Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 144. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 17. 
Alle versuchten Mittel, das Holz durch Imprägnation 
mit Bitumen oder Metallsalzen zu schützen, haben bisher 
sehr geringe Resultate geliefert. Am meisten sind jedoch 
die sogenannten weichen Hölzer dieser Fäulnis ausgesetzt 
Es fragt sich nun, ist das dem Techniker bekannte 
Verfahren bei Legung des Holzpflasters geeignet, dieses 
Material für längere Zeit zu schützen? Selbst wenn wir 
darüber gar keine maßgebenden Erfahrungen hätten, 
müßten wir schon aus rein technischen Gründen ent 
schieden diese Frage verneinen. 
Da Holz nur an ganz trockenen Orten für längere 
Zeit gegen die Fäulnis zu schützen ist, so sind wir der 
entschiedenen Ansicht, daß das Holz im Straßenpflaster, 
wo es einem steten Wechsel von Nässe, Feuchtigkeit und 
Trockenheit unterworfen und mit der Luft in steter Be 
rührung ist, um so rascher verfaulen muß, als hier gerade 
alle Verhältnisse vorhanden sind, welche diesen Zer 
setzungs-Prozeß begünstigen. 
Ist einmal das Holz verfault — was unbedingt bald 
der Fall sein wird — dann ist das Pflaster viel schlechter 
als das so verrufene Katzenköpfelpflaster, weil es ebenso 
uneben wird als jenes, schlecht zu reinigen ist und dabei 
gesundheitsschädliche Dünste abgibt. 
Ist ein unter dem Pflaster befindliches Objekt zu 
reparieren, so ist die Aufreißung des Holzpflasters von 
viel schlechteren Folgen als bei jedem anderen Materiale 
und zwar wegen der Bretterunterlage, welche nie wieder 
gleichmäßig hergestellt werden kann, ohne größere Flächen 
des Pflasters aufzureißen. 
Vom Holzpflaster wird behauptet, daß es geräuschlos 
sei, wir sind der festen Überzeugung, daß dies nur so 
lange der Fall ist, als es neu ist, denn infolge der un 
gleichen Abnützung wird es uneben, das Geräusch aber 
rührt nicht so sehr von dem Lärm allein her, welchen 
das Rad auf dem harten Stein verursacht, als vielmehr 
von dem Geklapper der einzelnen Teile des Wagens, 
wenn derselbe über holperige Flächen fährt und stark 
gerüttelt wird. 
Nach allem hier Gesagten geht klar hervor, daß Holz 
pflaster nur an solchen Stellen anzuwenden sei, wo aus 
besonderen Gründen jedes andere, in sich selbst gutes 
Pflaster nicht mit Vorteil für den Verkehr angewendet 
werden kann. 
Solche Stellen sind stark geneigte Straßenteile (ob 
gleich an solchen Stellen Macadam ebenso vorteilhaft 
ist) oder auf unseren Brücken, wo jedes dicht und fest 
liegende Pflaster unmöglich ist. An solchen Stellen ist 
der Kostenpunkt weniger in Betracht zu ziehen als die 
unabweisbare Notwendigkeit, ein bequemes Pflaster zu 
haben, selbst wenn es jede Jahre gänzlich erneuert werden 
müßte. J. A. 
Behandlung von Treibriemen. 
Gewöhnlich wird, wenn ein Riemen nicht läuft, 
Harz darauf geworfen; Harz und harzige Stoffe, wie 
Kolophonium, sind aber dem Leder unter allen Umständen 
schädlich. Zur Verhinderung des Gleitens der Riemen 
war bisher immer noch das beste, einfachste und dem 
Leder zuträglichste Mittel das, beim Auflauf zwischen 
Riemen und Scheibe etwas reinen, guten Talg aufzu 
geben, wodurch der Riemen anschwillt, sich kürzt und 
dann durchzieht, zumal er infolge des Fettes sich besser 
der Scheibe anschmiegt und sich festsaugt, ähnlich wie 
die feuchte Hand auf einer polierten Fläche. Es wird 
also hiedurch die gewünschte Adhäsion auf eine natür 
liche Weise erzielt und es bedarf daher der Riemen 
keineswegs einer künstlichen Adhäsionsschmiere, durch 
welche anderseits der Riemen nur geschädigt wird. 
