Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 198. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 23. 
88*8 Meter (Stollenlänge Ende Oktober 1293*4 Meter); 
beim Firststollen ist eine Monatsleistung auf der Nord 
seite von 217 Meter (Gesamtlänge des Stollens Ende Ok 
tober 3079 Meter), auf der Südseite von 213 Meter (Ge 
samtlänge des Stollens Ende Oktober 798 Meter) zu 
verzeichnen. Im Vollausbruch betrug die Monatsleistung 
auf der Nordseite 133 Meter (Gesamtleistung am 31. Ok 
tober 1937 Meter), auf der Südseite 66 Meter (Gesamt 
leistung Ende Oktober 156 Meter). Was die Mauerung 
der Widerlager betrifft, betrug die Monatsleistung auf 
der Nordseite 56 Meter (Gesamtleistung Ende Oktober 
1792 Meter), auf der Südseite 45 Meter (Gesamtleistung 
Ende Oktober 115 Meter). Die Gesamtlänge der voll 
endeten Tunneh'öhre betrug am 31. Oktober 1173 Meter 
gegenüber der Gesamtlänge des Tunnels von 8526 Meter. 
Die geologischen Verhältnisse stellten sich wie folgt dar: 
Auf der Nordseite stieß man auf Granitgneis, hart und 
kompakt mit schwacher Knallwirkung, Bergschweiß und 
stellenweise auf Sickerwasser; später zeigte sich das 
Gestein klüftig und sehr feucht; auf der Südseite zeigte 
sich harter Gneis, stellenweise mit Knallwirkungen, meist 
trocken, zum Teil geklüftet. Die auf der Nordseite aus 
dem Tunnel abfließende Wassermenge betrug wechselnd 
x /2—52 1/m. 
Körperinhalt von Gewölben. Der Praktiker ver 
wendet sehr ungerne seine Zeit mit langwierigen Be 
rechnungen, vermeidet diese nach Tunlichkeit und be 
hilft sich lieber mit annähernd richtigen Methoden. Die 
im nachfolgenden angegebenen Relationen für die Be 
stimmung des körperlichen Inhaltes der am häufigsten 
vorkommenden Kreisbogen-Gewölbeformen beruhen auf 
mathematischer Begründung und glauben wir, dieselben 
ihrer Einfachheit halber unseren Lesern geben zu dürfen. 
Es bezeichnet in diesen d. die Stärke des Gewölbes am 
Scheitel, wenn das Gewölbe durchwegs einerlei Stärke 
hat, oder die mittlere Stärke, wenn dieselbe an Stärke 
am Widerlager zunimmt; R den Radius der äußeren 
(Rücken-Laibung), r den Radius der inneren Laibung. 
Körperlicher Inhalt für 
1. Tonnengewölbe: 1*57 1 . d . (R -|~ r). 
2. Kappengewölbe (Zentriwinkel 60°); 0*5 1. d . (R -f-r). 
3. Klostergewölbe: ~r d (d 2 -f-3Rr) oder 
o K 
—■ — d (d 4- 3 R r), wobei L die 
3 r 
Länge der Seite des regelmäßigen Polygons von n 
Seiten der äußeren Laibung, 1 dieselbe Größe an der 
inneren Laibung bedeutet. 
4. Kreuzgewölbe: 0*9 . n . a . d (R -f- r), wobei a die 
Länge der Scheitellinie des Gewölbes ist; ebenfalls regel 
mäßiges Polygon. 
5. Hängekuppel: 0*57 (L 3 — l 3 ). L und 1 bedeuten 
dieselben Werte wie unter 3. Ist der Grundriß ein Quadrat, 
dessen Seiten 2 R, beziehungsweise 2 r sind, so hat 
man für 
la Tonnengewölbe: 3*14 R . d (R + r). 
2a Kappengewölbe (60 °): R . d . (R -f- r). 
3a Klostergewölbe: 2*67 d . (d 2 + 3 R r). 
4a Kreuzgewölbe: 3*62 r . d (R + r). 
5a Hängekuppel: 0*57 . d (d 2 -f3Rr). 
