Nr. 17.
Oberösterreichische Bauzeitung.
Seite 149.
langt, so stieß man auf der Nordseite auf Granitgneis
grobkörnig und hart; die Hauptbankung war zum Teile
deutlich erkennbar, klüftig und trocken, zeitweise
schwache Knallwirkungen. Die aus dem Tunnel ab
fließende Wassermenge ist stark wechselnd und beträgt
20 bis 310 Sekundenliter.
Neuerung in der Straßenreinigung Berlins. Um
den in den Hauptverkehrsstraßen angesammelten Schmutz
so schnell als möglich zu beseitigen, wurden vier unter
irdische Dungkästen hergestellt, die am Spittelmarkt an
gebracht worden sind. Der am Tage von den Kolonnen
der Straßenreinigung zusammengekehrte Schmutz wird
bisher bestimmungsgemäß vor den Bordschwellen auf
gehäuft. Wenn auch Lücken für den Übergang nach dem
Bürgersteig gelassen werden, so wird dennoch das Publi
kum oft dadurch belästigt und die Schmutzhaufen werden
durch den Wagenverkehr wiederum auf den Pahrdamm
geschleudert. Es galt daher, durch einen Versuch fest
zustellen, ob sich nicht eine schnelle Beseitigung des
Straßenschmutzes durchführen lasse, derart, daß dieser
sofort vom Straßenniveau verschwindet. Zu diesem Zwecke
wurden vier auf Schienen laufende Dungkästen konstruiert
und unter das Pflaster versenkt. Im Bedarfsfälle steigen
sie an das Tageslicht empor, werden mit dem gesammelten
Straßenschmutz gefüllt und verschwinden diskret unter
dem Pflaster. Zur Nachtzeit tauchen sie auf, werden ent
leert und beginnen am nächsten Morgen wiederum den
Kreislauf ihres nützlichen Dienstes. Die seit geraumer
Zeit im Gange befindlichen Versuche haben sich bewährt.
Ls dürfte ein größeres, am Tage stark befahrenes Ver
kehrsgebiet mit diesen unterirdischen Reservoiren der
Straßenreinigung besetzt werden, wenn nicht etwa das
„unterirdische Berlin“, das mit Gas-, Wasser-, Kanalisations
röhren und Kabeln aller Art bis zum Überfluß gespickt
ist, ein Halt gebietet.
Ein Streik im Jahre 1522. In der gegenwärtigen
Zeit der Streiks und Aussperrungen dürfte wohl auch
folgende Schilderung eines Müllerstreiks in Villingen
(Baden) im Jahre 1522, die sich in Heinrich Hugs Villinger
Chronik (herausgegeben von Dr. Ohr. Roder, Realschul
vorstand in Uberlingen) findet, manchen interessieren:
„Item uf S. Fidestag (6. Oktober) früh am morgen — so
schreibt der Chronist — liffen die miller hir zu Villingen
allgemeinlich hinweg, meister und knechte, und es waren
meister 14 an zahl und sie vermeinten mit irm bössen
fürhaben den rat (zu Villingen) zu zwingen, zu tun, wie
sie wollten, und zogen gen Huffingen, dort zerten sie us
gemeinem seckel (Streikkasse). Daruf schrieb ein rat an
die von Oberdorff um miller; die schickten uns 4 miller,
die versahen uns mit mehl. Allso schraib (schrieb) her
Cunrat von Schellberg für die miller und bat für sy, den
sie hatten gantz unredlich gehandlett. Allso schrieb ihm
der rat wider hinuß gen Huffingen: wer sie het geheißen
hinweg gon, der solt sie haisen wieder kommen. So lagen
die miller 18 tag mit großen Kosten zu Huffingen, ver
zerrten 40 Gulden. Da schrieb ihm der Rat Cunrat von
Schellberg abermals bittend für sie. Do schrieb ihm der
rat von Villingen hinuß: sofern die miller allgemeinlich
in des ehrsamen raths straff giengen, so wolt der rat sie
nur bürgerlich straffen. Allso kamen die miller an sant
Simon und Judä abend (27. Oktober) wider heim. Da
samlete man den rat und hieß sie ihre tegatt (Degen) uff
den thisch legen uff dem rathus. Das thetten sie . . .
