Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 18. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 159. 
Ebenso beschloß der Gemeindeausschuß in Götzis 
(Vorarlberg) die Einführung der Niederdruck-Warm- 
wasserheizung im Schulgebäude. 
Brückenbau — Wasserreservoir. Die Gemeinde 
Zwölfmalgreien bei Bozen plant den Bau einer Straßen 
brücke über die Eisack und eines zweiten Wasser 
reservoirs. 
Öffentliche Bauten. Die Stadt Brixen plant den Bau 
eines Gymnasiums, einer Knaben Volksschule, eines Spitals 
und neuer Kasernen. Letztere sollen zur Aufnahme eines 
zweiten Bataillons dienen. 
Fusion in der Baubranclie. Zwischen der Union- 
Baugesellschaft lind der Bauunternehmung E. Groß 
& Komp, in Wien ist, wie man uns mitteilt, ein Fusions 
vertrag zustandegekommen, wonach die genannte Bau 
unternehmung völlig in die Union-Baugesellschaft auf 
geht. Die Union-Baugesellschaft übernimmt die Geschäfte, 
Depotplätze und Inventarbestände der Bauunternehmung 
E. Groß & Komp., welche zum Teile neu zu emittierende 
Aktien der Union-Baugesellschaft erhält. Baurat Eduard 
Groß und Baurat Robert Ritter v. Stockert werden 
in den Verwaltungsrat kooptiert, während der dritte 
Gesellschafter der Firma, Baurat Alfred Ritter v. Pischof, 
behördlich autorisierter Bauingenieur, als Baudirektor in 
den Verband der Union-Baugesellschaft eintritt. Die Bau 
unternehmung E. Groß & Komp., welche seit dem Jahre 
1880 besteht, hat zahlreiche Eisenbahn-, Brücken- und 
Wasserbauten im In- und Auslande durchgeführt. Unter 
anderem wurde von ihr auch der äußerst schwielige, 
acht Kilometer lange Karawankentunnel hergestellt. Die 
Leitung dieses Tunnelbaues oblag dem Baurat Alfred 
Ritter v. Pischof. 
Ein origineller Vorschlag. Von einem Wiener 
Maschinenfabrikanten erhalten wir folgendes „Einge 
sendet“, dem wir seiner originellen Abfassung halber 
Raum in unserem Blatte gewähren. Der Einsender 
schreibt: „Der Maschinenbau bemächtigt sich nach und 
nach aller Gewerbe. Das Gewerbe des Maurers gehört 
zu denen, welche sich am längsten gegen die Einführung 
von Maschinen sträuben, trotzdem daß der Maurer die 
selben am nötigsten hat. Dieses ist vielleicht gerade der 
Grund. Bei all unseren Bauten wird mit wenig Aus 
nahmen sämtliche Arbeit durch Menschenhand verrichtet 
— und dieses ist eine bedeutende Ursache mit,- daß 
unsere Häuser so teuer kommen * Maurermeister mit 60 
bis 80 Gesellen haben weder, um von den allereinfachsten 
Maschinen dieses Gewerbes zu sprechen, eine Mörtel 
maschine noch einen Steintransporteur. Maschinen* um 
Steine zu hauen, zu schneiden, Backsteinmaschinen sind 
nur von Einzelnen eingeführt worden und das Gewerbe 
des Maurers — im ausgedehnten Sinn genommen — 
wurde ein fabriksmäßiges. Da man durch fabriksmäßiges 
Erzeugen billiger erzeugt und dieses nur mittels 
Maschinen und Kapital möglich ist, so sollte dieses schon 
ein Grund sein, Maurer-Assoziationen da zu bilden, wo 
die Mittel des Einzelnen nicht hinreichen, sein Gewerbe 
fabriksmäßig zu treiben. Die Zimmerleute sind ihren Bau 
kollegen hierin sehr nachahmenswert vorgegangen. Die 
lästige, zeitraubende Arbeit des Beschlagens und Be- 
hauens der Stämme verrichtet tausendmal exakter die 
Säge, das Zapfenschneiden ebenso die Maschine und das 
Löcherbohren, Hobeln, Dübeln, Kehlen, Stemmen, Nuten 
