Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

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XI. Jahrgang, Nr. 21. 
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Linz, 1. November 1906. 
Oberösterreichische Banzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaktion und Administration: Buchdruckeret C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
(ganzjährig mit K 20.- _ i ganzjährig mit . K 16 
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Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Zum Schlüsse der Bausaison 1906. — Dürfen auf einen Neu 
bau gelieferte Gegenstände wieder von demselben entfernt werden? — 
Lokale Baunotizen. — Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. — Ver 
mischtes. — Patentliste. — Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung 
von Baumaterialien. — Bücherschau. — Anmeldungen für den Wasserbezug 
aus dem städtischen Wasserwerke. — Ausweis über die Umschreibung 
von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Zum Schlüsse der Bausaison 1906. 
Mit heutigem Tage, den 1. November, schließt die 
diesjährige Bausaison und lag in derselben das Baugewerbe 
so arg darnieder, wie dies seit langen Jahren nicht der 
Fall war. Die Ursache der Baulustabnahme in Linz dürfte 
zumeist in den vielen leerstehenden Wohnungen gelegen 
sein, was manchen Kapitalisten befürchten ließ, bei einem 
Hausbau sich mit einer niederen Rente begnügen zu 
müssen. Im ganzen kamen im Jahre 1906 in Linz und 
deren Vororten bloß zwölf neue Wohngebäude zur Er 
bauung und zwar eines mit drei Stockwerken, vier zwei 
stöckige, fünf einstöckige und zwei Parterrebauten. Außer 
dem Ausbau der städtischen Schwimmschule und der 
Fertigstellung mehrerer vom vorigen Jahre zurück 
gebliebener Gebäude wurden noch an zehn Häusern 
Adaptierungen und an 40 Baulichkeiten verschiedener 
Art Renovierungen vorgenommen. Hatten wir schon im 
vorigen Jahre eine schwache Bautätigkeit zu verzeichnen, 
nämlich 31 Neubauten gegen 54 im Jahre 1904, so ist 
diesmal die Zahl derselben um nahezu zwei Drittel ge 
ringer, ein Beweis, daß die Baulust noch weiter ab 
genommen hat, was im Interesse der baulichen Entwick 
lung unserer aufstrebenden Landeshauptstadt und zum 
großen Schaden der gesamten Bauindustrie tief zu be 
klagen ist. Wie lange die Krise noch andauern wird, 
können wir nicht Voraussagen, jedenfalls könnte dem Bau 
gewerbe nächstes Jahr etwas geholfen werden, wenn die 
in Schwebe befindlichen Baulichkeiten, neuer Staatsbahn 
hof, Filialpostgebäude, neue Trainkaserne, Realschulbau, 
zwei Schulgebäude und fünf Arbeiterhäuser bestimmtest 
zur Ausführung gelangten. Bis zur Fertigstellung: dieser 
Bauten würde auch das Terrain der alten Trainkaserne 
auf der Landstraße frei und dann fände bei den alldort 
zu erbauenden, im Projekte stehenden Monumentalbauten 
die Bauindustrie wieder auf einige Jahre frische 1 Nahrung. 
Wir haben noch schließlich zu erwähnen, daß ein Ab 
schnitt des Franz Josefplatzes mit Asphalt von der Wiener 
-Firma N. Schefftel gepflastert wurdemnd ist die Be 
währtheit dieser Sträßenbefestigung, erst abzüwärteh, wo r 
rüber‘Wir seinerzeit genauest berichten werden. - L 
: ■ ^ Kornhoff er. „ 
Dürfen auf einen Neubau gelieferte Gegen 
stände wieder von demselben entfernt 
werden? 
Es ist eine bekannte Tatsache, daß das Baugewerbe 
durch das sogenannte unreelle Bauunternehmertum außer 
ordentlich zu leiden hat, denn jede verkrachte Existenz 
sucht sich zumeist den Titel „Bauunternehmer“ aus, um 
mit diesem Aushängeschild das Baugeld bei irgend einem 
Bankier oder Kapitalisten zu erheben, das weniger zum 
Bauen als vielmehr zu einem flotten Leben von seiten 
des Bauherrn, wie auch der Bauunternehmer sich gern 
titulieren läßt, würdige Verwendung findet. Solcher Leute 
gibt es mit jedem Tage mehr und mehr und leider kann 
von ihrer Verschlagenheit mancher Geschädigte ein Lied 
singen, andererseits ist aber der Bauunternehmer der 
jenige, der manchem schon eine Stange Gold verdienen 
ließ, weil er zumeist die höchsten Preise zählt und zahlen 
muß, so lange das Baugeld nicht erschöpft ist. Ange 
sichts dieser Momente schließen dennoch so viele Ge 
schäftsleute Lieferungen mit Bauunternehmern in der 
Hoffnung ab, daß sich dieselben bei Gunst der Ver 
hältnisse schon über Wasser halten werden. Heutzutage, 
wo indessen der Wohnungsmarkt noch immer im Zeichen 
tiefer Depression steht und die Beleiher erster Hypotheken 
angesichts erlittener Schläge mit der Beleihung eines 
Grundstücks sehr arg sind, dürfte die Mahnung ange 
zeigt sein, sich einer gewissen Vorsicht bei Engagements 
mit Bauunternehmern zu bedienen. Um objektiv zu 
bleiben, es wird viel über die Bauunternehmer gezetert, 
viel mit Recht, manchmal auch mit Unrecht. Nicht jeder 
Bauunternehmer geht darauf aus, seinen Lieferanten zu 
betrügen, nein, in vielen Fällen ist er das Opfer des 
Platzverkäufers oder des Baügeldgebers. Und gerade 
dieser Umstand ist der wunde Punkt in der zumeist 
unausbleiblichen Pleite des Bauunternehmers. Darum 
muß auch für den Lieferanten die Frage interessieren, 
ist der Platzverkäufer, der seine erste Hypothek am 
Grundstück stehen läßt, ein Ehrenmann, der nicht hinter 
der Maske eines „ollen ehrlichen Seemannes“ eine Raub 
tiernatur verbirgt. Nicht allein die Ehrlichkeit des Bau 
unternehmers sichert vor Verlusten, sondern auch das 
kulante Verhalten des Platzspekulanten. Wenn nun ein 
ehrlicher Bauunternehmer empfindet, daß der Platzver 
käufer oder Geldgeber versucht, unter einem Scheine des 
Rechts das Grundstück an sich 'zu reißen, so gibt er 
'Seinen Lieferanten wohl ' zuweilen einen 1 Wink," darin 
gipfelnd, dein Lieferanten empfehlend, die gelieferten 
Gegenstände vorn Neubau wegzuschaffen. Damit ist die
	        
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