Und moretz (morgens) am gutemtag (27. Oktober) do
läutete man früh zu rath; allso erschienen der miller
weiber alle vorn rat, baten für ihre man, des glick graff
Fridrich und die andren edelleut batten och für die miller.
Allso ward der rath rettlich (schlüssig) und legt den
millern gemainlich ein straff uff, daß sie sich verschrieben,
dem rath zu geben von irs abtritz (Auszugs, Streiks)
wegen zway hundert guldin in zwei jaren.“
Hydraulischer Gips. Es ist allbekannt, daß Gips auch
nur durch Brennen des gewöhnlichen Gipssteines auf
bestimmte Gradhöhen hydraulisch wird. Da aber hydrau
lischer Gips unstreitig ein Material ist, das alle Aufmerk
samkeit im Baufach verdient und das schon vor vielen
Jahrhunderten bekannt und geschätzt war, so ist es doch
recht eigentümlich, ck£ß die Erkenntnis so weit „nach
hinkt“. Es ist schon vieles über Gips geschrieben worden,
auch wurde schon von unseren klassischen Vorfahren
gezeigt, was dieses Material für Wert hat und doch
müßte es mit der allgemeinen Anwendung besser bestellt
sein. Ein ordinärer Gips, mit dem man den Mörtel einst
für die Erbauung vieler alter Ritterburgen (anstatt Kalk)
bereitete, sollte doch unter allen Umständen die Aufmerk
samkeit eines Landes auf sich ziehen, das keinen Über
fluß an billigen Bindemitteln hat. Der hydraulische Gips
erlangt die Härte des Steins und ist nicht zu verwechseln
mit jenem Bau- oder Stuckgips, der mittels gewisser Zu
sätze, die ja mehr oder weniger bekannt sind, im Ab
binden, wie man sagt, verlängert wird. Man macht heute
noch Gipsdielen, die zum Teil so mürbe sind, daß man
die Kanten mit den Fingern abdrücken kann; man macht
Ornamente, Stukkaturen und dergleichen mehr, die nur
in geschlossenen Räumen haltbar sind, feuchte Luft nicht
ertragen können und bei Frostwetter überhaupt zugrunde
gehen. Wäre es nicht besser, wenn die Konsumenten der
Gipsfabrikanten die Erzeugung des genannten hydrau
lischen Gipses verlangen würden, wo sie doch wirklich
nichts anderes zu derselben brauchen, als das richtige
Brennen auf die dazu vorgeschriebenen Grade? Wenn
man die prächtigsten Gipserzeugnisse der neuesten Zeit
sieht, die durch Magnesitschmelzzusätze hergestellt werden
und den Eindruck von Porzellan machen, so muß man
zur Ansicht kommen, daß bei uns im einen und anderen
doch noch etwas schneller zu laufen wäre, um Versäumtes
nachzuholen. „Deutsche Ziegel-Zeitung“
Zum Baue des königlichen Palais in Belgrad. Der
schon seit Jahren in Aussicht genommene Bau eines
königlichen Palais und eines monumentalen Parlaments
gebäudes in Belgrad soll nunmehr in Angriff genommen
werden. Im Laufe des nächsten Monats wird der Kon
kurs für den Bau ausgeschrieben, bei dem sich nicht
nur inländische, sondern auch ausländische Unternehmer
bewerben können. Für den Bau des neuen Palais werden
4,500.000 Franken, für jenen des neuen Skupschtina-
gebäudes 1,500.000 Franken veranschlagt.
Zur Lage der deutschen Maschinenindustrie. Be
zeichnend für die Lage der Maschinenindustrie ist folgende
Erklärung der Berliner Maschinenbau-A-G. vormals
L. Schwartzkopf: Die Gesellschaft ist zur Zeit in allen
Abteilungen voll beschäftigt, die Arbeiterzahl hält sich
seit einer Reihe von Monaten auf dem höchsten bisher
erreichten Stande. Der flotte Geschäftsgang betrifft dies
mal alle Spezialitäten der Firma gleichmäßig. Das am
30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr hat bereits einen
Mehrumsatz von zirka zwanzig Prozent gegenüber dem
Vorjahre erbracht; die Fakturierungen würden noch
erheblicher gewesen sein, wenn nicht Terminüber
schreitungen der die Zwischenmaterialien liefernden