und wie die Operationen heißen, billig und rasch die 
Maschine. Die sprichwörtliche Trägheit des Maurer 
gesellen, welche sich in humoristischen Anekdoten über 
seine Pfeife vielfach abspiegel, scheint eine Mitgift des 
ganzen Gewerbes zu sein; denn wie ist es anders zu er 
klären, wenn man auf eine Steinarbeit einen ganzen Tag 
verwendet, während dieselbe mit der Maschine in einer 
halben Stunde verrichtet werden kann, wenn man zum 
Transport der Steine 40 bis 50 Arbeiter reihenweise 
stundenlang arbeiten läßt — und gewöhnlich müssen 
auch bei dieser Taglöhnerarbeit die teuren Maurergesellen 
helfen — wo man dieselbe Arbeit mit Aufzugsmaschinen 
um das Zehnfache billiger verrichten kann; wenn man 
bei Herstellung des Mörtels statt Pferde oder Dampf 
maschine teure Menschenkraft arbeiten läßt? Können 
auch nicht alle Maurermeister Baufabrikanten werden, 
so würde es doch vorteilhaft für den Maurer wie für den, 
der mauern läßt, sein, wenn man die von den Zimmer 
leuten ergriffene Initiative nachahmen und aus dem durch 
Jahrhunderte bis zur verschwenderischsten Potenz heran 
gewachsenen Trägheitsmoment herauskommen wollte.“ 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
(Sitzung vom 5. September 1906.) 
Gemeinderat Helletzgruber referiert über das 
Ansuchen des Konvents der Karmeliten betreffs Bewilligung 
für die Ausführung von Zubauten an der Gartenseite 
des rfauses Landstraße Nr. 33 und beantragt, daß nach 
der Bauordnung diese Bewilligung nicht erteilt werden 
könne, weil das Haus im Bauverbot stehe; es möge daher 
der Gemeinderat beschließen, das Ansuchen abzulehnen. 
Nach einer längeren Debatte für und gegen die Be 
willigungserteilung wird der Antrag des Referenten 
angenommen. 
Gemeinderat Sedlacek teilt weiter mit, daß die 
Linzer Tramway- und Elektrizitäts-Gesellschaft gegen den 
letzten Passus des Gemeinderatsbeschlusses, mit welchem 
ihr die Aufstellung zweier Transformatorsäulen am Franz 
Josefplatz gestattet wird und der besagt, daß die Be 
willigung „bis auf Widerruf“ erteilt werde. Stellung nimmt 
und in einer Zuschrift ersucht, es möge dezidiert zum 
Ausdrucke* gebracht werden, daß der Gemeinderat nur 
duröh wichtige Interessen der Stadtregulierung von dem 
Rechte dieses Widerrufes Gebrauch macht. Der Referent 
stellt r den Antrag: Der Gemeinderat nimmt die Zuschrift 
zur Kenntnis und teilt der Elektrizitäts-Gesellschaft mit, 
daß der Widerruf nur dann eintreten werde, wenn die 
Gemeinde durch wichtige Interessen dazu gezwungen 
ist oder wenn der Transformator entbehrlich wird. (An 
genommen.) 
Schließlich wurde der Vorstellung der Erziehungs 
anstalt „zum guten Hirten“ für den in der Kapuziner- 
und in der Baumbachstraße abzutretenden Grund für 
Straßenverbreiterung im Ausmaße von 134 Quadratklafter 
eine Vergütung von 50 Kronen für die Quadratklafter 
bewilligt. 
Vermischtes. 
Eine Kunst- und Gewerbeschule in Abessinien. Auf 
Wunsch des Königs Menelik wird demnächst in Addis- 
Abeba eine von französischen und schweizerischen 
Professoren geleitete Schule für Kunst und Gewerbe er 
öffnet werden. 
Unfall. Am 18 August, morgens gegen 8 Uhr, 
stürzten in Hamburg zwei Maler, die in Höhe des ersten 
Stockwerks des Neubaues an der Ecke der Bismarck-
	        
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