Welche Stadt hat das beste Pflaster? Die meisten 
Städte haben bekanntlich mit der Frage vom Pflaster 
eines der schwierigsten Probleme zu lösen. Diesseits und 
jenseits des Ozeans sind schon alle Arten von Pflasterung 
versucht worden: einfaches Steinpflaster, Würfelpflaster, 
Granitpflaster, Asphalt, Makadam, Holzpflaster, sogar 
Eisenpflaster. Newyork hat stellenweise Eisenpflaster, 
daneben auch Asphalt; Chicago hat Holzpflaster und 
Asphalt. Welchem Material haben sich die hervor 
ragendsten Städte Europas zugewendet? Berlin hat sich 
den Asphalt auserkoren und seine sauberen glatten 
Straßenzüge werden allgemein gelobt. Paris hat stellen 
weise Makadamisierung und Pflasterung; auf den großen 
Boulevards folgen auf etwa dreißig Schritte Pflaster 
dreißig Schritte Makadam und so fort. Im Quartier Latin 
wurden Versuche mit Eichenholzpflaster gemacht; das 
selbe hat den Beifall des Publikums nicht gefunden. Die 
engeren Straßen von Paris weisen durchwegs ein mangel 
haftes Steinpflaster auf, welches dazu angetan ist, die 
schweren Pferde der Wagen und Omnibusse jeden Augen 
blick zu Fall zu bringen. In wenigen anderen Städten 
sieht man die Pferde so häufig stürzen wie in Paris. Ein 
recht schlechtes Pflaster hat die sonst so schöne Stadt 
Brüssel aufzuweisen, nur die asphaltierten großen 
Boulevards machen eine Ausnahme. Von allen Städten 
Europas sind in bezug auf die Pflasterung die italienischen 
zu beneiden. Die meisten derselben kennen nicht die 
kleinen Pflastersteine, sondern erfreuen sich des Asphalts 
oder breiter Trottoirplatten durch die ganze Ausdehnung 
der Hauptstraßen, so Venedig, Florenz, Genua, Neapel; 
nur Rom hat stellenweise schlechtes Pflaster; Mailand 
aber hat wahrscheinlich die schönste und beste Pflasterung 
von allen italienischen und europäischen Städten — in 
der Mitte der Straße nämlich einen Streifen Pflaster für 
die Pferde, zu beiden Seiten Streifen Asphalts oder 
Blausteins für die Wagen, so daß man immer im Wagen 
wie auf Gummi dahinrollt. Die meisten großen Städte 
haben sich also dem Asphalt und einige dem Makadam 
zugewendet und scheinen sich dabei wohl zp ? befinde.n. 
In Amerika hat man den Asphalt gerippt und damit er 
zielt man einen Musterboden, welcher immer trocken 
ist und den Pferden den nötigen Halt zum Ausschreiten 
gewährt. 
Ein bemaltes Dorf. Von einem bemalten Dorfe be 
richtet die illustrierte Halbmonatsschrift „Die Schweiz“ 
(Zürich): „Inmitten des prächtigen Rebgeländes, das sich 
von Vevey den Hügel aufwärts erstreckt, liegt das 
stattliche Dorf St. Legier, bekannt sowohl des guten 
Weines wegen, der an seinen Hängen reift, wie auch 
wegen seines originellen künstlerischen Bilderschmuckes 
in den Straßen. Es dürfte wenige Dörfer geben, die eine 
so stattliche Galerie von Bildern aufzuweisen haben und 
ihre Zusammensetzung und Aufstellung läßt erkennen, 
daß hier ein Künstler seiner Laune freien Lauf gelassen 
hat. Die Besichtigung steht jedermann unentgeltlich frei, 
der sich die Mühe nimmt, einen Spaziergang nach dem 
Dorf zu unternehmen; denn die lange Dorfstraße bildet 
die offene Galerie, an der die Gemälde frei zur Schau 
stehen. Wände, Tore und Türflügel sind die Bilderträger^ 
worauf der Künstler seine Ideen gestaltet hat, zu denen 
ihm das vorüberziehende Dorfleben die mannigfaltigsten 
Anregungen gab. Deshalb schildern auch die meisten 
Szenen Typen aus dem Dorfe, die der Künstler mit 
wenigen sicheren Strichen auf die rohe Wand geworfen. 
Und die Entstehung dieser seltsamen Galerie? Ihr erster 
Anfang ist unbekannt. Schon von alters her fanden sich 
an den Fenstern und Türen spärliche Überreste von 
originellen Malereien, die heute fast ausnahmslos zerstört 
sind. Die neue Ausschmückung des Dorfes ist einem 
seiner Söhne zu danken.
	        
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