Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Nr. 13. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 115. 
hohe Miete gefordert wird. Zu berücksichtigen ist auch, 
daß der Milchverkauf keinen so hohen Gewinn erwarten 
läßt, wie er z. B. bei den Selterswasserbuden erzielt 
wird. Eine jährliche Miete von 50 Mk. für jeden Platz 
erscheint angemessen. In Aussicht genommen sind einst 
weilen 4 Plätze. Der Verein gegen den Mißbrauch geistiger 
Getränke in Kiel hat sich erboten, die Vermittlung mit 
den einzelnen Unternehmern und die Überwachung des 
Betriebes zn übernehmen, so daß die Stadt nur mit dem 
Verein zu tun haben würde. 
Alles schon dagewesen. Das „Narrenschiff“, eine 
satirische Dichtung des bekannten Gelehrten und 
Dichters Sebastian Brant, brachte im Jahre 1494 die 
folgenden Klagen über den „Niedergang“ des Hand 
werkes, welche zeigen, daß auch in der viel gepriesenen 
guten alten Zeit der goldene Boden des Handwerks auch 
recht oft eher von allem anderen als von Gold war. Sie 
lauten: 
Kein Handwerk hat mehr seinen Wert, 
Überlastet ist jedes und beschwert; 
Ein jeder Knecht will Meister werden, 
Drum sind jetzt Handwerk viel auf Erden. 
Mancher zum Meister sich erklärt, 
Dem nie ein Handwerk ward gelehrt. 
Was dieser nicht will billig geben, 
Da sieht man zwei oder drei daneben, 
Die meinen das zu liefern wohl, 
Doch die Arbeit ist nicht wie sie soll; 
Man hudelt Ware jetzt in EiF, 
Daß man sie billig halte feil. 
Dabei kann man nicht lange bleiben: 
Teuer kaufen und wohlfeil vertreiben! 
Mancher erleichtert andern den Kauf 
Und nimmt darüber zum Tor den Lauf. 
Wohlfeilen Kauf liebt jedermann 
Und doch ist keine Bürgschaft dran; 
Denn wenig Kosten legt man an, 
Wenn man es schnell nur schaffen kann 
Und wenn es nur ein Ansehn habe, 
Das Handwerk trägt man so zu Grabe. 
Es kann kaum noch ernähren sich, 
Was du nicht tust, das tu nun ich 
Und leg nicht Zeit noch Kosten an, 
Wenn ich nur recht viel liefern kann. 
Ein zweistöckiges Haus — gestohlen. Die Diebe 
leisten sich immer erstaunlichere Stücke. Daß ein ganzes, 
ziemlich stattliches und massiv gebautes Wohnhaus ge 
stohlen wird, dieser in Deutschland wohl einzig da 
stehende Fall hat sich jetzt in Halle a. S. ereignet. Wie 
von dort gemeldet wird, ist ein an der Wörmlitzerstraße 
gelegenes zweistöckiges Haus vom Erdboden ver 
schwunden und von den Spitzbuben „versilbert“ worden. 
Das Haus war Erben zugefallen, die in Berlin ihren 
Wohnsitz haben. Es blieb seit einiger Zeit unbewohnt 
und erst kürzlich traf der Erbe in Halle ein, um sein 
neues Besitztum in Augenschein zu nehmen. Da er aber 
trotz sorgfältigen Suchens in der genannten Straße das 
Haus nicht finden konnte, nahm er die Hilfe der Polizei 
in Anspruch. Durch die sofort eingeleiteten Recherchen 
wurde festgestellt, daß das Haus gestohlen worden ist. 
Ein „Abbruchsunternehmer“ hatte die Niederlegung des 
Gebäudes ordnungsmäßig bei der städtischen Baube 
hörde angemeldet und auch die Erlaubnis zur Aufstellung 
des erforderlichen Bauzaunes erhalten, der inzwischen 
wieder beseitigt ist. Die weiteren Ermittelungen ergaben, 
daß der „Abbruchsunternehmer“ ein alter Zuchthäusler 
Franz Block ist, der es mit Hilfe seiner Komplizen abriß 
und sämtliche Teile zu Geld machte. Der originelle Dieb 
wurde verhaftet; seine Helfershelfer konnten jedoch noch 
nicht ermittelt werden. 
