Nr. 15.
Oberösterreichische Bauzeitung.
Seite 129.
Form finden. Seine früheren Historienbilder sind nicht
immer frei Vom Bizarren und seine frühen Bildnisse vom
Gezwungenen, ja Glatten, Eleganten, später steigert sich
sein Stil zum Grandios-Phantastischen, zur höchsten
Vollendung des Helldunkels, dann ruhiger elementarer
Großartigkeit.
Eine besondere Vorliebe hatte er für die Darstellung
seiner eigenen Person. Es existieren eine ganze Anzahl
solcher Selbstbildnisse. Auch seine erste Gemahlin Saskia
wurde wiederholt von ihm porträtiert.
Erhalten sind von seinen Werken gegen 580 Ge
mälde, 275 Radierungen und gegen 1500 Handzeichnungen,
teils im Privatbesitz, meist aber in den ersten Galerien
Europas. Die berühmtesten Sammlungen seiner Werke
besitzen Paris, Amsterdam, London, Dresden und Wien.
Unter der großen Anzahl seiner Werke werden als die
bedeutendsten angesehen: Die Nachtwache, jetzt in
Amsterdam, Anatomie, jetzt im Haag, Raub des Ganymed,
jetzt in Dresden, Familie des Tobias, Paris, Moses, die
Gesetzestafeln zertrümmernd, Berlin, Simson, Berlin,
Opfer Abrahams, Petersburg, Gastmahl des Ahasverus,
Dresden, Kreuzabnahme, München.
Lokale Baunotizen.
Hotelbau in Gastein. Nach dem Projekte des Archi
tekten der k. k. Staatsbahn, Herrn Rudolf Gwinner,
derzeit als Leiter des Bahnhofbaues in Czernowitz ange
stellt, läßt der Bahnhofrestaurateur in Linz, Herr Viktor
Sedlacek, in Gastein ein 6stockiges Hotelgebäude er
bauen, das im Parterre und im ersten Stockwerke große
Restaurationslokalitäten, in den übrigen Etagen aber
Wohnräume für Sommergäste enthalten wird. Die Her
stellung des Gebäudes erhielt die „Oberösterreichische
Baugesellschaft“, welche auch die Detailpläne von dem
Projekte auszuarbeiten hat. Der Bau soll an Großartig
keit und Eleganz alle anderen Gasteiner Hotels um
vieles übertreffen.
Stipendien für Schüler des Baufaches. Der ver
storbene Baumeister, Herr Karl Höbarth in Linz, dem
wir in Nr. 12 unseres Blattes einen ehrenden Nachruf
widmeten, hat eine Stiftung eingesetzt, nach welcher
Stipendien zu 400 Kronen an arme Schüler des Bau
faches an der k. k. Staats-Handwerkerschule in Linz,
sowie Stipendien zu 800 Kronen an dürftige Hochschüler
der technischen Hochschule in Wien verliehen werden
sollen. Diese Stiftungen haben namentlich in Bautechniker
kreisen große Freude hervorgerufen.
