Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 18. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 157. 
welche die Simse und Giebel krönen, trotz der Kleinheit 
des Maßstabes eine meisterhafte. Weniger kann dies von 
den Bildern gesagt werden, welche diesen Rahmen ein 
gefügt sind, dieselben verlieren von der einfachsten Linien 
skizze, die oberflächlich hingeworfen ist, bis zum aus 
geführten Gemälde. 
Von letzterem zeichnet sich durch Sorgfältigkeit 
der Zeichnung und Größe des Bildes eine Komposition 
aus, die anscheinend eine Szene aus der Erziehung des 
jugendlichen Bacchus darstellen soll und daher auf die 
Bestimmung des Zimmers, dem dieselbe entstammt, für 
Trinkgelage schließen läßt. Die übrigen Kompositionen 
scheinen keine mythologischen Motive zu behandeln und 
stellen Familienszenen dar. Die Gewölbe des oben 
benannten Korridors, dessen Wände mit einer farbigen 
Komposition fortlaufender an Säulchen aufgehängter 
Festons bedeckt sind, sind farblos, und zeigen eine wohl 
erhaltene Stuckdekoration von ganz geringem Relief, 
deren Zeichnung viele Anklänge an die bekannte Gewölbe 
dekoration eines Grabes an der via Latina hat. Die Fläche 
ist in schmälere Friese und achteckige Felder geteilt, 
welche teils mit sich wiederholenden figürlichen und 
Rankenkompositionen, teils mit Landschaften ausgefüllt 
sind. Das Erhabene ist mit einer Form gepreßt oder in 
der Form gegossen worden und überrascht durch die 
Genauigkeit der Konturen, Glätte der Flächen und Feinheit 
der Zeichnung bei einem an das Miniaturhafte grenzenden 
Maßstabe. Die zurückliegenden Teile des Bildes sind 
vertieft in Linienzeichnung anscheinend aus freier Hand 
auf dem glatten Grunde eingekratzt. 
Ein mit Ausnahme des Daches unverletzt gefundenes 
Familiengrab hat eine Ausbeute an marmornen Aschen 
urnen geliefert, welche viel Ähnlichkeit mit den in den 
Uffizien sala delle inscrizioni aufbewahrten zeigen und 
mit denselben Stierschädeln und Festons geschmückt 
sind, welche den Fries des Grabmals der Caecilia Metella 
bedecken. Eine in der Nähe des Grabmals gefundene 
Marmorstatue und Büste eines Mädchens, die vermutlich 
Familienmitglieder des Besitzers darstellen, lassen gleich 
wie die Wanddekorationen und das Familiengrab auf 
den Reichtum und hohen Stand des Hausbesitzers 
schließen. Umso auffallender ist der Mangel an künstle 
risch durchgebildeten Gegenständen der Kleinkunst in 
dem aufgefundenen Hausgerät. Es läßt dies vermuten, 
daß mit der Zerstörung des Hauses eine gleichzeitige 
Ausräubung der metallischen Kunstwerke stattgefunden 
hat oder die Rettung solcher vor oder nach der Kata 
strophe ausgeführt wurde. M. 
Heizwert der Kohle. 
Der Wert der Kohle für uns besteht in ihrer Heiz 
kraft, d. h. wenn ich mir von verschiedenen Kohlen 
sorten, Braunkohle, Steinkohle, Anthrazit, für gleichviel 
Geld hinlege, so wird diejenige Kohlensorte die wohl 
feilste und für mich preiswerteste sein, die für das gleiche 
Geld mir die meiste Wärme spendet. Das ist einfach. 
Der Witz besteht lediglich darin, von vornherein festzu 
stellen, wieviel Wärme spendet eine Tonne von diesen, 
wieviel Wärme eine Tonne von jenen Tonnen Kohlen. 
Hierfür gibt es ein Maß, aber dieses Maß ist merk 
würdigerweise in weiteren Kreisen sehr wenig bekannt 
und nur die großen Kohlenverbraucher, Fabriksbesitzer 
und dergleichen, bei denen ein fehlerhafter Kohleneinkauf 
das Verdienst eines ganzen Jahres in Frage stellen kann, 
benutzen es regelmäßig. Dieses Maß ist der Heizwert der 
Kohle und wird ausgedrückt in Wärmeeinheiten oder mit 
dem Fremdwort Kilogrammkalorien. Will ich die Güte 
und Preiswürdigkeit einer Kohle feststellen, so frageich: 
„Wie hoch ist ihr Heizwert, wieviel Wärmeeinheiten ent 
wickelt ein Kilogramm?“ Das muß auf dem Wege des 
Versuches festgestellt werden und wird bei jeder Kohlen 
sorte von den Kohlengruben aus in regelmäßigen Zeit 
zwischenräumen nachgeprüft. Für bekannte Kohlensorten 
findet man diese Zahl auch in vielen Büchern angegeben. 
