Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Seite 138. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 16. 
und für Submissionen bestimmte Mindestpreise vereinbart, 
deren Unterbietung* mit hoher Konventionalstrafe be 
droht ist. Dieses Vorgehen hatte den Erfolg, daß bei der 
nächsten städtischen Submission wesentlich bessere 
Preise erzielt wurden. Die betreffende städtische Kom 
mission erklärte jedoch die Submission für ungültig und 
schrieb die Arbeiten neu aus und zwar öffentlich, so daß 
auch auswärtige Unternehmer sich beteiligen konnten. 
Die auswärtige Konkurrenz blieb jedoch fern und so 
sahen die Tischlermeister den Erfolg, daß sie durch ihr 
Zusammenhalten etwas erreicht hatten. Bei der nächsten 
Submission fand sich jedoch schon einer aus den eigenen 
Reihen, der trotz der Vereinbarung die Mindestpreise 
unterbot und auch die Arbeiten erhielt. Gegen dieses 
Mitglied der Vereinigung ist jetzt die Klage auf Zahlung 
der Konventionalstrafe erhoben. 
Feuersichere Vorhänge. Nicht nur dort, wo noch 
Gas oder gar Petroleum gebrannt wird, sondern auch 
unter der Herrschaft des elektrischen Lichts sind Fenster 
vorhänge und ähnliche Draperien der Sitz einer gewissen 
Feuersgefahr. Professor Doremus aus Washington ist 
daher öffentlich dafür ein getreten, daß zunächst die Be 
sitzer von Hotels dazu verpflichtet werden sollten, Vor 
hänge und auch andere feuergefährliche Ausstattungs 
gegenstände feuersicher zu machen. Zu diesem Zweck 
wird gleichzeitig ein billiges und wenig mühsames Ver 
fahren vorgeschlagen, das auf die Verwendung von Am 
moniakverbindungen abzielt. Man kaufe sich ein Pfund 
von phosphorsaurem Ammonium in irgend einer Drogerie, 
löse es in Wasser zu einer starken Lösung auf und halte 
diese zu ständigem Gebrauch in dem Waschraum auf 
bewahrt. Die Wäscherin muß, wenn sie die Gardinen zum 
Stärken vorbereitet, etwas von der Lösung in die Stärke 
hineingießen und dadurch wird das gewaschene Leinen 
für geraume Zeit feuersicher sein. Doremus empfiehlt das 
Mittel zur allgemeinsten Anwendung für jeden Hausstand, 
da seine Benutzung so leicht und billig bewirkt werden 
kann. Die Kosten sind so gering, daß selbst bei ver 
hältnismäßig großer Wäsche einmal wöchentlich der Be 
trag in Pfennigen kaum anzugeben ist. Die Verwertung 
der Lösung ist nicht etwa auf Leinenzeug, Tüll oder 
andere Stoffe beschränkt, die nach der Wäsche gestärkt 
werden, sondern kann ganz allgemein auch auf Gegen 
stände ausgedehnt werden, die gar nicht in die Waschküche 
wandern; auch das Holzwerk an Fenstern und Türen 
und sogar der Fußboden oder Wandtäfelungen können 
mit der Lösung gewaschen und daher für geraume Zeit 
feuersicher gemacht werden. Ob der Professor mit diesen 
guten Ratschlägen viel Erfolg haben wird, bleibt immer 
hin fraglich, denn gerade gegenüber der Möglichkeit des 
Ausbruchs eines Brandes sind die meisten Menschen 
Fatalisten und glauben genug getan zu haben, wenn sie 
sich in eine Feuerversicherung eingekauft haben. 