Zur Errichtung einer Mörtelfabrik in Linz. Wir
haben kürzlich mitgeteilt, daß eine Berliner Mörtelfabrik
durch ihren Vertreter in Linz anfragen ließ, ob es sich
nicht verlohnen würde, daselbst ein Filialgeschäft zur
Erzeugung von Maschinenmörtel zu errichten und daß
dem Fragesteller von einigen Herren Baumeistern zufolge
der schwachen Bautätigkeit hier von einem solchen
Unternehmen abgeraten wurde. Der Vertreter begründete
den Zweck einer Mörtelfabrik, die heute schon im Aus
lande in den meisten hervorragenden Städten vorzufinden
sind und sich überall gut bewähren, in folgendem: Die
Mörtelfabriken stellen sich zur Aufgabe, den Kalkmörtel
fix und fertig gemengt, so daß der Maurer vor dem Ver
arbeiten desselben nur noch etwas Wasser zuzusetzen
hat, in genau abgemessenen Wagen nach den Bauten
zu liefern. Zunächst wird durch das Mengen des W r eiß-
kalkes mit dem Sand mittels einer Dampfmörtelmaschine
jedenfalls ein durchaus innigeres Gemenge erzielt, wie
solches in der Kalkbank und im Kasten des Maurers
nicht zu erlangen ist. Daraus aber erwächst der nicht
zu unterschätzende Vorteil, daß der Mörtel eine viel
raschere und festere chemische Verbindung eingeht und
somit auch schneller trocknet. Es dürften also Häuser,
welche mit Maschinenmörtel gebaut sind, jedenfalls
rascher als andere beziehbar sein. Sodann ist noch
hervorzuheben, daß der Maurer dadurch, daß er den
Mörtel nicht erst zu bereiten hat, mehr Arbeit leisten kann
und endlich ist nicht zu unterschätzen, daß die Fabrik
zu jeder Zeit immer frischen Mörtel liefert. Diese Vor
teile sind alle nicht zu unterschätzen, doch hätte die
Berliner Fabrik vor etwa 4 bis 5 Jahren Anfrage stellen
lassen sollen, vielleicht wäre da die Zeit gewesen, wo
sich eine solche Anlage in Linz rentiert hätte.
Zur Lage der Baugewerbe. Wie die Verhältnisse
heute stehen, übt die verminderte Baulust auch eine ab
trägliche Wirkung auf sämtliche Gewerbe aus, die mit
dem Bauwesen in Verbindung stehen. Da die Bauaus
führungen für die Stadtgemeinde Linz, nämlich die Er
weiterung der städtischen Schwimmschule, der Schulbau
am Römerberg und die Adaptierung der Kayser’schen
Fabrik zu einem Schulhause schon ihrer Fertigstellung
entgegensehen, so ist die ganze dermalige Bautätigkeit
auf den Kirchenbau in der Neustadt, auf die herzu
stellenden 4 städtischen Arbeiterhäuser und auf eine geringe
Zahl von Privatbauten beschränkt, die nicht dem vierten
4. Teil unserer Bauindustriellen genügende Beschäftigung
bieten kann. Größere Arbeiten werden nur zu erlangen
sein beim Bau der Militärunterrealschule in Enns und
beim Realschulbau in Linz, vorausgesetzt, wenn in Bälde
die Zustimmung des Unterrichtsministeriums bezüglich
Änderung des Bauprogrammes bei der Stadtbehörde
eingelaufen ist.
Konzessions-Verlängerung. Das Handelsministerium
hat im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern
und mit dem Ackerbauministerium dem behördlich auto
risierten Bauingenieur und Stadtbaumeister Herrn Rudolf
Urbanitzky in Linz die Bewilligung zur Vornahme
technischer Vorarbeiten für einen Schiffahrtskanal von
Urfahr, bezw. Linz a. d. Donau bis Budweis an der
Moldau neuerdings auf die Dauer eines Jahres erteilt.
Lieferung von Brennmaterial. Die k. k. Statthalterei
in Linz vergibt die Lieferung von 100 Kubikmeter
Buchenscheiterholz, 200 Kubikmeter weiches Scheiterholz
und 1000 Zentner Duxer Salonkohle für 1906—1907.
Offerte sind bis 20. August bei der Statthalterei-Hilfs
direktion in Linz einzureichen.
Kanalisierung. Der Gemeinderat in Linz beschloß
die Herstellung eines Straßenkanales auf der Wiener
Reichsstraße mit einem Kostenaufwand von 2800 Kronen
sowie den Ankauf eines Grundstückes zur Verbreiterung
der Wiener Reichsstraße.
Zum Bau der Militärunterrealseliule in Enns. Wie
wir voraussagten, hat die Stadtgemeinde Enns als Bau
herrin das Offert der „Oberösterreichischen Baugesell
schaft“ behufs Herstellung der Militärunterrealschule in
Enns akzeptiert und dieser Unternehmung die Aus
führung des Baues übertragen. Die Inangriffnahme des
Baues ist täglich zu erwarten.
Gasthausbau. In St. Georgen a. d. G. beabsichtigt
ein Linzer Bauunternehmer ein Gasthausgebäude mit
Tanzsaal erbauen zu lassen.