So hat z. B. Braunkohle aus Brüx 4600, solche aus 
Kladno 5300 Wärmeeinheiten, Steinkohlen aus dem Ruhr 
revier, Zeche Konsolidation gibt 7900, Saarkohle aus 
Luisental 6600, oberschlesische aus der Guidogrube 7400, 
sächsische aus dem Wilhelmsschacht bei Zwickau 7300, 
Anthrazit aus Jegorschino 8200. Durch die Verarbeitung 
der Kohlen zu Preßkohlen wird der Heizwert be 
trächtlich, 30 bis 50 Prozent, gesteigert, namentlich bei 
Braunkohlen. 
Wird mir also eine Tonne (1000 Kilogramm) Brüxer 
Braunkohle im Einzelverkauf zu 20 Kronen angeboten, das 
Kilogramm also 2 Heller, so erhalte ich für diese 
2 Heller 4600 Wärmeeinheiten; soll ich anderseits für 
eine Tonne Saarkohle aus Luisental 30 Kronen zahlen, das 
heißt, 3 Heller für das Kilogramm von 6600 Wärme 
einheiten, so muß ich, um die Preiswürdigkeit zu prüfen, 
eine kleine Vergleichsrechnung anstellen. Bei der ge 
nannten Braunkohle erhalte ich für 1 Heller 2300 Wärme 
einheiten, bei der Steinkohle 2200, das Angebot für die 
Braunkohle ist also günstiger, vorausgesetzt, daß der 
Ofen, den ich habe, sich für beides, Braunkohlen- und 
Steinkohlenfeuerung, gleich gut eignet. Würden mir von 
dritter Seite Ruhrkohlen von 7900 Wärmeeinheiten zu 
32 Kronen angeboten, so erhielte- Ich hier für 1 Heller 
etwa 2470 Wärmeeinheiten, es wäre dies somit das 
günstigste Angebot, obwohl die Kohle dem Gewicht nach 
bei weitem die teuerste, ist sie im Gebrauch am billigsten. 
In Wirklichkeit sind die Unterschiede oft noch stärker. 
Das an vielen Orten übliche Kaufen nach Hohlmaßen 
ist nicht empfehlenswert. Wenigstens lassen sich obige 
Vergleiche und Nachrechnungen dann nur auf großen Um 
wegen anstellen, weil das gleiche Hohlmaß, etwa 1 Hekto 
liter, bei den verschiedenen Kohlensorten sehr verschieden 
schwer wiegt. 
Ob eine Kohle in großen Stücken oder stark zer 
kleinert geliefert wird, das hat auf ihren Heizwert keinen 
Einfluß, sondern nur bei dem Verbrennungsvorgang und 
hängt unmittelbar mit der Bauart der in Betracht 
kommenden Ofen zusammen. Kleine körnige Kohlen ver 
brennen naturgemäß rascher wie grobe Stücke. Für ge 
wöhnliche Stubenfeuerung, wo man mit einem kleinen 
Vorrat Kohlen möglichst lange einen warmen Ofen haben 
will, werden daher große Stücke zu bevorzugen sein, 
namentlich in eisernen Öfen. Die langsame Verbrennung 
ist auch eine sehr schätzenswerte Eigenschaft wirklich 
guter Preßkohlen. 
Bemerkt sei noch, daß die Kohlen durch langes 
Lagern an frischer Luft an Heizwert einbüßen und daß 
vornehmlich feinkörnige Kohlen, wenn man sie sehr hoch 
aufschichtet, zur Selbstentzündung neigen. 
Will man, was ja selten im täglichen Leben vor 
kommt, Kohlen sehr lange aufbewahren, so tut man gut, 
sie vollständig unter Wasser zu setzen. Diesbezügliche 
Versuche in der englischen Marine haben unerwartet 
gute Erfolge gezeitigt. Natürlich müssen die Kohlen vor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.