2600 K beschlossen und mehrere 
Rekurse gegen die Regulierung der Römer 
straße ab weislich beschieden. 
Lokale Baunotizen. 
Inhalt. Das neue städtische Gaswerk in Enns (mit Illustrationen). 
— Die Schönheit der Wohnung. — Strafrechtliche Verantwortlichkeit des 
Bauunternehmers in Deutschland. — Unser Handwerk und die Maschinen- 
kraft. — Aus den Gemeinderatssitzungen. — Lokale Baunotizen. — Patent 
liste. — Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung von Bauartikeln. — 
Bücherschau. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen 
Wasserwerke. — Ausweis über Umschreibung von Immobilien in Linz. — 
Inserate. 
Wasserleitung. Über das Ansuchen der Stadt- 
gemeinde Grein zur Erweiterung der bereits genehmigten 
Wasserleitung hat die Bezirkshauptmannschaft Perg eine 
Verhandlung angesetzt. Das Projekt umfaßt die Grabung 
von Sickergruben und die Anlage einer Drainageleitung 
im Wasserleitungsgebiete der Stadt Grein. 
Wasserleitung. Die Marktkommune Haag wird eine 
Hochquellen-, Trink- und Nutzwasserleitung herstellen, 
welche aus einer Quelle in Oberhaag gespeist wird. Das 
Wasser wird mittels gußeisener Röhren geführt. Der 
Hochbehälter hat einen Wasserinhalt von 20 Kubik 
meter, die Hauptleitung einen Durchmesser von 100 Milli 
meter, die Seitenleitungen 80 und 60 Millimeter. 
Elußregulieruug. Die Osternach in Ort bei Ried 
wird 740 Meter von der Mündung aufwärts reguliert. Der 
Kostenaufwand einschließlich der Errichtung zweier 
Betonbrücken beträgt 50.000 K. 
Elektrizitätswerk. Die Marktgemeinde Werfen bei 
Salzburg wird in der Steuergemeinde Scharten ein 
Elektrizitätswerk erbauen. 
Kirchen!) au. Die Arbeiten zum Bau der evangelischen 
Kirche in Gries bei Bozen werden in kürzester Zeit zur 
Ausschreibung gelangen, damit der Bau gleich zu Beginn 
des nächsten Frühjahres in Angriff genommen werden 
kann. 
Wasserleitung. Die k. k. Staatsbahndirektion bringt 
die Ausführung einer Wasserleitung zur Station Tauf 
kirchen der Linie Wels—Passau zur Ausschreibung. Die 
approximativen Kosten derselben betragen 11.000 K. Be 
dingnisse, Baubeschreibung und Pläne können bei der 
k. k. Staatsbahndirektion Linz in den Amtsstunden ein
	        
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