Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Mail pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
/ganzjährig mit K 20.- , ganzjährig mit . K 16 
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Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat, 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Praktische Ratschläge zum Beginn der Bausaison. — Protokoll 
der ^Generalversammlung des Vereines der Baumeister in Oberösterreich. 
— Über Theaterbau (V. Fortsetzung). — Aus den Gemeinderats-Sitzungen 
in Linz. — Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Vergebung von Bau 
arbeiten und Lieferung von Baumaterialien. — Bücherschau. — Ausweis 
über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Angesuchte Baulizenzen 
in Linz. — Inserate. 
Praktische Ratschläge zum Beginn der 
Bausaison. 
Die „Deutsche Malerzeitung“ in Leipzig enthält nach 
stehende praktische Winke, wie sich der Industrielle 
der Baubranche zum Beginn der Saison gegenüber dem 
Ansturm von sogenannten Geschäftsreisenden zu ver 
halten hat, um nicht bei Aufträgen durch Überrumpelung 
zu Schaden zu kommen. Das genannte Blatt schreibt: 
Mit dem Beginn der Saison unzertrennlich verbunden, 
ist der Neuankauf der zum Geschäftsbetrieb notwendigen 
Waren und Geschäftsutensilien und damit auch der Be 
such der sogenannten Geschäftsagenten. Kaum, daß die 
Morgensonne ihre ersten Strahlen über die Dächer 
sendet, klopft es auch schon an die Türe und herein 
spaziert der Geschäftsreisende. Mit fabelhafter Bered 
samkeit versucht er seine Ware anzubringen, und wenn 
einer nicht ganz hartgesotten und steifnackig ist, so 
wird er in neun von zehn Fällen verleitet, zu bestellen. 
Wir wollen nun keineswegs irgend ein Wort überden ehren 
werten Stand der Geschäftsreisenden (in Deutschland nennt 
man sie Reiseonkel) aussprechen, bewahre; aber wir wollen 
doch den Bauindustriellen einige Ratschläge und Winke 
geben, wie sie ihre Warenbestellungen bei den Reisenden 
machen sollen, um sich vor Schaden und kostspieligen 
Laufereien zu bewahren, darum merke man sich diese: 
1. Solange man nicht ja gesagt hat, hat man nicht 
bestellt und der Reisende ist nicht berechtigt, einem 
Waren zu schicken. Schickt er sie dennoch, so nehme 
man sie auf keinen Fall an, sondern verweigere die 
Annahme. Kommt der Reisende, der diesen Trick ver 
sucht hat, einmal wieder, so weise man ihm mit einer 
nicht mißzuverstehenden Handbewegung die Tür. 
2. Aus der Geschäftspraxis muß man wissen, welche 
Waren man in seinem Geschäftsbetriebe notwendig hat. 
Diese Materialien oder Werkzeuge bestelle man bei seinem 
bekannten Lieferanten und damit Schluß. Keine noch 
so glänzende Überredungskunst soll einen veranlassen, 
Waren zu bestellen, für die man nicht bestimmte 
Verwendung hat. > 
3. Von allen Artikeln im Geschäftsbetriebe solle 
mam die ungefähren Preise wissen, damit, wenn der 
Reisende Waren offeriert, man beurteilen kann, ob diese 
Preise hoch oder niedrig sind. 
Zu diesem Behufe bestelle man sich bei ver 
schiedenen in den „Bauzeitungen“ inserierenden Firmen 
Preiskataloge und studiere diese genau durch, damit 
man mit diesen Sachen vertraut wird. 
Dann ist sehr wichtig: 
4. Hat man dem Reisenden einen Auftrag gegeben, 
so sei man nicht damit zufrieden, daß einem derselbe 
eine etwa auf Durchschreibpapier hergestellte Auftrag 
schrift übergibt, sondern man nehme einen seiner 
eigenen Bestellscheine her (solche sind in den Papier 
geschäften käuflich) und schreibe selbst die Bestellung 
mit allen Einzelheiten genau ein, lasse sie dann vom 
Reisenden unterschreiben und unterschreibe sie dann 
selbst. Diese Bestellungsnote schreibe man selbstver 
ständlich zweimal vollständig gleichlautend, jedes Exemplar 
mit beiden Unterschriften, das eine verwahre man für 
sorglich in seinem Schranke, das andere händige man 
dem Reisenden ein. 
In der Bestellung muß alles, was mit der Lieferung 
der betreffenden Ware nur irgendwie zusammenhängt, 
genau festgesetzt sein, damit jedem Zweifel und jeder 
Meinungsverschiedenheit von vorneherein vorgebeugt ist. 
Wenn die i Bestellungen in dieser präzisen Form abge 
faßt sind, so wird der Lieferant sich wohl hüten, un 
lautere Manipulationen vorzunehmen, denn dann hat 
man ihn in der Hand und kann ihn für eventuellen 
Schaden haftbar machen. Will der Reisende nicht unter 
schreiben, so bedaure man, kein Geschäft mit ihm 
machen zu können. 
Ist man, wenn die Lieferung zur Zufriedenheit aus 
gefallen ist, auch in punkto der Zahlung bei der Hand, 
so gibt es wohl keinen vernünftigen Grund, warum der 
Lieferant nicht alles aufbieten sollte, eine Kunde auch 
fernerhin erhalten zu können. Eines wäre am Schlüsse 
noch zu erwähnen. Es ist nicht unbedingt nötig, daß 
man alle Waren von auswärts bezieht. In seinem Wohn 
orte gibt es gewiß auch Geschäftsleute, die Artikel 
führen, welche man in seinem Betriebe benötigt. Macht 
man nun manchmal eine Bestellung bei diesen, so kann 
man auch auf ein Gegengeschäft rechnen. Das soll jeder 
Geschäftsmann berücksichtigen, wenn er wünscht, daß 
sein Geschäft gut gehen soll. R. IC. 
* * 
* 
Vorstehenden Artikel haben wir bloß reproduziert, 
weil uns schon vielfache Klagen zugekommen sind, 
wonach Reisende, namentlich aus Ungarn, Fälschungen 
bei Aufträgen von Bauartikeln vorgenommen haben, 
wodurch Gewerbetreibende beträchtlichen Schaden zu 
erleiden hatten. , . Die Redaktion.
	        
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