Die Schulgebäude der Zukunft. Seitdem in den letz 
ten Jahren einige Großstädte, besonders Berlin, Dresden, 
Hamburg, sogenannte Schulbaracken als Notbauten er 
richtet haben, hat man nach und nach erkannt, daß die 
Anwendung des Pavillonsystems große Vorzüge hat. Die 
selben liegen auf hygienischem und schultechnischem, 
aber auch auf staats wirtschaftlichem Gebiete. Die Ver 
schiebung der Bevölkerung durch wirtschaftliche Ereig 
nisse ruft oft ohne die Schuld der Verwaltung die Schul 
not hervor, d. h. die Verhältnisse, die die regelmäßige 
Einschulung der Kinder unmöglich und den in päda 
gogischer, wie in hygienischer Hinsicht verwerflichen 
Halbtagsunterricht in zweimal am Tage benutzten Schul 
räumen nötig machen. Man hat in den neunziger Jahren 
begonnen, sogenannte Pavillonschulen zu bauen, sich aber 
in der weiteren Verbreitung des Systems durch die hohen 
Bodenpreise schwer behindert gesehen. In Zukunft wird 
das immer mehr der Fall sein und deshalb müssen trans 
portable, d. h. zerlegbare Schulpavillons als die Schul 
stätten der Zukunft bezeichnet werden. Besonders be 
währt hat sich das „System Michael“, nach welchem eine 
Reihe derartiger Schulpavillons bereits gebaut worden 
ist. In Hamburg wird in Kürze ein solches auf dem Ge 
biete der katholischen Gemeinde am Eimsbütteler Park 
errichtet werden. Die außerordentlich leicht aufstellbaren 
transportablen Gebäude „System Michael“, unter An 
wendung der heutigen stabilen Baukonstruktionen, in 
modernster architektonischer Ausführung hergestellt, ge 
nügen allen sanitären Vorschriften vollauf. Das „System 
Michael“ beruht auf der denkbar einfachsten Gebäude 
konstruktion, nach welcher die geschmackvoll und 
modern hergestellten Bauten in einem Tage aufgestellt 
und, wenn später erforderlich, ohne jeden Schaden für 
die Bauteile auch abgebrochen werden können. Die Ge 
bäude repräsentieren sich als durchaus vertrauen 
erweckende, elegante Bauten unter Berücksichtigung 
tadelloser Luft- und Lichtverhältnisse. Die aus patent 
amtlich geschützten Bauteilen bestehenden Gebäude er 
freuen sich ganz besonders auch einer großen Billigkeit 
und gewähren einen vollständigen Ersatz für Massiv 
bauten. Spätere Veränderungen der einzelnen Wohnräume 
bezüglich ihrer Größe und Lage zu einander sind wunsch 
gemäß möglich und nicht, wie bei anderen Bauarten, an 
bestimmte Maße gebunden. Der Aufenthalt in diesen Ge 
bäuden entspricht im Sommer wie im Winter durchaus 
demjenigen in Massivbauten. Alle Räume sind leicht heiz 
bar und stets trocken, der Aufenthalt darin ist ein an 
genehmer und der Gesundheit zuträglicher. Die Eigen 
schaft, ein Gebäude mit geringer Mühe und kaum nennens 
werten Kosten von einem Bauplatze nach dem anderen 
zu verlegen, ist ferner ganz gewiß ein nicht zu unter 
schätzender Vorteil. — „System Michael“ löst damit die 
Frage der Einfachheit in der Konstruktion, der Voll 
kommenheit in technischer Beziehung und der Festig 
keit der Gebäude selbst und der Billigkeit in der denk 
bar besten Weise. 
Patentliste 
über in Österreich und in Deutschland angemeldete und 
erteilte Patente, zusammengestellt von Viktor Tischler, 
Ingenieur und Patentanwalt, Wien, VII/2, Siebensterngasse 39. 
Auszüge aus diesen Patentanmeldungen sind erhältlich. 
Gegen die zur Auslegung gelangten Anmeldungen kann 
auf Grund des § 58 des Patentgesetzes innerhalb zwei Mo 
naten, vom Auslegungstage ab gerechnet, Einspruch erhoben 
werden. 
In Österreich ausgelegte Patente: Beton 
decke mit aus Unterlagsplatten bestehender Schalung. 
Max Krauß, München (A. 212—06). — Verfahren zur Her 
stellung massiver Decken. Heinrich Schneider, Dresden 
(A. 32—05). — Säule aus armiertem Beton. Robert 
Augustus Oumminge, Beaver (A. 3919—05). — Vor 
richtung zur Abdichtung der Fugen von Türen, Fenstern 
u. dgl. Lukas Horvath, Budapest (A. 5034—05). — 
Einrichtung zur Ermittlung von Mauerfugen in Wohn- 
räumen u. dgl. — Otto Wilhelmini, Küßnacht (A. 228—06).
	        
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