Patentliste 
über in Österreich und in Deutschland angemeldete und 
erteilte Patente, zusammengestellt von Viktor Tischler, 
Ingenieur und Patentanwalt, Wien, VII/2, Siebensterngasse 39. 
Auszüge aus diesen Patentanmeldungen sind erhältlich. 
Gegen die zur Auslegung gelangten Anmeldungen kann 
auf Grund des § 58 des Patentgesetzes innerhalb zwei Mo 
naten, vom Auslegungstage ab gerechnet, Einspruch erhoben 
werden. 
In Österreich ausgelegte Patente: Ver 
fahren zur Herstellung von Wandverkleidungen. F. R. A. 
Sundeil, Stockholm (A. 1840—03). — Feuerschützvor 
richtung für Bühnen und Zuschauerhaus. A. K. E. Frei 
herr von Gilsa und Anton Karst, beide in Kassel 
(A. 2978—05). 
In Deutschland an ge meldet: Ringbecken für 
Gasbehälter und dergleichen mit zylinderischem oder 
kegelförmigem Innenhohlraum und als Gefäß ausgebildeter 
Decke. August KlÖnne, Dortmund (K. 26628). — Ein 
richtung zur Verbindung der Gitterstäbe mit den 
Gurtungen von Holzgitterwerken. Gesellschaft für Aus 
führung freitragender Dachkonstruktionen in Holz „System 
Stephan“, G. m. b. H., Düsseldorf (St. 8997). 
I n D e k u t s c h 1 a n d e r t e i 11 e Patente: Vorrichtung 
zur Befestigung von Dachziegeln an den Latten. Wilhelm 
Meusel, Zahna (Nr. 173698). — Hohlstein mit einschlag 
barer Brücke und mehreren Hohlräumen. Otto Förster, 
Berlin (Nr. 173697). — Mischmaschine für Sand, Zement 
und ähnliche Stoffe mit getrenntem Zufuhrbehälter für 
das zu mengende Gut. Heinrich Crome, Crivitz (Nr. 173036). 
Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung 
von Baumaterialien. 
Bau eines Auf nalimsgebäudes. 
Die k. k. Staatsbahndirektion Krakau vergibt im Offert 
wege den Umbau und die Vergrößerung des Aufnahms 
gebäudes in der Station Bochnia und zwar: a) Aus 
führung der Baumeisterarbeiten; b) Lieferung und 
Montierung einer eisernen Veranda und c) Lieferung 
eiserner Portalfenster, Dachoberlichte und eines Vor 
daches. Anbote sind bis 7. Juli 1. J., mittags 12 Uhr, 
bei der genannten Direktion einzureichen, bei welcher 
auch (Abteilung für Bahnerhaltung und Bau) Pläne, 
Bedingnisse und sonstige Behelfe eingesehen werden 
können. 
Walzfabrikate. 
Bei den k. k. Staatsbahndirektionen Krakau, Olmütz 
und Pilsen finden am 20. Juli 1. J., mittags 12 Uhr, 
Offertverhandlungen statt, bei welchen die Lieferung des 
Bedarfes für das Jahr 1907 von Walzfabrikaten und 
diversen Eisenwaren zur Vergebung gelangt. Die 
Quantitäten etc. können bei den betreffenden Direktionen 
in Erfahrung gebracht werden. 
Eisenkonstruktion. 
Die k. k. Staatsbahndirektion Pilsen vergibt im Offert 
wege die Lieferung und Aufstellung der Eisenkonstruktion 
der Brücke in Kilometer 13P9 der Linie Pilsen — Dux 
bei der Station Plaß im Gewichte von zirka Kilo 
gramm 216*424 und 58*8 Meter Stützweite. Die Offert
	        
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