Zur Konservierung der Treibriemen war das beste 
bisher angewendete Mittel Fischtran, wie solcher auch in 
den Gerbereien angewendet wird; allein, einmal wird der 
selbe häufig wieder mit Harzsubstanzen gefälscht, so daß 
er, von anderem abgesehen, mindestens nicht leistet, was 
man von ihm erwartet, dann aber ist in dem Mineral 
fette ein Ersatzprodukt gefunden, welches sowohl Fisch 
tran wie Talg zu ersetzen im Stande ist. Die Haupt 
sache, um die Riemen zu konservieren, gegen Zerreißen zu 
schützen, Kraft zu ersparen und einen ruhigen, gleich 
mäßigen Betrieb zu erzielen, beruht in dem Einfetten 
der Außenseite der Riemen, welche einerseits durch die 
größere Ausdehnung zuerst dem Zerreißen ausgesetzt 
sind, während anderseits durch das Einfetten derselben 
die Struktur und das organische Gefüge des Leders am 
besten geschützt werden, wogegen Steifheit und Sprödig 
keit desselben naturgemäß die Zerreißung begünstigen. 
Wird nun der Riemen durch das Einfetten geschmeidiger, 
so rundet er sich beim Übergange über die Scheibe 
leichter, schmiegt sich inniger an, kann also leichter fort 
getrieben werden bezw. selbst treiben. Ein steifer? 
trockener Riemen (durch Wärme und Luftzug wird jeder 
Riemen trocken und steif) rundet sich nicht, sondern 
liegt wie ein Vieleck um die Scheibe herum und gibt 
daher wenig Nutzeffekt. Es folgt daraus, daß das Ein 
fetten der Außenseite der Riemen stets die Hauptsache 
ist, das Fetten der Innenseite ist nur ein Notbehelf für 
gewisse Fälle, die sich aber bei Anwendung von Mineral 
fett nur noch-sehr Beiton zeigen werden. 
Zieht ein Riemen nicht, so geschieht es wegen der 
auf der Innenseite gebildeten Staub- und Fettkruste, die 
sich, auch wenn man sie abkratzt, durch Aufgeben von 
Harz etc. bald neuerdings bildet. Es ist aber der große 
Vorzug des Minerallederfettes, daß sich solche Ab 
lagerungen nicht bilden können und die Innenseite gar 
nicht gefettet zu werden braucht, weil der von außen 
eingefettete Riemen stets eine gewisse Fettfeuchtigkeit 
behält, die zugleich den günstigsten Reibungskoeffizienten 
ergibt. Nach Morins Versuchen ist der Reibungs 
koeffizient für Hanfseile auf hölzernen Rollen 050, für 
neue Riemen auf hölzernen Rollen 0*50, für gewöhnlich 
fette Riemen auf hölzernen Trommeln 0*47, für feuchte 
Riemen auf abgedrehten gußeisernen Riemenscheiben 038, 
für gewöhnliche fette Riemen auf abgedrehten gußeisernen 
Riemenscheiben 028, für eingefettete Riemen 0T2. Je 
größer der Reibungskoeffizient ist, um so weniger werden 
die Riemen bei sonst gleichen Umständen auf der Riemen 
scheibe ausgleiten, und um so schwächer dürfen sie 
gespannt sein, d. h. brauchen sie angespannt und ange 
strengt zu werden. Fett eingeschmierte Riemen leisten 
hiernach am wenigsten. Hiebei ist unter Fettung die 
jenige mit Talg, Fischtran etc. verstanden. Die Fettung 
mit Minerallederfett besitzt aber, weil dieses ein minera 
lisches, kein tierisches oder Pflanzenfett ist, einen ganz 
anderen Charakter, im Effekte etwa einem angefeuchteten 
Riemen zu vergleichen, also mit dem günstigsten 
Koeffizienten. Je beständiger daher der Riemen in diesem 
fettfeuchten Zustande arbeitet, um so besser ist es für 
den Riemen und für den Betrieb. Am meisten ist 
natürlich auf diejenigen Riemen zu sehen, welche die
	        
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